Ein
ehemaliger Bundesminister und Vizekanzler behauptete, als er keiner
mehr war, Juden wie der Fernsehmoderator Michel Friedman würden den
Antisemitismus fördern. Doch wie kann das Benehmen eines einzelnen Juden
dazu führen, dass das z. B. deutsche Volk, das eigentlich nichts gegen
Juden hat, auf einmal doch etwas gegen Juden hat? Selbst nach 21 Jahren
Putin wird diesem, nicht bloß einem medial präsenten Russen, sondern dem
in Russland herrschenden Autokraten, kaum vorgeworfen, er würde
weltweit oder in einzelnen Ländern die Russophobie fördern. Die
Volkszörner bewerten Netanjahu jedoch anders: viele rechtfertig(t)en
ihren Antisemitismus mit seiner Politik.
Kein anderer Konflikt des 20. und 21. Jahrhunderts wurde als Ausrede
genommen, um ein bestimmtes Volk zu verurteilen und diesem das Recht auf
einen eigenen Staat abzusprechen. Nur der Palästina-Konflikt führt
dazu, dass das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird und
antjüdische Stimmungen und Demonstrationen weltweit geduldet und mit
Verständnis gesehen werden. Selbst die UNO, als Organ des Weltfriedens
gedacht, ist ein Quatschclub antisemitischer Schurkenstaaten.
Nach Jahrzehnten Holocaust-Amnesie wurde in Deutschland nicht mit der
Aufarbeitung der Judenvernichtung, sondern mit der Verurteilung Israels
in den Kriegen mit seinen arabischen Nachbarn begonnen. Die Nachhilfe
für die Shoah-Aufarbeitung kam aus Hollywood; mehr als 40 Jahre nach den
Ereignissen sahen viele junge Deutsche in einer Fernsehserie
("Holocaust") zum ersten Mal, was damals geschah.
In diesem Jahr gab es in Berlin offen judenfeindliche Kundgebungen. Sie
wurden vom Staat toleriert mit dem Argument, sie zu verbieten, sei
islamophob. So werden immer irgendwelche vermeintlichen Opfergruppen
hervorgeholt, um sie im passenden Moment gegen die Juden auszuspielen.