Mittwoch, 29. Dezember 2021

Impffanatiker und Impfgegner

 

 

 

Leider bin ich nicht kompetent genug, um mit Sicherheit sagen zu können, ob Bedenken gegen die zur Zeit verfügbaren Corona-Impfstoffe gerechtfertigt sind. Alle "seriösen" Quellen tendieren dazu, Unbedenklichkeit zu attestieren. Alle "systemkritischen" Informationskanäle warnen vor Impfungen, und zwar mit bedenklicher Interdependenz zwischen antisystemischer (anti-staalicher, anti-gesellschaftlicher, anti-schulwissenschaftlicher) Haltung und Impfskepsis: so, als wäre es die moralische Pflicht der außerparlamentarischen Opposition bzw. jeden sich als systemkritisch verstehenden Menschen, automatisch auch Impfgegner zu sein.

Einige medizinisch kompenente Experten gehen so weit, sich Impfgegner im Gefängnis zu wünschen, weil sie durch ihr egoistisches und verantwortungsloses Verhalten andere Menschen gefährden. Doch weiter als einen Lockdown zu verhängen sollten meines Erachtens staatliche Maßnahmen nicht greifen; eine Impfpflicht, oder sogar ein Impfzwang, wäre eine Verletzung der Grundrechte. Hier sind es eher die Philosophen, die vor einem Ausufern der Staatsmacht warnen und eine Quasi-Gesundheitsdiktatur verhindern wollen.

Es sind schwer abzuwägende Entscheidungen. Was ist wichtiger, meine Freiheit oder die Gesundheit gefährdeter Personen? Wie weit würde eine Impfpflicht tatsächlich meine Freiheit einschränken? Würde ein jugendlicher, aufrichtig sich um seine Freiheit sorgender Mensch, die Güter anders abwägen, wenn sich seine Großmutter am Coronavirus ansteckt und schwer erkrankt, möglicherweise sogar stirbt?

Ich habe einen Master in Philosophie mit dem Schwerpunkt praktische Philosophie. Es geht um Ethik, Moralität, Sittlichkeit, und es war meine eigene Entscheidung, mit diesem Schwerpunkt zu studieren. Das heißt, ich war schon immer dazu geneigt, die Freiheit als einen höheren Wert gegenüber Fürsorge oder Solidarität zu betrachten. Doch ich bin nicht ideologisch verblendet, nicht derart radikal libertär, dass ich eine antisoziale Interpretation der Freiheit befürworten kann. Freiheit muss Rücksicht nehmen, im mindesten auf die Freiheit anderer. Aber diese gibt es nicht im Fall von durch Aerosole übertragbaren Viren. Wer sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit konfrontiert sieht, kann den Sexualakt mit dem ansteckenden Mitmenschen verweigern. In einer urbanen Gesellschaft bedeutet aber, Überträger des Coronavirus zu sein, anderen, zu denen man keinen persönlichen Kontakt hat, und die man nicht um ihre Zustimmung zum Risiko fragen kann, keine Wahl zu lassen, d. i. ihre Freiheit zu nehmen.

Es gibt Gründe dafür, von der Gefährlichkeit der Impfung überzeugt zu sein. Es gibt, wie ich es sehe, mehr Gründe dafür, sich impfen zu lassen. Doch als wissenschafts-optimistischer Mensch bin ich da zu wenig kritisch und verfüge über zu wenig wissen, um kategorisch die Impfpflicht befürworten zu können. Am schuldigsten macht sich, wer sich die Entscheidung leicht macht, wer sich unreflektiert aus politischer Überzeugung, privater Frustration, Gedankenlosigkeit oder Opportunismus für eine Impfung oder dagegen entscheidet.  

 

Montag, 27. Dezember 2021

Dunkeldeutschland rächt sich

 

 

 

In der Flüchtlingskrise 2015 hat die Regierung in Deutschland über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden. Dass alles letztlich gutgegangen ist, ist keine Entschuldigung, und damals war es nicht abzusehen. Die unkontrollierte Migration durch geöffnete Grenzen löste Ängste aus, die Regierung verweigerte sich ihrer ersten Pflicht, des Schutzes der Landesgrenzen.

Durch das Gefühl der Ohnmacht ist bei vielen ein Trauma geblieben. Besonders Bürger der ehemaligen DDR, die 25 Jahre später eine nicht mehr für möglich gehaltene Ohnmachtserfahrung gegenüber dem Staat gemacht haben, wurden nachhaltig radikalisiert und der AfD in die Arme getrieben. Und dann kam Corona.

Der einzelne Bürger kann sich nicht an der Landesgrenze hinstellen und illegalen Einwanderern den Zutritt verweigern. Er kann sich aber einer Impfung verweigern. Die Aufnahme der Flüchtlinge war an sich ein Zeichen der Humanität und globaler politischer Verantwortung, nur die Art der Umsetzung erschien den Bürgern einiger Aufnahmeländer wie Vergewaltigung. Was dem Bürger damals an Sicherheit und Kontrolle genommen wurde, fordert er jetzt zurück.

Die überwiegende Anzahl der Impfverweigerer sind keine Impfgegner. Es handelt sich vielmehr um übervorsichtige, ja übervorsichtig gewordene Menschen. Dann gibt es die Impfgegner, die ihre Freiheit bedroht sehen, weil der Staat bereits gezeigt hat, dass er ihre Sorgen und Bedenken nicht ernst nimmt, sondern durch Hetzkampagnen in den Staatsmedien z. B. Einwanderungsgegner pauschal diffamiert. Das Vertrauen gegenüber dem Staat ging bei vielen verloren.

Die radikalste Gruppe der Impfverweigerer, die Corona-Leugner, sind ein Phänomen der Postmoderne. Hier rächt sich die Blasen-, Bullshit- und Fake-News-Kultur. Als Alternative zur staatlichen Lügenpresse (die sich als solche bereits nach dem 11.9.2001 erwiesen hat) wurde eine eigene Lügenpresse aufgestellt, die den staatlichen Nachrichten "alternative Fakten" gegenüberstellt.

Dass Bürger nach schlechten Erfahrungen mit der Staatsmacht misstrauisch reagieren, ist ein gutes Zeichen für eine Demokratie. In einer Pandemiesituation wäre ironischerweise besser, wenn alle gehirngewaschene staatshörige Sklaven wären, denn so könnten alle rasch durchgeimpft werden und wären besser vor dem Virus geschützt.

Wer die Ursachen der gegenwärtigen Spaltung der Gesellschaft nicht erkennt, versteht nicht die politische Dimension der Coronakrise. Wie ein geistig verwirrter Hexenjäger sucht er nach Sündenböcken und wird von der Staatspropaganda darin auch unterstützt, denn den Schuldigen zu finden ist leichter, als ein komplexes und größtenteils selbstverschuldetes Problem zu lösen.

 

Sonntag, 24. Oktober 2021

Umgang mit Verbitterten

 

 

 

Gegen wen sich die Gewalt der Verbitterten richtet, entscheidet die kulturelle Prägung. Das christliche Abendland erfand den Antisemitismus als Ventil des Volkszorns. Es gab in der Geschichte des Christentums unzählige Judenvertreibungen und Pogrome, der Schaden hielt sich aber in Grenzen (einen systematischen Völkermord gab es nie). Die Verbitterung in Deutschland und einem Teil Mitteleuropas nach dem 1. Weltkrieg war jedoch so groß wie bisher noch nie, und das führte zu bis dahin unvorstellbarem kollektiven Massenmord.

Wodurch entsteht Verbitterung? Durch unverarbeitete Frustrationen. Frust entsteht durch negative Erlebnisse, die Verweigerung der Verarbeitung entsteht durch Anspruchshaltung. Wer in der Anspruchshaltung lebt (Die Welt ist mir etwas schuldig!), der erwartet nach einem negativen Erlebnis spontane Wiedergutmachung von außen. Ein Mensch in der Anspruchshaltung, der selbst ein frustrierendes Ereignis in seinem Leben verschuldet, erwartet spontane Hilfe oder Rettung.

Ein Beispiel: Jemand war ein Arschloch und ist verlassen worden. Er erwartet, dass der durch sein Verhalten Geschädigte ohne Bitte um Verzeihung selbst wieder auf ihn zukommt und alles vergisst. Von Verzeihung will er nichts wissen, geschweige denn um Verzeihung bitten; er erwartet als eine Selbstverständlichkeit, dass alles wieder gut ist, nur weil Zeit vergangen ist. Vergeht die Zeit und passiert nichts, wächst die Verbitterung. Verweigern der Verantwortung, Leugnen der Schuld, und das multipliziert mit einer achtstelligen Zahl an Menschenleben: so entsteht das Bedürfnis nach einer radikalen Endlösung am Sündenbock.

Was ist der richtige Umgang mit Verbitterten? Kälte und Härte. Verständnis und Zärtlichkeit nur bei Demut und wehrlos offenbarter Schwäche. Wer die Verbitterung mit Bestätigung füttert, züchtet Verbitterungstäter. Derzeit existiert eine Verbitterungsindustrie, die je nach sozialer Gruppenzugehörigkeit jedem Verbitterten die Bestätigung gibt, dass irgendwelche anderen an ihrem Unglück schuld sind. Der Sündenbock wird dehumanisiert, seine Unterwerfung oder Vernichtung wird angestrebt (Incels wollen Frauen versklaven, ein breites Spektrum an linken Aktivisten will alle weißen Männer töten; kollektive Wahnvorstellungen einer jüdischen Verschwörung, befeuert durch Christentum und Islam, sind heute genauso verbreitet wie zwischen den Weltkriegen).

Der Verbitterte darf nicht in verlogenen Verbitterungskollektiven Zuflucht finden, er muss vereinsamt werden und an seiner individuellen Verbitterung zusammenbrechen. Einzelne Suizide sind besser als kollektiver Massenmord. Das Leiden muss den festen Aggregatzustand verlassen und sich verflüssigen. Individualisierte psychotherapeutische Hilfe muss geleistet werden, kollektive Lösungen sind zu vermeiden. Vielmehr muss positive (nicht negative, verbitterungsbasierte) soziale (Re-)Integration bei erfolgreichem Verarbeitungsprozess in Aussicht gestellt werden.

Nicht-Verbitterte sollten keine Schuldgefühle gegenüber Verbitterten empfinden, dies wäre nur narzisstisches Futter für die Verbitterung. Es gibt keinen Weg aus der Verbitterung als durch individuelle Verzweiflung.

Antisemitismus heute

 

 

 

Ein ehemaliger Bundesminister und Vizekanzler behauptete, als er keiner mehr war, Juden wie der Fernsehmoderator Michel Friedman würden den Antisemitismus fördern. Doch wie kann das Benehmen eines einzelnen Juden dazu führen, dass das z. B. deutsche Volk, das eigentlich nichts gegen Juden hat, auf einmal doch etwas gegen Juden hat? Selbst nach 21 Jahren Putin wird diesem, nicht bloß einem medial präsenten Russen, sondern dem in Russland herrschenden Autokraten, kaum vorgeworfen, er würde weltweit oder in einzelnen Ländern die Russophobie fördern. Die Volkszörner bewerten Netanjahu jedoch anders: viele rechtfertig(t)en ihren Antisemitismus mit seiner Politik.

Kein anderer Konflikt des 20. und 21. Jahrhunderts wurde als Ausrede genommen, um ein bestimmtes Volk zu verurteilen und diesem das Recht auf einen eigenen Staat abzusprechen. Nur der Palästina-Konflikt führt dazu, dass das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird und antjüdische Stimmungen und Demonstrationen weltweit geduldet und mit Verständnis gesehen werden. Selbst die UNO, als Organ des Weltfriedens gedacht, ist ein Quatschclub antisemitischer Schurkenstaaten.

Nach Jahrzehnten Holocaust-Amnesie wurde in Deutschland nicht mit der Aufarbeitung der Judenvernichtung, sondern mit der Verurteilung Israels in den Kriegen mit seinen arabischen Nachbarn begonnen. Die Nachhilfe für die Shoah-Aufarbeitung kam aus Hollywood; mehr als 40 Jahre nach den Ereignissen sahen viele junge Deutsche in einer Fernsehserie ("Holocaust") zum ersten Mal, was damals geschah.

In diesem Jahr gab es in Berlin offen judenfeindliche Kundgebungen. Sie wurden vom Staat toleriert mit dem Argument, sie zu verbieten, sei islamophob. So werden immer irgendwelche vermeintlichen Opfergruppen hervorgeholt, um sie im passenden Moment gegen die Juden auszuspielen.

Deutsche Hitler-Vergleiche

 

 

 

Im Land der Holocaust-Amnesie der Aufarbeitungs-Weltmeister werden Staatschefs anderer Länder gern mit Hitler verglichen:

1991: Saddam Hussein. Der irakische Diktator überfiel die amerikanische Vassall-Petrokratie Kuwait und ermordete Kurden im eigenen Land. Ja, ein Tyrann und Kreigsverbrecher. Aber, nachdem der Aufstand niedergeschlagen war, hat er etwa versucht, alle Kurden im Irak auszurotten? Das zum Beispiel hätte einen Hitler-Vergleich wahr gemacht, denn der deutsche Diktator begnügte sich nicht mit der Niederschlagung von Aufständen, sondern war manisch besessen von der Ausrottung der Juden.

2002: George W. Bush. Der US-amerikanische Präsident griff auf seinem Kreuzzug gegen die "Achse des Bösen" Afghanistan und Irak an. Das erklärte Ziel war die Bekämpfung der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida (mit der der Irak nichts zu tun hatte). Nach der Eroberung dieser Länder versuchte er, aus diesen künstlich Demokratien nach dem Vorbild der USA zu machen, was scheiterte. Die Kriege kosteten Hunderttausende Todesopfer, gleichwohl war dies mit keinem absichtlichen oder geplanten Massenmord verbunden.

2014: Wladimir Putin. Der russische Autokrat besetzte nach dem Putsch in der Ukraine die Krim, um den Stützpunkt der russischen Flotte im Schwarzen Meer zu sichern. Ein geostrategisch notwendiger Zug; dass es so weit kommen musste, verschuldete er durch die jahrelange Unterstützung des korrupten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch. Die Unterdrückung der russischen Minderheit in der Ukraine nach dem Putsch provozierte die Sezession eines Gebiets im Osten der Ukraine, das mehrheitlich von ethnischen Russen bewohnt ist. Putin unterstützte die Sezession mit der Entsendung von Paramilitärs.

...und wo ist Hitler? Warum kommt der Hitlervergleichs-Reflex bei geringsten Anlässen auf? Auch andere Länder kritisieren andere Länder, doch nirgendwo sonst verselbstständigt sich solch ein extremistischer, hassbasierter, manichäischer Diskurs, außer dort, wo die Regierungspropaganda diesen befördert (in Autokratien und Diktaturen). Ist Deutschland politisch eine Demokratie, aber psychopolitisch eine Diktatur?

 

 

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Gespaltene Gesellschaft und Covid 19

 

 

 

Betrachten wir unsere Beobachtungen der letzten zwei Jahre, so ist das kein Wunder, sondern lediglich das Gesetz des Faschismus, das bei der Bundestagswahl 2021 zum Erfolg der Blockparteien und Misserfolg der Protestparteien führte (AfD und die Linke verloren ein Drittel der Stimmen gegenüber der Wahl von 2017). Der Verlierer der letzten zwei Jahre ist die Gesellschaft, der Sieger ist der Staat.

Im Oktober 2019 lief der Film "Joker" weltweit in den Kinos, mit phänomenalem Erfolg. Er verkörperte wie kein anderes Medienereignis die Spaltung der westlichen Gesellschaften. Er inspirierte auch reale Proteste auf realen Straßen realer Länder und es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die Proteste ausweiten und radikalisieren würden. Die linksgrünen Gutmenschen hatten Glück: die Saturnalien wurden nicht beendet, der Konflikt zwischen den Superreichen plus Lakaien und den real people wurde durch eine Reihe von Lockdowns eingefroren.

Covid-19 war der globale Sieg des Staates: Ausnahmezustands-Demokratien im Westen, Autokratien wie Russland und China und sogar Despotien wie Weißrussland gingen aus der Corona-Krise gestärkt hervor. Die westlichen Gesellschaften wurden durch die Staatsgewalt zu autoritären Gesundheitsregimes transformiert, die Gesellschaften unfreier Länder wurden ohne große Anteilnahme der zivilisierten Welt niedergeknüppelt. Willkürliche Verhaftungen, Giftanschläge und Morde: Russland und seine Verbündeten wahren nicht einmal mehr den Schein freiheitlicher Werteordnung. Der Faschismus ist weltweit auf dem Vormarsch.

Der Neoliberalismus ist nichtsdestotrotz am Ende, auch fünf Jahre Lockdown werden seine Krise nicht rückgänging machen. Entweder setzt sich der autoritär-faschistische Trend global fort, oder es kommt zu einer neuen Sozialdemokratisierung, wie schon 1949-1979, nur diesmal mit dem klimapolitischen Narrativ. Somit werden entweder rechtspopulistische Parteien wie FN oder AfD von der Realität rechts überholt, oder die Linken in den sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien werden links überholt. Das wird im Rückblick zeigen, wie erbärmlich beide Enden des politischen Spektrums gezaudert haben, wie feige sie sich an das politische overton window der neoliberalen Weltordnung (1979-2019) angepasst haben, und wie zukunftsunfähig ihre Vor- und Nachdenker sind.

Montag, 16. August 2021

Der Antiinstinkt

 

 

Narzissmus ist Selbstimmanenz, Egoismus im Endstadium. Das Gegenteil von Egoismus ist Idealismus. Das Gesetz der Entropie äußert sich als Instinkt. Die Negentropie der Vitalpannung ist ein Antiinstinkt.

Je stärker der Antiinstinkt, umso ein größerer Passionarier ist ein Individuum. Ein Subpassionarier, ein Degenerat, hat mehr Instinkt als Vitalspannung (Vitalspannung unter 1).

Egoismus bedient sich hauptsächlich der introvertierten Sinnlichkeit (Si). Idealismus hat als Grundlage introvertierte Intuition (Ni) bei willensbasiertem (männlichen/jugendlichen) Idealismus, oder introvertiertes Fühlen (Fi) beim wunschbasierten (weiblichen/kindlichen) Idealismus.

Instinkte bedienen sich der extravertierten Sinnlichkeit (Se) und des extravertierten Fühlens (Fe), Antiinstinkte der Intuition und des Denkens.

Dienstag, 27. Juli 2021

Gender Deepstreaming

 

 

 

Kindliche Funktionen:

introvertierte Sinnlichkeit (Si)

introvertiertes Fühlen (Fi)


Weibliche Funktionen:

extravertierte Intuition (Ne)

extravertiertes Fühlen (Fe)


Männliche Funktionen:

extravertiertes Denken (Te)

extravertierte Sinnlichkeit (Se)


Reife Funktionen:

introvertierte Intuition (Ni)

introvertiertes Denken (Ti)



Si: Sich wohlfühlen

Fi: Authentizität/Moralität

Ne: Gewollt/begehrt werden wollen

Fe: Kognitive Empathie/Ethik

Te: Machtstreben/Ordnung/Hierarchie

Se: Begierde

Ni: Wille

Ti: Weisheit

Sonntag, 11. Juli 2021

Ethnogenese und MBTI

 

 

 

In der Aufbruchsphase einer Kultur (Anfang der Ethnogenese, ideational nach Sorokin) dominieren introverted intuitives (Willensmenschen). Ideal der Selbstaufopferung nach Lew Gumiljow/Wille zum Wert (meine Interpretation).

In der Expansionsphase (ideational/idealistisch) dominieren extraverted intuitives (Machtmenschen). Ideal des Sieges (Gumiljow)/Wille zur Macht.

In der Dekadenzphase (idealistisch/sensualistisch) dominieren introverted sensors (Künstler/Abenteurer/vitale Hedonisten). Ideal des Erfolgs/Wille zum Erfolg, zum individualistisch-lustvollen Leben.

In der Ultradekadenzphase (sensualistisch) dominieren extraverted sensors (Gattungsmenschen/faule Hedonisten). Ideal des gemütlichen Spießerlebens/triebgesteuerte Bedürfnisbefriedigung, Lüsternheit und banale Lebenslust, die mit fortschreitendem Verlust der Vitalität im depressivistischen Nihilismus endet.

Dienstag, 20. April 2021

PS V: Rechts

 



Dem Kaiser, was des Kaisers ist. Dem Gott, was Gottes ist. Jedem das Seine. Die Welt ist ein Kompromiss zwischen Geist und Fleisch, Gottes Gnade und unser Relegationsspiel. Das ursprüngliche Paradies ist eine Parabel für Nichtexistenz; in Existenz getreten, wird das Bewusstsein seiner selbst bewusst, und das Bewusstsein des Bewusstseins ist das Selbstbewusstsein. Dessen Selbstreflexion ist die Vernunft.

Die Monarchie, das Kaiserreich, das sind Kompromisse. Wir dürfen uns bewähren, und dafür muss der Katechon (der Imperator als Aufhalter des Weltgerichts) uns bewahren. Gott schickt uns Prüfungen: Naturkatastrophen, Pandemien, Barbaren. Die schwerste Prüfung ist die Sterblichkeit mit unbekanntem Zeitpunkt ihrer Realisierung. Als Hilfe und Trost sind Staat, Gesellschaft und Familie für uns da.

Doch auch der letzte Kaiser muss abdanken, das letzte Reich muss fallen, nichts Endliches währt ewig. Ewig dreht sich nur das Rad der Wiedergeburten. Und hier müssen wir den finalen Rechtsruck vollziehen, vom zoroastrisch-abrahamitischen Gottvater zum dharmischem Weltgesetz. Das Linkste des äußersten Rechts ist der Konfuzianismus: tun wir bloß alles, um Staat, Gesellschaft und Familie zu bewahren, denn ansonsten kommt der (Lebens-)Weltuntergang. Da lacht Laotse: Nein, lass! Lass den Dingen seinen Lauf und füge dich in deinen.

Das hinduistische Kastensystem ist nicht als Mittel der Unterdrückung, sondern als Mechanismus der Erlösung gedacht (Moksha, buddistisch Nirwana). Der Buddhismus nimmt ihm wie der Taoismus dem Konfuzianismus die sozialen Krücken weg und lässt das Individuum sein eigenes Schicksal schmieden. Buddhismus und Taoismus sind nicht zentristisch-, sondern rechts-libertär.

Doch welches politische System entspricht einem zum Gott, zur Transzendenz, zum Tao orientierten Leben? Jedes und keins. Das radikale Subjekt, das für sein eigenes Schicksal vollkommen selbst verantwortliche Individuum muss in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit seinen Weg finden. Da jeder zunächst einmal Kind seiner Zeit ist, muss der vortreffliche Mensch eben erwachsen werden. Die Mediokrität wird Kind bleiben, sich unter die Schürze des Man, des Zeitgeistes, der sozialen und politischen Zwänge verkriechen, der Vortreffliche wird das ewige Schöne, Gute und Wahre suchen.

Die linke Asymptote ist das Nichts, die rechte Asymptote ist Gott (im abstraktesten Sinn); das äußerste Rechts ist kein politisches System, keine Gesellschafts- oder Weltordnung, es ist die über all dies erhabene vortreffliche Person. Der Übermensch.








 

PS IV: Ziemlich rechts

 

 

 

Der Konservator will konservieren; ist der Vitalwert einer Kultur 10, so will er diesen bewahren, ist er 1 (Kultur = Natur), will er auch diesen bewahren. Den Vitalwert von 0,8 will er als gute alte Dekadenz gegen die Ultradekadenz schützen. Alles nicht so einfach.

Der Konservator ist ein Opportunist. Erst tut er sich, gegen das Bürgertum fightend, auf die Seite der feudalen Monarchie. Später verteidigt er das Bürgertum gegen die Arbeiterklasse. Er kämpft für Gott und Kirche gegen den Atheismus, und später für den (bürgerlichen) Atheismus gegen den (proletarischen) Nihilismus. Er will den Untergang nicht verhindern, er will ihn nur aufhalten.

Doch die Grundeinstellung, dass der soziale Fortschritt ein moralischer Rückschritt ist, macht den Konservatismus rechts. Je weniger soziale Gerechtigkeit, umso gesünder, vitaler die Gesellschaft, weiß der Konservator. Denn entweder ist eine Gesellschaft sozial (links) oder sie ist gerecht (rechts).

Liberalismus ist besser als Sozialismus, Ständegesellschaft ist besser als Liberalismus. Und da ist das eigentliche Ziel konservativer Romantik: das gute alte dunkle Zeitalter, das Mittelalter. Ja, für die Aufklärung war das kulturell und durchaus auch ökonomisch ansehnliche Hochmittelalter eine dunkle Zeit, wie für die linksliberalen Nachfolger des Aufklärichts die Zeit der Aufklärung selbst das tyrannische "Ancien Régime" war. Liberal bedeutet, früher war alles schlechter.

Aber früher war alles besser. Alle Hochkulturen der Welt kennen den Mythos vom goldenen Zeitalter, als alles nicht nur besser, sondern wirklich gut war. Die trifunktionale Hypothese von Georges Dumézil lässt sich bis zum Urprung des Menschengeschlechts universalisieren: Klerus, Adel, Pöbel. Nein, durchaus nicht Pöbel: der Dritte Stand hatte in der Ständegesellschaft seine Würde, erst das liberale Zeitalter machte ihm das Dasein zur Bürde. Der Liberalismus und noch mehr der Sozialismus entwurzelten den Dritten Stand und zerstörten die gottgegebene Art des menschlichen Zusammenlebens.

Kein Konservatismus ist als rechts zu akzeptieren, wenn er nicht in letzter Konsequenz Monarchismus ist. Monarchie bedeutet gottgegebene Weltordnung. Der Kaiser, König, Fürst herrscht von Gottes Gnaden. Natürlich haben alle drei Stände in einer gesunden Monarchie ein gewisses Mitbestimmungsrecht, ohne welches man vom Despotismus reden müsste. Und da haben sich linke Gesellschaften (kommunistische, nationalsozialistische, faschistische) als weitaus despotischer erwiesen. Kaum ein vormoderner Tyrann hätte sich mit einem Stalin, Hitler oder Pol Pot messen können.

Freitag, 16. April 2021

PS III: Mitte bis Rechts

 

 

 

 Der Krieg gegen den Terror ist ein Krieg des politischen Zentrismus, aber wogegen? Die Antiterrorkrieger verteidigen die libertäre amerikanische Lebensart und deren liberalen europäischen Parasiten. Die Linke parasitiert ökonomisch auf dem Kapitalismus, das linksliberale Europa parasitiert sicherheitstechnisch auf dem zentristisch-libertären Amerika.

Das anthropologisch Natürlichste ist die libertäre amerikanische Lebensart. Der Amerikaner ist der Jäger und Sammler der Moderne: hohe Mobilität und Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Toleranz, Kleinfamilie. Die Rose, nein Orchidee, nein Gladiole unter den Menschen ist der Angelsachse, besonders in seiner US-amerikanischen Ausführung. Die Statue der individuellen Freiheit bekam der politische Anhänger Lockes aber aus dem Lande Rousseaus und des Gemeinwillens geschenkt, das die Freiheit des Individuums der Majestät des Staates unterordnet: "L'état c'est moi" ist das Erkennungszeichen der Grande Nation, die damit das Vorbild für das etatistische Kontinentaleuropa ist.

Der Land-Power-Germane ist ein Linker, der Sea-Power-Germane ist Zentrist; der Westen ist Germanien, sie waren die staatsbildenden Ursprungsbarbaren auch der romanischen und slawischen Völker des Westens, im Großen und Ganzen. Die große Gefahr von Links wird von der großen amerikanischen Gesellschaft als Schicksal erduldet, die lächerliche Gefahr von Rechts wird aufgebauscht, um den militärisch-industriellen Komplex zu füttern: die Gefahr des Islamismus.

Der egalitäre Islam kennt in seiner Ursprungsform keine kirchliche Hierarchie, über dem gläubigen Muslim steht nur Gott, unter ihm sind die Ungläubigen; diese leben im Haus des Krieges, er im Haus des Islam. Links ist der Sog des Nichts, der in Zeitlupe performte Fall ins schwarze Loch, rechts ist der Zug zu Gott. Der Islam ist die am wenigsten hierarchische abrahamitische Religion, aber sie alle stehen am gemäßigten Anfang des rechten Spektrums. Links heißt: der Wille zum Nichts. Nichts wird als höhere Instanz über dem Menschen anerkannt. Rechts heißt: der Glaube an Gott. In seiner weichsten, leichtesten Form wird dieser im Islam zelebriert.

Bismillahi Rahmani Rahim! Beziehungsweise tötet die Ungläubigen, wo ihr sie findet, wenn die Angst vor den Mächten des Nichts das gottgehorsame Gemüt terrorisiert. Durch das penetrante Aufdrängen einer Kultur des Nichts terrorisiert der Westen die islamische Welt, die Antwort ist der (im Vergleich zu linken Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus) vergleichsweise harmlose islamische Terrorismus. Der Islamismus wehrt sich gegen den linken Satanismus, der libertäre Zentrismus wehrt sich gegen die islamistischen Anschläge auf individuelle Freiheit. Amerika verteidigt das größere Monster gegen das kleinere.

PS II: Links bis Mitte

 

 

 

 Ja. Die Juden sind das klügste Volk der Welt. Der durchschnitts-IQ der "Ashkenazi Jews" beträgt 113 Punkte, die Hongkong- und Singapur-Chinesen liegen mit 106 und die Südkoreaner mit 105 eine halbe Standardabweichung darunter. Die IQ World Map zeigt auch, welche Völker nicht so gut bei (natürlich euro-, logo- und phallozentrischen) IQ-Tests abschneiden.

Die Tragödie des Kongo muss man historisch nachvollziehen, bevor man rassistisch zu labern beginnt. Schon im 16. Jahrhundert begann eine Entvölkerungs- und Vernichtungspolitik durch fremde Mächte, die mit der belgischen Terrorherrschaft, die 10 Millionen Kongolesen das Leben kostete, ihren Kulminationspunkt fand. Afrika verlor seine Besten durch erst islamischen und dann europäischen Sklavenhandel. Familien wurden zerrissen, Traditionen ausgelöscht, Staaten vernichtet. 100 Millionen verlorene afrikanische Leben und alles, was daraus folgte, und nicht die genetische intellektuelle Unterlegenheit des Afrikaners sind die Ursache für die heutigen krassen IQ-Unterschiede zwischen Europa und Afrika.

Doch Europa sieht es anders: schon die Aufklärer erklärten ihren Rassismus aus naturkundlichen Forschungsergebnissen; der Schwarze wurde durch Generationen anhaltende mörderische Gewalt in die Rolle des Untermenschen gedrängt, um dann festzustellen, dass er tatsächlich dem Europäer unterlegen war. Der Rassismus geht davon aus, dass es von Natur aus höhere und niedere Rassen gibt, dabei sind Entwickungsunterschiede zwischen Rassen eben das Ergebnis des Rassismus.

Ist der Rassismus rechts? Nein, denn gleichwertige Menschen wurden durch Gewalt in Lebensumstände gedrängt, in denen sie sich eben nicht so optimal als Menschen entwickeln konnten wie ihre Unterdrücker. Das erinnert an eine Nazi-Mediokrität, die als KZ-Wärter tätig ist, und aus dem geistigen Verfall geschundener hochintelligenter Häftlinge schließlich schließt, diese seien, man "sieht" es ja, Untermenschen. Der Rassismus ist ein für Linke typisches Gruppendenken, das Menschen nicht als Individuen, sondern als Gruppenmitglieder definiert. Daher ist der heutige umgekehrte Rassismus der Identitätspolitik mit dem von seinen Extremisten erklärten Ziel der Vernichtung der "weißen Rasse" im Grunde dasselbe.

Rechts von jedem Gruppendenken steht der libertäre Individualismus, der erfolgreiche angelsächsisch-amerikanische Lebensentwurf. Dieser kulminiert in Clint Eastwoods politischem Prinzip: "Jeder lässt jeden in Ruhe". Der libertäre Individualismus ist aber nicht rechts, er ist zentristisch. Links ist das Gleichheitsdenken, rechts ist das hierarchische Denkern. Im Libertarismus hält sich beides die Waage: jeder ist gleich in seinem Recht, aus sich selbst zu machen, was er will, und jeder ist angesichts seiner angeborenen Talente und seiner Startbedingungen ungleich.

Das wahre politische Spektrum I: Links

 

 

 

Waren die Nazis rechts? Der Versuch, die Juden als minderwertig darzustellen, war eine Anbiederung an rechte Weltanschauungen; der neidbasierte Antisemitismus wurde zu einem Rassismus umgedeutet. 1% der Bevölkerung und 50% in intellektuellen Berufen waren Juden, weil der Jude eben dem deutschen Herrenmenschen so weit unterlegen ist. Nein, der Antisemitismus ist dasselbe wie der Hass der hässlichen Feministinnen auf schöne Frauen, des armen Bauers auf den Kulaken, des Porsche-Abfacklers auf den Reichen, des Losers auf den erfolgreichen Menschen, des Incels auf den Chad.

Ressentimentbasierte Weltanschauungen sind politisch links. Gleichheit ist das angestrebte Ziel, Gleichmacherei ist die Agenda. Klassenlose, geschlechslose Gesellschaft, Wettbewerbe, in denen jeder (und damit keiner) gewinnt, Quoten für alles, leistungsunabhängige Versorgung. Wer bezahlt? Es gibt keinen Sozialismus ohne Sklaven. Es sei denn, eine linke Gesellschaftsform parasitiert auf einer größeren, leistungsorientierten Gesellschaft. Ist der Wirt tot, braucht es Sklavenarbeit, um das Notwendige zu erwirtschaften.

Geschlossene Gleichheitsgesellschaften wie UdSSR, kommunistisches China und Nordkorea waren/sind Sklavenhaltergesellschaften. Auch freiheitliche Gesellschaften kennen Ausbeutung zu sklavereiähnlichen Bedingungen, aber der Gastarbeiter aus Rumänien hat sich frei entschieden, im deutschen Schlachthof zu arbeiten, während der politische Gefangene unter Stalin direkt zu Sklavenarbeit gezwungen wurde.

Es gab unter Hitler keinen wirtschaftlichen Aufschwung (unter Roosevelt übrigens auch nicht). Und bevor der Deutsche an die Endlösung dachte, hatten die Juden in der autoritären russischen Gleichheitsgesellschaft nicht unter der Despotie des Zaren, sondern unter den neidmotivierten Pogromen des unterdrückten Volkes zu leiden. Der Antisemitismus ist ein linkes Ressentiment, der Hass des Schlechteren auf den Besseren. Aber ist der Rassismus rechts? Da denkt Gruppe A, Gruppe B sei tatsächlich minderwertig, und deutet das Bessere nicht zum Schlechteren um. Ist aber das Gruppendenken überhaupt rechts? Was ist der scheinbare, und was der wahre Rechtsextremismus?

Freitag, 12. März 2021

Maximalkonsequenzen

 

 

 

Todesstrafe für Mord: Wer dies nicht für einen analytischen Satz hält, zeigt Realitätsverlust (Hegel: Das Vernünftige ist wirklich). Analytischen Sätzen kann in der Praxis, anders als in der Theorie, widersprochen werden: dass A=A, ändert sich nicht, wenn jemand dies aus subjektiven Gründen bestreitet, aber die Todesstrafe für Mord kann durch subjektive Willkür auch ausbleiben.

Gegenüber Rindern, deren Fleisch wir essen, handeln wir wie Übeltäter gegenüber Unschuldigen, es sei denn, wir glauben an Karma. Ist es dein Karma, ein Rind zu sein, hast du das Schicksal, geschlachtet und gegessen zu werden, verdient. Aber wenn dem so ist, und z. B. Mörder im nächsten Leben zu Rindern werden, was rechtfertigt die Feigheit, Mörder erst nach ihrer Wiedergeburt als Rinder zu schlachten? Bist du ein Feigling oder bist du Hannibal Lecter?

Lebensbejahung bedeutet Bejahung der Konsequenzen. Dem Schicksal entkommt man nicht, indem man sich nicht entscheidet. Vergebung ist auch dann möglich, wenn das Verbrechen bestraft wurde, ja erst dann überhaupt sinnvoll. Gnade statt Strafe ist nachträgliche Komplizenschaft und nicht Vergebung.

Lebensbejahung ist Leidensbejahung. Nicht Schmerzlosigkeit, sondern Gerechtigkeit ist das Ziel. Wessen Ethik ist, allen Lebewesen Leid zu ersparen, der kann das Leben nur verneinen und damit anstreben, alle Lebewesen zu vernichten; wer dafür zu feige ist, begnügt sich mit Antinatalismus.

Verhinderung der Gerechtigkeit durch Gnade mit dem Ziel, Leid zu ersparen, führt zu Ungerechtigkeit und in der Konsequenz zu noch mehr Leid. Wahrhaft moralisch ist nur Gerechtigkeit, weibliche care-based morality ist in ihrem Grundsatz willkürlich und korrupt.

 

Sonntag, 21. Februar 2021

Sind manche Menschen besser als andere?

 

 

 

Es gibt die naive, unausgesprochene, und die ostentative Haltung, alle Menschen seien gleich viel wert. Wer der naiven anhängt, ist einfach nur noch nicht erwachsen geworden und überträgt unreflektiert kindheitlich-familiäre Beziehungserfahrungen auf alle Mitmenschen. Wer ostentativ behauptet, alle Menschen seien gleich, sagt eigentlich, dass er sich selbst für etwas Besseres und alle anderen für gleich viel wert hält, dass er dem Heiligen und Verbrecher, dem Schurken und Helden gleichermaßen Respekt zollen und entziehen kann, völlig nach seiner Willkür, und damit andere Menschen nicht als Personen betrachtet, sprich dehumanisiert, und somit diametral entgegengesetzt zum kategorischen Imperativ handelt.

Wer selbst nicht wertlos ist, wie der ebenerwähte Narzisst/Soziopath, wird auch objektive Wertunterschiede anerkennen. Es ist selbstevident, dass nicht alle Menschen gleich sind. Manche verdienen Anerkennung und Wertschätzung, die anderen Verachtung und Ablehnung. Das bedeutet nicht, dass es geboten ist, gut zu den Guten und schlecht zu den Schlechten zu sein; ein guter Mensch handelt zum Wohle aller und hat grundlegenden Respekt vor der Person eines jeden. Für den schlechten Menschen sind andere nur Objekte. Somit sagt jener, der alle für gleich viel wert hält: "Menschen, die die Würde anderer Menschen respektieren und die, die sie nicht respektieren, sind gleich". Damit erübrigt sich aber auch das Gute, wenn das Schlechte genauso gut ist.

Mittwoch, 10. Februar 2021

Was ist Holdoora?

 

 

 

Ich erinnere mich noch an die abscheulichen "Raubkopierer sind Verbrecher"-Werbefilmchen im Kino, im Ton der Unterstellung gemacht, eine Zuschauerbeleidigung. Heute sehe ich darin vor allem die Hilflosigkeit des Staates, die durch technologisch ermöglichte Freiräume des Verbrechens entsteht. Durch zu schnellen Fortschritt entstehen technologisch bedingt unregulierbare Räume, in denen das Recht des technologisch Stärkeren gilt und nicht etwa das staatliche Gewaltmonopol.

Im Jahr meiner Immigration nach Deutschland, 1996, war für mich im Alter von 13 Jahren Sexualität noch Theorie, ich verspürte keinerlei sexuelles Verlangen, kannte aber bereits die Bedeutung der Sexualität für Kultur und Gesellschaft und ließ der Phantasie freien Lauf: warum nicht einen Film drehen, in dem humanoide Vergewaltigungsroboter bzw. Vergewaltigerzombies auf Frauenjagd gehen, oder wie wäre es mit Foltersalons, in denen nach Lust und Laune gefoltert wird, wobei die Lustobjekte genetisch optimierte Klone sind. Die Motivation des bösen Genies des Erfinders wäre zynischer Nihilismus des kindlich-dämonischen "Guck mal, was ich kann!" Diese Phantasien entsprangen nicht dem Sadismus, sondern der Vermutung, dass die Wissenschaft längst so weit fortgeschritten sei, solche Perversitäten zu ermöglichen. Und der Staat wäre entweder hilflos in aufholender Position gegenüber Technologiekonzernen oder dadurch korrupt, dass seine Diener auch nur Menschen sind, und von den Dehumanisierungsunternehmen ihre allzumenschlichen Wünsche und Begierden erfüllt bekommen. Den rechtsfreien Raum dafür nannte ich Holdoora.

Die conditio humana ist ursprünglicher als Kultur und Gesellschaft: Erfindungen wie die Pille spielen eine größere Rolle in der Bonoboisierung der sexuellen Kultur als etwa eine Lockerung der Sitten durch kulturelle Dekadenz. Pädophilie z. B. ist, trotz moralischer Widerwärtigkeit, pragmatisch betrachtet, bloß ein teurer Luxus, den sich heute Superreiche und mächtige Politiker straflos leisten können; was passiert aber, wenn Kinderklone für den Sexmarkt zu bezahlbaren Preisen hergestellt werden können? Korrupte Politiker können willkürlich entscheiden, was ein schützenswerter Mensch und was ein humanoider Sexroboter ohne Rechte ist, ohne Rücksicht auf tatsächliche Eigenschaften der Klone. Heute schon schützen wir Hunde und betrachten Schweine als ausschlachtbare Ressource, deren Lebendigkeit nicht etwa Mitleid, sondern peinliche Verlegenheit auslöst, und deren den Hunden ebenbürtiger Entwicklungsgrad uns nicht weiter stört.

Entfesselter technologischer Fortschritt bedeutet nicht die Herrschaft der KI und die Versklavung der Menschen durch Maschinen. Auch dies könnte passieren, doch zunächst und am dringendsten sind die Konsequenzen zu bedenken, die sich aus den Dehumanisierungsmöglichkeiten ergeben: Technologie als Vehikel der Entmenschlichung. Die Erfindung der Schrift war ein Beispiel für egalitäre, inklusive Technologie: jeder kann schreiben lernen und bekommt damit den Zugang zum Reich des Wissens. Die elitären Technologien, die zwischen ihren Besitzern und Nichtbesitzern ein unüberwindbares Machtgefälle schaffen, sind die eigentliche Gefahr im Zeitalter des Transhumanismus.

Montag, 25. Januar 2021

Ich bin der Tod


 

 

Dass das Leben ein Spiel ist, ist leicht widerlegt: ein Spiel spielt man freiwillig und kann es wieder verlassen, ohne dabei sich selbst zu töten; für das Leben entscheidet man sich nicht freiwillig und kann es nicht verlassen, ohne sich zu töten.

Und dennoch konnte ich nie die tiefe Weisheit des spöttischen Satzes "Das Leben ist ein Spiel" gänzlich zurückweisen. Andere leben ihr Leben, ich spiele es, egal, was ich im Leben mache. Obwohl ich lebe und scheinbar im Leben bin, ist mein geistiger Ankerpunkt außerhalb des Lebens; egal wie ernst ich das Leben nehme, ich kann nicht umhin, es nur zu spielen.

Mich im Leben zu verlieren, ist keine Option, denn man kann sich nur in größerem verlieren als man selbst. Wenn das Leben die Erdkugel ist, bin ich das Weltall.

Das Männliche ist das endliche Unendliche, die klar begrenzte Unendlichkeit. Das Weibliche ist das unendlich Unendliche, die unbegrenzte Unendlichkeit. Die unendliche Unendlichkeit ist aber die Endlichkeit. Die endlose Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten ist nur ein Schein, das Wahre ist der Punkt. Ohne die Endlichkeit in sich hineinzulassen, hat der Punkt einen Durchmesser von Null und ist nichts. Das begrenzte Unendliche, unendliches Individuum, enthält das Endliche. Gott enthält den Urgrund, der als Ungrund jenseits von Gott ist.

Die unendliche Vitalspannung ist die Spannung zwischen Gott und dem Ungrund, aber auch zwischen Gott und dem Urgrund, Hades und Persephone. Der helle Gott ist der lichte Punkt in der absoluten Dunkelheit, der dunkle Gott enthält und erhält das Licht des Lebens.

Sonntag, 24. Januar 2021

Vitalspannung qualitativ

 

 

dominant
untergeordnet
unterdrückt


Radikaler Solarist (Übermensch):

Thymos
Eros


Solarist:

Thymos
Eros


Lunarist:

Eros
Thymos


Tellurist/Chthoniker:

Eros
Thymos



Eros: Gier; Thymos: Stolz. Eros mit untergeordnetem Thymos: stolzhafte Gier (nach Erfolg, Ruhm, Sex); Eros ohne Thymos: würdelose Gier (Habgier, Fresssucht, Drogensucht).