Der
Kontext, in dem heutige Nazivergleiche stattfinden, müsste jedem klar
sein, der kein sogenannter Holocaustleugner ist: das Naziregime
verschuldete einen Krieg mit 55 Millionen Toten, über die Hälfte davon
Zivilisten. Über 10 Millionen Menschen wurden gezielt ermordet, weil sie
Homosexuelle, Behinderte, Zigeuner, Slawen oder Juden waren. Wenn heute
Linke gegen Rechte den Nazivergleich als Totschlagargument benutzen,
dann behaupten sie, ihre Gegner würden den Nazi-Unmenschen im Dritten
Reich gleichen.
Rechte und Konservative gleichen in Wirklichkeit eher den Rassisten der
US-amerikanischen Gesellschaft der 1950-Jahre. Amerika unter Eisenhower
war ein zutiefst rassistisches Land, das 100 Jahre nach der Abschaffung
der Sklaverei immer noch eine Bürgerrechtsbewegung nötig hatte. Was
waren aber die schrecklichsten Greueltaten dieser Gesellschaft? Gab es
eine Massenvernichtung der schwarzen Bevölkerung? Es gab einzelne
Lynchmorde. Wurde während des Krieges gegen Japan die japanische
Bevölkerung der USA massakriert? Sie wurde interniert, was man damals
schon kritisch betrachtet hatte. Zur gleichen Zeit gab es in der BRD
Adenauer und Filbinger. Da von Nazis und Rassisten gehasste Minderheiten
schon während des Krieges vertrieben oder ermordet wurden, gab es sie
in Deutschland nicht. Der Nazi-Wahn und Rassenhass flossen harmonisch in
die Propaganda des Kalten Krieges mit ein. Viele Naziverbrecher blieben
in Deutschland an der Macht.
Die Neue Rechte, die Alt Right und all die antiislamischen,
rassistischen und fremdenfeindlichen Bewegungen im heutigen Westen sind
weit entfert von dem Zivilisationsbruch der Nazi-Unmenschen. Sie sind
vielfälitig, keine Einheit. Einige sind friedlich, andere nicht. Viele
haben ein diskriminierendes Menschenbild, beruhen auf Rassismus und
Intoleranz. Aber wo ist die rechte Bewegung, die nur einen Bruchteil der
Nazi-Greueltaten zu tun beabsichtigt?
Es ist klug, den Anfängen zu wehren. Deshalb muss man sich ehrlich
fragen, ob es heute noch Menschen mit dem Nazi-Mindset gibt, und wo sie
zu finden sind. Ein amerikanischer Rassist oder ein französischer
Nationalist sind keine Nazis. Sie denken diskriminierend, aber nicht
eliminatorisch. Welche Gruppe behandelt aber ihre Gegner als etwas, was
es nicht geben darf? Das ist der linksgrüne Mainstream unserer Zeit.
Seit der Kulturrevolution der 1960-er Jahre hatte der totalitäre Ungeist
allmählich die Flagge gewechselt: der Vater war in der NSDAP, der Sohn,
ganz der Vater, kam bei den Grünen unter. Nur Schwäche, Feigheit und
Hedonismus hindern die Kinder- und Enkelgeneration daran, ihre Gegner
nicht nur mit Shitstorms und Boykotten, sondern auch physisch zu
vernichten.
Dass der Faschismus, wenn er wiederkommt, sich Antifaschismus nennen
wird, ist ein geläufiger Aphorismus. Lippenbekenntnissen sollte nicht
geglaubt werden, man sollte besser prüfen, wes Geistes Kind die besten
Deutschen aller Zeiten im besten Deutschland, das es je gab, wirklich
sind. Damals wollten die Nazis ihre politischen Konkurrenten mit der
Bolschewismus-Keule mundtot machen. Heute macht der linksliberale
Ungeist, der weder links noch liberal ist, alle Andersdenkenden pauschal
zu Nazis. Eine Ungeheuerlichkeit angesichts der Ungeheuerlichkeiten,
die von historischen Nazis begangen wurden! Und im Kampf gegen
ursprüngliche, „rechte“ Nazis, ein kontraproduktiver Zug, der gerade den
Nazis im rechten Spektrum ein sicheres Versteck in der Masse all derer
verschafft, die pauschal als Nazis diffamiert werden. So, als ob der
Antifaschist gerade den „wahren Nazis“ heimlich helfen wollte, vielleicht
weil der Sohn die Niederlage des Vaters rächen will?