Sonntag, 3. Dezember 2017

Lebensheiligkeit





Zwischen Sexualität und Kinderzeugung besteht - wer vermag dies zu leugnen - ein natürlicher Zusammenhang. Gehen wir christlicherweise davon aus, dass das Leben heilig ist: was bedeutet dies für die Sexualität? Selbstredend, dass diese mit lebenszeugender Kraft ausgestattete Option nur in der Ehe und nur zum Zweck der Fortpflanzung zum Einsatz kommen darf. Mit Feuer spielt man  nicht, mit Sex erst recht nicht. Jeder Missbrauch der Fähigkeit, neues Leben zu zeugen, ist ein abscheuliches Verbrechen gegen die Menschheit und eine radikale Sünde.

Wenn das Christentum den Spaß am Sex verbietet, hat das Volk keinen Spaß mehr am Christentum. Es besteht ja kein Zwang im Glauben. Wird jedoch die Letztbegründung der Lebensheiligkeit - ein Gott, wie er in Judentum, Christentum und Islam vorgestellt wird - verworfen, so ist das Leben nicht mehr heilig. Was, wenn das Leben also nicht heilig ist, sondern nichts als das profane Fressen und Gefressenwerden? Dann ist nichts verboten, was rechtlich erlaubt ist, und im Grunde auch das rechtlich Verbotene erlaubt. Und natürlich jede Menge Sex, wann, wie und mit wem man will. Nun besteht aber immer noch ein Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung. Pflanzt man sich fort, mutet man einem wehrlosen Kind eine profane Welt des Fressens und Gefressenwerdens zu, zeugt es in ein von vorn herein sinnloses Leben. Jeder Mensch, der sich nicht nur dem Lippenbekenntnis nach vom Tier unterscheidet, würde bei dieser Sachlage auf die Fortpflanzung verzichten.

Es zeigen sich also zwei Optionen: 1) Sex ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung bei Annahme der Lebensheiligkeit und 2) Sex darf alles außer Fortpflanzung, wenn man die   Letztbegründung der Lebensheiligkeit verwirft. Andere Optionen wären möglich, aber nicht menschlich, sprich tierisch. Von einem Christen erwartet man die Empfehlung der Option 1, aber wie verlogen muss man sein, um mit offenen Augen und Ohren angesichts historischer und aktueller Ereignisse heile Welt spielen zu können?

Das Reich des Seelenheils ist eine Basisdemokratie, in der jeder für sich selbst entscheidet. Betrug - Pantheismus, Relativismus, Irrationalismus - ist zwecklos. Als leuchtendes Ideal lächelt über dem Horizont seit jeher die Option 0: kein Sex, keine Fortpflanzung. Die anderen zwei Optionen sind also bereits großzügige Zugeständnisse an die conditio humana, wie die Schwäche des Fleisches in der Existenzphilosophie genannt wird.