Es
soll weder eine logo- euro- und phallozentrische Zuschreibung noch ein
patriarchaler Zwang stattfinden: das Wesen des Weiblichen kann auch aus
der Empirie erschlossen werden. Die Frau ist grundsätzlich
lebensbejahend und hedonistisch (sinnlichkeitsbejahend), passiv
idealistisch (liebbar) und aktiv sensualistisch (verführerisch). Die
erste weibliche Affirmation ist somit die Affirmation der Sinnlichkeit.
Sinnlicher Genuss und Selbstgenuss korreliert mit der natürlichen
Neigung zur Körperpflege und sinnlicher Verzärtelung. Es muss angenehm
sein, eine Frau zu berühren, so wie die Frau sich selbst gern mit Genuss
berühren will. Das männlich-idealistische Ideal des Schönen wird
aufgeweicht durch die weibliche Neigung zum Angenehmen; nicht der Zwang
zum sterilen Idealismus, sondern ein Kompromiss zwischen Logos und Eros
macht das Weibliche aus: Die Frau ist schön angenehm und angenehm schön.
Das Angenehme für sich selbst und andere beschränkt sich nicht auf die
Sinnlichkeit: die Frau muss auch angenehm handeln; es muss angenehm
sein, sich in ihrer Nähe zu befinden. Die meisten Männer empfinden heute
genau das nicht: die Frauen sind unangenehm anstatt soft, schwierig
anstatt nice, anastatt zärtlich antagonistic, anstatt zart rude. Viele
Frauen rauchen, saufen, sind tätowiert, groß und übergewichtig; nicht
alles davon ist gleichermaßen selbstverschuldet, aber es bedingt sich
gegenseitig.
Die zweite weibliche Affirmation ist die Affirmation der Weiblichkeit:
„Ich bin eine Frau“. Das bedeutet eben nicht, weibliche Privilegien zu
fordern, ohne die Weiblichkeit zu leben. Ein Mädchen verprügelt man
nicht, weil ein Mädchen keinen verprügelt. Prügelnde Mädchen zu schlagen
ist keine Schande, sich gegen sie nicht zu wehren, macht einen Jungen
zur Pussy.
Was ist Weiblichkeit? Ein positives Selbstverhältnis ist vor allem ein
positives Verhältnis zur Schwäche. So bedeutet Weiblichkeit Zartheit:
die Selbstaffirmation als schwach und verletzlich. Daraus folgt die
Zärtlichkeit, die kostbare Fähigkeit, andere als verletzlich
wahrzunehmen, und ihre Schwächen bejahend, nicht angreifend anzunehmen.
Das bedeutet nicht, dass echte Frauen schwache Männer mögen. Aber jeder
Mensch ist (nicht ausschließlich, aber auch bzw. einschließlich)
schwach, denn jeder war Kind, und wer nicht innerlich tot ist, hat
kindliche Anteile in seiner Persönlichkeit, und es sind gerade diese
Persönlichkeitsanteile, die den Vitalitätsfluss vom Es zum Ich
generieren.
Das Mütterliche gehört zum Weiblichen dazu, aber ist nicht das Ideal des
Weiblichen; den anderen anzunehmen, wie er ist (in seiner Kindlichkeit
und Schwäche), ist nicht bloß mütterlich, sondern genauso mädchenhaft
(an der Person des anderen interessiert, zärtlich-verspielt,
kindlich-empfänglich); die dritte Affirmation ist die Affirmation der
Empfänglichkeit. Dies bedeutet neben der Annahme des anderen auch sich
lieben und beschützen zu lassen (die Emanze schreit: „I´m a strong and
independent woman!“), sich ansehen und schönfinden zu lassen (die
Feministin brüllt: „That´s male gaze!“); schließlich ist die Frau für
den Mann attraktiv, weil sie gerade nicht männlich ist. Nun kann man das
Weibliche philosophisch-idealistisch als leer definieren (wie Otto
Weininger: Mann ist Sein, Weib ist Nichts), oder aber das Weibliche
empirisch ergründen, was auf ein bestimmtes Frauenideal hinauskommt,
welches eben nicht sozial konstruiert und beliebig ist.