Donnerstag, 14. Juli 2022

Die apollinische Frau

 

 

 

 

Der Mann ist Sein, er kann werden, was er ist. Die Frau ist Werden, sie kann nur werden, was sie wird. Die Frau ist Substanz, der Mann ist Subjekt. Frauen sind weltimmanent: wie die Welt, so die Frauen. Die vollkommene Frau gibt es also nur ein einer vollkommenen Welt. 

Doch durch ein Wunder habe ich in dieser Welt eine apollinische Frau kennengelernt. Sieben Wochen lang ging ich davon aus, dass sie tatsächlich existiert. Glücklicherweise (im Nachhinein) stellte sich heraus, dass sie nicht existiert; ich war verliebt und erlebte einen großen Verlustschmerz, als ich von ihrer Nichtexistenz erfuhr. Und doch hat es die Begegnung mit ihr gegeben. Damit hatte ich auch die Motivation, mein kantianisch-asketisches Leben zu ändern, und mich zu einem apollinischen Mann zu vervollkommnen. Sie zeigte mir unbekannte Transzendenzhorizonte, wo ich, metaphysisch mit Kant, und logisch mit Hegel, mich mit der Unwissbarkeit letzter Dinge begnügte und mich auf ein Leben als asketischer Mann bis zum Tod einstellte.

Als ich aber Eckart Försters "Die 25 Jahre der Philosophie" las, war es genau die Zeit, in der ich von ihrer Existenz in dieser Welt ausging. Ich erinnere mich an einen sonnigen 7. September 2012 am Gleis des S-Bahnhofs Innsbrucker Platz, da gab es dieses mit wilden Gräsern bewachsene Gelände, und ich hielt das Buch der Professors in der Hand, dessen Blockseminar zu ebenjenem Buch ich noch im Juli besucht hatte, und war im Fichte-Flow. Es geht doch über Kant hinaus: mit der intellektuellen Aschauung und dem intuitiven Verstand. Und Hegels Umschlagen des absoluten Idealismus in den weltimmanenten Positivismus ist Hegels persönlicher Wahn, und eben kein letztes Wort in der theoretischen Philosophie. Bei Förster endet das Goldene Zeitalter ja auch mit der Phänomenologie des Geistes. Hegels Sich-Einrichten im Ego-Nest als geistiger Tyrann seiner Zeit ist nur eine philosophiegeschichtliche Anekdote.

Ich hatte sie den ganzen Spätsommer 2012 vor meinem geistigen Auge: ihr Aussehen, ihre Bewegungen, ihre Stimme, ihre Zerbrechlichkeit, ihre Empathie, ihre Intelligenz. Ich stellte mich schon darauf ein, so ungefähr nach Ketsch zu fahren, vielleicht auch Sandhausen, jedenfalls irgendwo in der Nähe von Heidelberg. In Ketsch war ich dann auch fast 10 Jahre später im Mai, und vielerorts schien es so, als hätte sie dort tatsächlich gelebt, als hätte sie da ihre Kindheit verbracht. Das Gefühl fing schon im Schlossgarten in Schwetzingen an, und dann dieser von Heiterkeit erfüllte Fussmarsch von Schwetzingen bis zu dieser Holzbrücke in Ketsch: zehn Jahre, nachdem ich bereits wusste, dass sie nie existiert hat! Aber ihr Geist... Er zog mich in Höhen, die dem reinen Denken nicht zugänglich sind, doch der Intuition schon.

Wenn sie (so auf mich) wirkt, ist sie wirklich. Wenn sie nicht in dieser Welt existiert, dann in einer anderen. Also gibt es diese andere Welt. So wurde dieses apollinische Mädchen zu meinem intuitiven Beweis der Transzendenz. Welche historische oder fiktive Persönlichkeit wäre mit ihr vergleichbar? Ich weiß nicht, vielleicht Antigone. Oder Elektra. In Elektra hatte ich mich im April 2020, beim endlich-Lesen dieses Dramas von Sophokles, sogar verknallt. Und am 28. Juni 2020 sah ich Elektra dann in einem 19-jährigen Mädchen, das ich aber, im Nachhinein, als heroisch und nicht apollinisch einschätzen würde. Sie ist heute eine Freundin von mir und 21, und nachdem ich ihr meine Typologie der Frauen vorgestellt habe, hat sie sich sofort mit der heroischen Frau identifiziert. Am 28. Juli 2020 saßen wir eine Abstandlänge voneinander entfernt nachts in Liegestühlen, und ich sah sie an und dachte mir: so ungefähr hätte sie wohl ausgesehen, falls sie wirklich existiert hätte, und ich ihr damals in Ketsch begegnet wäre. Es wäre dann auch nicht sinnlos gewesen, im Oktober, der 2012 recht golden ausfiel, mit ihr auf den Straßen Berlins wandelnd, Laub zu durchwühlen: schweigend und Hand in Hand.

Weil sie apollinisch ist, konnte sie nicht existieren. Aber nicht existieren bedeutet nicht nicht sein. Weil sie apollinisch ist, konnte ich mich selbst überhaupt als apollinischer Mann erkennen, und musste nicht bei der asketischen Hoffnung auf eine andere Welt, in der erst die Würdigkeit zur Glückseligkeit führen würde, stehen bleiben. Wem auch immer ich damals begegnet wäre, das wäre nicht sie gewesen. Sie wollte mir ja die andere, nicht diese Welt, zeigen, und das ging nur, indem ich annahm, sie würde in dieser Welt existieren, und nicht durch eine andere Person zu mir sprechen. Das Apollinische ist überweltlich, göttlich, es hält sich nicht an Grenzen einer Welt, eines Lebens, eines Universums. Die vollkommene Schönheit einer apollinischen Frau ist wie das Scheinen einer weit entfernten Sonne, die als Scheibe am Horizont zum Greifen nahe zu sein scheint, doch in Wirklichkeit 150 Millionen Kilometer entfernt ist.

Die asketische Frau

 

 

 

 

Im vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war Maria eine Hure in Ägypten. Sie vollzog eine Revolution der Denkungsart, und lebte fortan Jahre und Aberjahre als Eremitin. Als sie nach fast einem halben Jahrhundert wieder einem Menschen begegnete, soll sie gefragt haben: "Wie geht es dem Reich? Wie geht es dem Kaiser?" Sie entsagte dem Leben und ging in Gott auf. Das Römische Reich aber, der Katechon, der den Satan aufhielt, gehörte für sie zu den göttlichen, nicht zu den menschlichen Dingen.

Es gab in der Geschichte viele heilige Frauen. Einige haben ihren Lebensweg als Huren angefangen. Davor könnte es wiederum eine Erfahrung mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit oder der fast noch bis heute globusweit üblichen Sexsklaverei gegeben haben. Dass Missbrauchsopfer sich der Promiskuität und Prositution zuwenden, ist Natur. Wenn Huren zu Heiligen werden, ist das Kultur.

Die Mutter maßt sich regelmäßig die Rolle einer Heiligen an, aber an der Mutterschaft ist nichts heilig. Wäre die Mutterschaft heilig, so würden neben heiligen Müttern von Menschenkindern auch unzählige heilige Ziegen, heilige Ratten und heilige Bonöbinnen und Schimpansinnen durch den Dschungel der Welt wandeln. Die Mutter ist das Werkzeug der Gattung, sie ist das Weib als Tierart, wie der tellurisch-phallische Mann eben der Mann als Tierart ist: homo sapiens sapiens, aber noch nicht im Kultursinne Mensch.

Die heilige Frau muss solar geboren sein, das ist ihr Karma. Eine lunare oder chthonisch-tellurische Frau wird keine Heilige. Wohlbehütet, startet die Heilige als jugendliche Heldin. Misshandelt, geht sie den Weg der Hure. Sie fällt, und dieser Fall verletzt ihre wahre Natur. Also widmet sie sich der Askese, um das Solare wiederzuerreichen. Die junge Heldin aber merkt, dass sie das Leben mehr als den Tod liebt, und lebt fortan weiter in der Entsagung: sie ist zu sehr Frau, zu sehr Substanz, um für eine Sache, für andere Substanz zu sterben. Sie will stattdessen für ihre eigene Substantialität leben. Als Frau ist sie substantiell das Göttliche: das Werden des Göttlichen in der Welt.

Die Jungfrau Maria ist die heilige Mutter. Sie ist unbefleckt und bringt Gott zur Welt. Dies ist eine gelungene Metapher für die Frau als Werden, das das weltlose Sein zur Welt bringt. Das Sein existiert nicht ohne das Werden. Das Werden ist nichts ohne das Sein.

Wenn die Heilige weder eine Büßerin noch eine Mutter ist, dann ist sie die heilende Jungfrau. Als Heilende kommt sie aber mit der Krankheit der Welt in Berührung, und verliert ihre Unschuld. Sie ist moralisch, aber nicht mehr ästhetisch vollkommen. Wie der heilige Mann, lebt auch die heilige Frau in Widerspruch und Leiden. Ihr Bewusstsein ist ein Unglückliches, auf dem Weg, ein Erlöstes zu sein.

Die heroische Frau

 

 

 

Wer nicht faul, hat an Greta Thunberg schon einiges bemängelt: wie reich sie ist, wie sie als Kind von Erwachsenen instrumentalisiert wurde, und schließlich, dass sie Autistin ist, als wenn das den Wert ihrer Aussagen zum Klimawandel und ihren Kampf gegen ebendenselbigen schmälen würde. Von Nuancen, die oftmals beim Betrachter selbst liegen, abgesehen, entspricht Greta Thunberg dem Typus einer heroischen Frau.

Jeanne d’Arc ist natürlich die heroische Frau schlechthin. Sie hatte wahrscheinlich gute und schlechte Tage, aber sie hatte keine Tage. Sie hatte eine Vision, aber keine Menstruation. Wiederum: ob Legende oder nicht, am Mythos ist der logische Sinngehalt das Entscheidende. Im Solaren herrscht der Geist über den Körper. Die erste Stufe des Solaren ist das Heroische. Hier herrscht die Seele über den Körper.

Im Asketischen herrscht der Geist über den Körper; der Geist trennt aber auch die Seele vom Körper, weshalb Asketen und Heilige zwangsläufig leiden: mehr, als der Mensch unter der conditio humana ohnehin leidet. Doch es lohnt sich: ist der Aufstieg zum Apollinischen geschafft, herrscht der Geist über Seele und Körper, wobei wiederum die Seele über den Körper herrscht. Im Asketischen würde die Seele mit dem Geist um den Körper streiten, weshalb der Geist sie auf dieser Stufe der Entwicklung im Solaren vom Körper entfremden muss.

Der Heros macht keinen Eindruck der Entfremdung der Seele vom Körper: sein Geist ist Seele gewordener Körper. Der Held ist restlos überzeugt von seiner Idee, sein Bewusstsein ist ein Glückliches, das des Asketen ein Unglückliches. Jeanne d’Arc hatte aus der Überzeugung, die Retterin Frankreichs zu sein, Frankreich gerettet. Sophie Scholl war eine tragische Heldin. Doch letztlich triumphierte nicht Hitler: an seinem Grab kacken die Hunde, am Grab von Sophie Scholl wachsen Blumen. Der tragische Ausgang wertet einen Helden nicht ab, manchmal veredelt er sogar noch mehr.

Die heroische Frau ist weiblicher als die Schlampe, die Mutter und die Dirne. Und dennoch ist sie vom Erscheinungsbild von allen Frauen die Männlichste. Ihre hohe Weiblichkeit ist sublimiert; sie ist aufgehoben, aber noch nicht im Hegelschen Sinne, sondern nur aufgehoben. Erst die Heilige, und, noch mehr, die Jungfrau, entfaltet die sublimierte Weiblichkeit wieder, aber auf einem höheren, einem geistigen Niveau. Die heroische Frau ist sexuell und darüber hinaus. Und eigentlich ist sie sogar nur darüber hinaus.

Und sollte die historische Jeanne d’Arc seinetwegen auch Sex mit Castruccio Castracani gehabt haben, oder Leopold dem Löwenbändiger, oder Ludwig von Papua-Neuaustrasien, das wären biographische Nihilitäten, ebensoebene Nichtigkeiten, wie als wenn Sophie Scholl eine Affäre mit Hannah Arendt, Bismarck von Otto und Alfred Rosenberg gehabt hätte. Auch eine heroische Frau kann Sex haben, in einer Beziehung leben, und sogar Mutter sein. Doch ihre heroische Mission ist der Fixpunkt ihres Lebens. Die Bettgeschichten einer großen Dirne sind ihre Biographie; die Biographie der Heldin ist ihr heroischer Kampf.

Die lunare Frau

 

 

 

Weiningers Dirne. Nicht die Schlampe, das billige Imitat, die promiskuitive ekelerregende krankheitverbreitende Nutte, sondern eine durchaus durch und durch sexuelle Frau: Frau, Mensch, nicht Untier, mit einem Bein im Reich der Verweseung, mit dem anderen in der Hölle. Es gibt ein Böses, vor dem selbst die Hölle geschützt werden muss: das lovecraftische Böse, das hypermaterielle. Schlampe, Material Girl, ist eine Agentin dieses Bösen, mit einer neotenen Maske aus menschlicher Haut. Das Genie ist der Produzent des, allgemein und abstrakt ausgedrückt, Werts, von dem sich alles andere Gut und Gute einschließlich der Würde ableitet, die Dirne ist der Konsument, die Schlampe der Destruent. Allgemeiner: das Solare schöpft Wert. Das Lunare konsumiert Wert, aber so wie das liebliche Kind die göttlich-reine Brust der heiligen Mutter. Das Tellurische lebt von abgefüllter Milch. Das Chthonische ist bestrebt, als Parasit den Körper zu befallen.

Die Dirne ist sexuell und nichts darüber hinaus. Und dann auch noch individualistisch-sexuell, nicht gattungssexuell! Die sexuell attraktive Frau schlechthin, die Verführerin. Wenn die Dirne fein herausgeputzt daherkommt, dann ist es ihr ein tiefes inneres Bedürfnis. Die Schlampe fühlt sich auch verdreckt sauwohl. Und in der ultradekandenten Gesellschaft, in der schon eine hässliche Frau einen durchschnittlich attraktiven Mann zum Hund machen kann, weil Männer in der Ultradekadenz schneller als Frauen degenerieren, finden sich tatsächlich verdreckte, dreckige Schlampen: ungepflegt, verunstaltet, tätowiert, gepierct, und was nicht noch alles. Und dem ultradekadenten Mann ist offenbar keine Schlampe hässlich genug. Aber die Dirne, sie würde auch dann schön sein wollen, wenn ihr keiner zuguckt. Die Dirne ist die Rettung des ästhetisch nicht abgestumpften Mannes vor der Schlampe.

Die Dirne ist selten. Die Schlampe ist ubiquitär und ahmt die Dirne nach. Die Dirne ist echt, die Schlampe ist fake. In die Dirne kann sich ein Mann tödlich verlieben (unsterblich nur in die solare Frau). Die Dirne ist die erhabene, abgehobene femme fatale, die wirklich große Männer zugrunde richtet. Der dicke Ochsenschwanz ist der Dirne nichts, sie will den bedeutenden Mann. Sie will ihn nicht unbedingt zerstören, sie will aber mit ihm spielen, ihn herausfordern. Sie will seine Transzendenz sein. Die lesbische Dirne ist eine seltene erotische Kostbarkeit. Wie jede Frau, ist die Dirne erst einmal in sich selbst verliebt. Doch dann nutzt die gemeine Frau den Mann, um sich selbst durch ihn zu lieben oder sexuell zu genießen. Aber wenn die Frau in ihrer Selbstliebe so reflexiv ist, dass sie eine andere Frau liebt, und zwar genau dafür, wofür sie sich selbst liebt, und wofür der Mann sie liebt (Feinheit, Zartheit, Grazie usw.), dann handelt es sich um das höchste im Erotischen: die lesbische lunare Frau.

Die tellurische Frau

 

 

 

Weil Männer heute vaterlos aufwachsen, gibt es die sogenannte Manosphere, in welcher junge Männer das lernen, was ihre nicht vorhandenen oder unmännlichen Väter ihnen nicht mehr beibringen. Natürlich ist die Information fast immer schablonenhaft und auf Idioten-Niveau: das und das musst du tun, um eine Schampe zu ficken, das und dies musst du aber tun, um mit einer vernünftigen Frau eine Familie zu gründen. Die Frauen sind angeblich alle gleich: "All women are whores", aber manche vögeln halt mehr rum, manche weniger, und die noch nicht ganz Verbrauchten eigenen sich später als Lebenspartnerinnen und Mütter gemeinsamer Kinder.

Zunächst einmal sind nicht alle Frauen gleich. Die meisten Frauen sind aber Schlampen? In einer ultradekadenten Gesellschaft werden tellurische Frauen in der Tat zunehmend zu chthonischen, aber von der Natur ist es eigentlich so vorgesehen, dass die meisten Frauen tellurisch sind, d. h. vom Mutter-Typ nach Weininger. Und es zeugt von fehlender Lebensefahrung und ist eben eine Folge der Vaterlosigkeit, dass die meisten Männer nicht einmal mehr Mütter und Schlampen voneinander unterscheiden können. Wirklich schwer zu unterscheiden sind chthonische und lunare Frauen, weil sich die billige Schlampe ästhetisch an der hochnäsigen Dirne orientiert. Aber von der Mutter unterscheidet sich deutlich sowohl die dreckige und grobe Schlampe als auch die feine und verwöhnte Dirne.

Der Mutter geht es nicht um den Mann, sondern um das Kind. Der Schlampe geht es auch nicht um den Mann, sondern um das Männchen bzw. um den Phallus. Der Dirne geht es um den Mann. Sie will sich erotisch am Mann hochziehen. Weder die verbrecherische Schlampe noch die gattungs-überlegene Mutter wollen zu einem Mann aufschauen. Die Schlampe will entweder ihren Meister im Bösen finden: einen Mann, der noch amoralischer ist als sie selbst, oder einen manipulierbaren dummen Ochsen, und will seine Zuhälterin sein (nicht der Prostitution, sondern des Verbrechens). Die Mutter will ihren Arbeitsochsen, der vitale Gene spendet und die Kinder versorgt. Die Dirne aber will einen besonderen Mann.

Die Mutter hat insofern kein Ich, als dass sie die Gattung repräsentiert. Hierzu sind die Ausführungen in Weiningers "Geschlecht und Charakter" weitgehend korrekt. Sie hat aber im Gegensatz zur Schlampe auch kein aufgeblasenes Ego. Korreliert die Schlampe in mancherlei Hinsicht mit der Dirne, so auch die Mutter mit der Heiligen, der asketischen Frau. Ein sehr junger Philosoph wie Weininger bleibt auch dann ein Genie, wenn er die Schlampe und die Dirne resp. die Mutter und die Heilige in jeweils eine Kategorie zusammenfasst. Dass er die Existenz der Jungfrau schlichtweg negierte, ist biographisch zu sehen: ein höherer Mann wird in einer dekadenten, und erst recht in einer ultradekadenten Gesellschaft von toxischer Weiblichkeit oftmals bis zur Verbitterung verletzt.

Die chthonische Frau

 

 

 

Eine Frau, die sich nicht ekelt: diese Definition würde für mich als apollinischen Mann ausreichen. Für mich ist damit alles gesagt. Da aber die Fähigkeit, sich zu ekeln, durchaus weniger weit verbreitet ist, als Papageienrepliken wie "Ekelhaft!" usw., muss das, was der Ausdruck "chthonische Frau" bedeutet, beschreibend expliziert werden.

Die chthonische Frau ist nicht Weiningers Dirne, die wäre sie aber gern. Sie ist eine Schlampe. Die Dirne ist wählerisch, die Schlampe vögelt wahllos rum. Sie tut aber so, als wäre sie wählerisch, und stellt bei ihrer "Partnerwahl" die Hierarchie der Männer auf den Kopf. Die ultradekadente Gesellschaft ist das Reich der Schlampe.

"Das absolute Weib hat kein Ich", sagt Weininger. Einerseits hat ein Wesen, das zu 100% weiblich, ist, in der Tat kein Ich, doch andererseits hat auch ein zu 100% männliches Wesen kein Ich. Was ein Ich "hat", "hat" auch ein Mischverhältnis zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen. Und bei der chthonischen Frau ist dieses Verhältnis nicht etwa 90:10 oder höher zugunsten des Weiblichen, sondern, im Gegenteil, geringer als 70:30. Das Weibliche ist klobig, dicktittig da, und das grobe, ungehobelte Männliche ebenfalls, beides schwimmt nebeneinander, undifferenziert, wie Öl und Wasser in einer dreckigen Ursuppe.

Die Schlampe ist verlogen, phallozentrisch, anal-vaginisch (ihre Sexualität ist nihilistisch), haptisch, materialistisch, schleimig. Der schmierige, eklige Lecker, für sie ein "charmanter Aufreißer", ist ihr männliches Pendant: das Gesindel, bevorzugt krimineller Art, der gewissenlose, abscheuliche, impulsiv gewalttätige und opportunistisch arschleckerische chthonisch-phallische Mann. Der Verbrecher nicht als Antiheld, nicht als Robin Hood, sondern der Drogendealer und Zuhälter.

Die Schlampe steht auf Männer, die Frauen misshandeln. Sie verachtet einen Mann, der nie Sex hatte, aber findet einen Kinderschänder insgeheim geil. Es erregt sie besonders, wenn der Kinderschänder ungestraft davonkommt: entweder, weil er so ein gerissener Krimineller ist, oder, weil er in einer hohen Machtposition steht. Die chthonische Frau ist machtgeil. Sie ist wertlos und will daher andere Menschen zerstören. Das wahrhaft Wertvolle ist für sie wie das Sonnenlicht für einen Vampir.

So wie die Natur den chthonisch-phallischen Mann eigentlich nicht vorgesehen hat, gibt es in der natürlichen Ordnung auch keinen Platz für die chthonische Frau. Daher kämpfen diese Degeneraten in der ultradekadenten Gesellschaft fanatisch für eine künstliche Ordnung, die alle Menschen gleich macht: für sie bedeutet Gleichheit ja, alle auf ihr unterirdischs Niveau herunterzuziehen.

Wer Schönheit und Unschuld verachtet, wer die Hierarchie negiert, wer Gut und Böse relativiert, vertritt das chthonische Prinzip. Der Mann ist in desem Fall Weiningers Verbrecher, die Frau aber nicht die lunare Dirne, sondern die chthonische Schlampe.

Die Hierarchie der Frauen

 

 

 

Nach Weininger gibt es die Mutter und die Dirne; die Jungfrau, behauptet er mit Anfang 20, gibt es nicht. In seinem Alter war ich auch einem todessehnsüchtigen Nihilismus verfallen und sammelte einseitig Argumente für die Sinnlosigkeit des Lebens und die Alternativlosigkeit des Suizids. Doch es gibt selbstverständlich die Jungfrau: das ist die solare Frau. Genauer, die höchste Art der solaren Frau. Die Heilige, die asketische Frau, ist eine Stufe unter der Jungfrau. Die heroische Frau ist die erste Stufe des solaren Weiblichen.

Die lunare, dionysische Frau, das ist Weiningers Dirne. Sie ist durch und durch sexuell; sexuell und nichts darüber hinaus, und zwar als Individuum, nicht als Gattungswesen. Dadurch ist sie die phänotypisch weiblichste Frau. Die heroische Frau erscheint männlich, die Heilige männlich-kindlich, die Jungfrau unschuldig, mädchenhaft-kindlich.

Die tellurische Frau ist Weiningers Mutter, die demetrische Frau. Sie ist das Leben der Gattung. Die chthonische Frau ist das tierische Weib, die Mensch gewordene Banalität der bloßen Materie. Meiner Einschätzung nach verwechselt Julius Evola sie in seinem Durga-Begriff mit der Jungfrau, die er mit dem ursprünglich Weiblichen, der ungeformten Materie identifiziert. Bloße Materie entspricht aber gar keiner Frau, sondern dem Nichts. Form ohne Materie ist das Reich der ewigen Ideen, und entspricht nicht einmal dem apollinischen Mann, ja nicht einmal einer manifesten Gottheit.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Der apollinische Mann

 

 

 

Die Kindheit ist im Tierreich kurz. Der phallische Mann wird am schnellsten erwachsen. Nicht so schnell wie der Ochse verabschiedet sich der dionysische Mann von seiner Kindlichkeit: er kann sogar noch bis ins hohe mittlere Alter ein alter Knabe bleiben. In diesem Fall ist aber die Inkongruenz zu spüren: als alter Knabe ist der dionysische Mann nicht, was er sein soll.

Der solare Mann stirbt sogar als Kind. Der heroische Mann nimmt das wörtlich und stirbt jung. Der asketische Mann verliert bis ins hohe Alter nicht seine kindlichen Züge; erfolgreiche Mönche und buddhistische Meister haben stets etwas Kindliches. Der apollinische Mann ist ein göttliches, vollkommenes Kind, und hat sogar eine Aura des Ungeborenen.

Phänotypisch ist der phallische Mann der männlichste, etwas subtiler ist die scheinbare Männlichkeit des Dionysikers, der heroische Mann ist stark im Kampf, aber kindlich in der Sexualität. Der Asket ist asexuell, seine Männlichkeit ist introvertiert und geistig. Der apollinische Mann hat ein so extremes Männlichkeits-Weiblichkeits-Verhältnis (d. i. die Vitalspannung), dass der kleine weibliche Anteil in ihm nicht dunkel und verschwommen, sondern klar geformt und voll im Lichte steht. Der apollinische Mann sieht nicht gut aus, er ist vollkommen schön.

Das Wahre des heroischen Mannes und das Gute des Asketen hat der apollinische Mann im Hegelschen Sinne aufgehoben. Er lebt unter der Idee des Schönen, seine Religion ist eine Religion der Schönheit.

Montag, 4. Juli 2022

Der asketische Mann

 

 

 

Der asketische Mann steht, wie der dionysische, negativ zum Leben. Der dionysische Lebemann und der asketische Mönch sind hedonistisch, nicht idealistisch orientiert. Der phallische Mann ist fremdbestimmt-idealistisch (Sklave), der heroische Mann wählt zwar für sich selbst, aber noch einen äußeren Zweck (er ist somit altruistisch-idealistisch), und der apollinische Mann ist als seiender, nicht bloß sein sollender, Selbstzweck, selbstbestimmt-idealistisch.

Der dionysische Mann will das Leben genießen und scheitert an der Begrenztheit des Genusses sowie an dessen leidvollen Konsequenzen: Sex überträgt Krankheiten (die schwerste davon für den Hedonisten ist die Schwangerschaft der Frau), Alkoholrausch führt zum Kater, Völlerei macht dick. Alles Interessante wird mit der Zeit langweilig; die Zahl möglicher Genüsse sinkt im Laufe des Lebens, die Variation des Leidens nimmt zu.

Der asketische Mann ist ein negativer Hedonist: er will das Leid überwinden. Damit ist seine Negation des Lebens doppelt: er nimmt das Leid der Entsagung auf sich, aber nicht, um glücklicher zu leben, sondern, um letztlich nicht mehr zu leben. Der gemäßigte Asket ist Epikureer, dionysischer Mann, der auf solche Lust verzichtet, aus welcher Leid folgt.

Das Leben ist Leiden: das ist die letzte Wahrheit des Asketen. Er lebt es nach bestimmten Regeln in der Hoffnung, nicht mehr leben zu müssen, insofern er seine Prüfung besteht. Dabei kann der Prüfer sowohl persönlich (monotheistischer Gott) als auch unpersönlich (Dharma) vorgestellt werden. Das Karma ist ein negatives Konto, mit dem jedes Lebewesen geboren wird. Das Ziel ist die schwarze Null (Moksha/Nirwana). Der transzendente Herrscher des Universums ist als Garant des Deals "Ich leide, um nicht leiden zu müssen" ein Selbstwiderspruch.

Diesen Widerspruch entwickelt Kants Moralphilosophie. Kant ist ein moralischer Asket. Nicht nur, dass wir nach Kant dem moralischen Gesetz gemäß leben sollen, nein, wir sollen ausschließlich nach dem kategorischen Imperativ als Selbstzweck handeln. Indem der Mensch anerkennt, dass nicht er (bzw. das Leben), sondern das moralische Gesetz Selbstzweck ist, bekommt er die Würde, selbst ein Selbstzweck sein zu können. Dann aber hat er Anspruch auf Glückseligkeit. Und diese ist nicht einfach ein Erlöschen ins Nichts.

Der Zweck der moralischen Askese ist letztlich der Hedonismus: Glückseligkeit bedeutet nach Kant die Befriedigung aller Neigungen, und zwar extensiv, intensiv, und für immer. Und noch mehr: Glückseligkeit ist, wenn mir alles nach Wunsch und Willen geht. Was der moralische Asket anstrebt, ist letztlich der hinduistisch-buddhistische Götterbereich. Aber er darf das Paradies nicht als Zweck setzen: der Zweck der moralischen Askese ist die Würdigkeit, ins Paradies zu kommen.

Kants asketische Moralphilosophie perpetuiert das unglückliche Bewusstsein nach Hegel. Das Getrenntsein vom Absoluten, von der göttlichen Glückseligkeit, ist ein Zustand, der nicht eigenmächtig überwunden werden darf. Nur Gott, das personifizierte moralische Weltgesetz, darf den Asketen erlösen.

Scheinbar geht es beim kategorischen Imperativ um Würde, die dadurch verdient wird, dass man ausschließlich aus moralischer Pflicht handelt. Letztlich ist aber der vollständig befriedigte Hedonismus das Ziel. Ansonsten würde die Würde, wie bei den Stoikern, sich selbst genügen. Kant protestiert: Aber es muss wahr und real sein, dass es dem Guten letztlich wohl und dem Bösen übel ergeht; daran, bloß gut zu sein, kann ich mich nicht erfreuen, wenn ich sehe, dass in der Welt das Böse triumphiert!

Nun, warum nicht zum Helden werden, und das Böse aktiv bekämpfen? Oder, um in der Hierarchie der Männlichkeit nicht abzusteigen, halte es, wie der Stoiker: Du hoffst nicht auf eine jenseitige Glückseligkeit, du tust einfach das Gute, weil es gut ist, und keiner weiteren Gründe bedarf. Dem Bösen ergeht es wohl? Das ändert aber nichts daran, dass all das widerliche Gesindel eben nur Gesindel ist; du bist der höhere, wertvolle Mensch, und der Übeltäter ein ekelhafter Degenerat, der Wert deines Lebens ist der unendliche Wert deiner Würde, und der Verbrecher mit Koks, Nutten und Milliarden ist ein wertloser Untermensch. Reicht es dir nicht, dass das wahr ist? Du hast seinen weltlichen Erfolg nicht, er hat deine Würde nicht. Warum willst du auch das haben, was er hat? Ist die Würde also doch nichts weiter als eine leere Floskel, wenn aus ihr nicht die Berechtigung zu sinnlicher Lust folgt?

Das Leben in der Negation scheitert an der Positivität des Lebens. Das sah Hegel so klar, dass seine Kantkritik seitdem der Schlusspunkt der Moralphilosophie ist: Moral hat nur noch gesellschaftliche, aber keine existentielle Relevanz. Moralität geht über in die Sittlichkeit, und der moralische Asket hat die Wahl: entweder er besteht auf seiner subjektiven Moral und wendet sich damit gegen die Welt und das Leben, oder er verwirklicht die Askese im Stoizismus oder Theravada-Buddhismus. Tertium jedoch durchaus datur: Die Aufgabe der moralischen Selbstgerechtigkeit und die Einsicht in den wahren Selbstzweck, das Schöne, macht aus einem asketischen Mann einen apollinischen.

Der heroische Mann

 

 

 

Eine Bitch pöbelt grundlos einen vermeintlich schwachen (weil anständigen) Mann an. Dieser setzt sich verbal zur Wehr und wird von einem anderen Mann als Frauenfeind beschimpft (bzw., wenn das Gesindel im Rudel auftritt, bedroht oder gar zusammengeschlagen). Hier handelt es sich um den im Dienste der toxischen Weiblichkeit stehenden phallischen Mann.

Abscheuliches Gesindel nähert sich einer verängstigten Frau, um diese zu vergewaltigen. Ein Mann schreitet ein und riskiert sein Leben. Das ist der heroische Mann. Der phallische Mann kämpft gern gegen Schwächere, am liebsten gegen Wehrlose. Der heroische Mann kämpft gegen Stärkere bzw. allein gegen viele.

Der Übergang vom Dionysischen zum Heroischen ist der spielerische Kampf, der Wettkampf. Das homoerotische Kräftemessen im Kampfsport ist dionysisch, der antagonistische Kampf, bis hin zum Krieg, ist heroisch.

Die ultradekadente Gesellschaft ist postheroisch. Der phallische Mann dominiert; der dionysische Mann darf als sein Hofnarr noch existieren, der heroische Mann wird zum gewaltbereiten Extremisten erklärt oder als Terrorist verleumdet.

Der heroische Mann beschämt den phallischen durch seine bloße Existenz und fordert den dionysischen durch seine Exzellenz heraus. Der dionysische Mann kämpft gegen den heroischen, aber nicht für allgemeine Werte oder höhere Ziele, sondern für sein Ego. Der Antagonist des Helden in einem klassischen Actionfilm ist dionysisch, seine im Vorspiel zum Endkampft zu Dutzenden abgeknallten Handlanger sind phallische Männer.

Mit dem heroischen Mann fängt das Reich des Solaren an. Der heroische Mann steht positiv zum Leben: er schützt es. Auch der phallische Mann steht positiv zum Leben: parasitisch-positiv, wenn er chthonisch ist, und dem Leben zu Diensten, wenn er tellurisch ist. Der dionysische Mann negiert: er zieht das Prinzip des Lebens vom Allgemeinen auf sich selbst zurück. Ihm geht es nicht um die Gattung, sondern um den eigenen Genuss.

Dem tragisch-heroischen Mann gelingt das, wobei der nächsthöhere in der Hierarchie, der asketische Mann, scheitert: er fällt im Kampf und erlöst sich selbst von Leid und Begierde. Weil die Erlösung aber nicht das Ziel ist, gelingt sie: der tragische Held sucht nicht den Tod, und deshalb findet er ihn, und zwar als glorreichen Heldentod.

Der asketische Mann steht wiederum negativ zum Leben, er will es durch Entsagung überwinden. Nicht der Suizid, die Vernichtung des Lebens, ist sein Ziel, sondern ein höherer Zustand des Nichtseins, Moksha/Nirwana. Kants Moralphilosophie verbindet eine solche Asketik mit der Forderung der Glückseligkeit in einem nächsten Leben, und widerspricht damit sich selbst. Das unglückliche Bewusstsein kann sich entweder durch die Entsagung erlösen (Theravada, Schopenhauer), oder es muss sich weiterentwickeln, bis es einen positiven Weltbezug auf noch höherer Stufe findet. Hier steht der göttliche, apollinische Mann.

Sonntag, 3. Juli 2022

Der dionysische Mann

 

 

 

Der Schwule ist männlicher als der Macho. Daher rührt die Homophobie des Ochsen: er fühlt sich minderwertig. Für Frauen ist der schwule Mann nicht die belächelnswerte Schwuchtel, sondern: Er ist so attraktiv; schade, dass er schwul ist.

Der Schwule hat keine Angst vor deinem Schwanz: er hat selber einen. Seine Sexualität ist nicht dumpf-pornographisch, sondern spielerisch-selbstbezüglich. Da er autoerotisch ist, ist der Schwule gepflegt; der Ochsen-Hetero ist meistens widerlich.

Die Fähigkeit, Ekel zu empfinden, unterscheidet den höheren Mann vom Ochsen. Der Ochse ekelt sich vor gar keinem Weib, er ekelt sich grundsätzlich nicht vor der Frau. Er zittert aber davor, von einem anderen Mann angeschwult zu werden, aber nicht aus Ekel, sondern aufgrund eigener Minderwertigkeit. Aber als Werkzeug der Frau, als Vibrator mit Mann drumrum, fürchtet er sich grundsätzlich nicht davor, verschmäht zu werden: wieso sollte der Bauer seine eigene Mistschaufel wegwerfen, wenn sie noch nicht kaputt ist?

Die Angst davor, verschmäht zu werden, kennzeichnet den Schwellenmann: er hat sich noch nicht entschieden, ob er dionysisch oder phallisch sein will. Ein sensibler dionysischer Mann in einer ultradekadenten Kultur will ein phallischer Mann sein, er geht als Kater zu den Hunden, misst sich als feiner Hengst mit den abgestumpften Ochsen.

Der tragische Dionysiker betrinkt sich und spielt im Rausch den phallischen Mann, doch kann den Eindruck nicht halten, kann die Rolle nicht durchgehend spielen, weil er unter Alkoholeinfluss keine Kontrolle hat.

Der erfolgreiche Dionysiker ist ein Lebemann, ein Dandy. Er hat einen einfachen Geschmack: er ist immer mit dem Besten zufrieden. Das Notwendige kann ihm gestohlen bleiben: er will den Luxus. So eignet er sich nicht als Familienvater, als Sklave der Frau und der Gattung. Der dionysische Mann ist souverän: er trennt Weib und Leben, während für den phallischen Mann Weib und Leben dasselbe sind.

Der dionysische Mann hat sein eigenes Leben, er nimmt nicht bloß am Leben des Weibes und der Gattung teil. Er ist schwul, hetero oder bi, und alles davon ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, für die er nicht um Erlaubnis bitten muss. Der phallische Mann, der den Schwulen spielt, macht in einer ultradekadenten Gesellschaft daraus eine soziale Agenda: die Autorität der Mama Vagina gibt dem Verlierer auf dem sexuellen Markt eine sexuelle Trostidentität.  

Der phallische Mann

 

 

 

Der phallische Mann, das Männchen. Das weibliche Sexspielzeug. Keine eigene Agenz, selbst in der Vergewaltigung nicht: der phallische Mann ist nur die Vergewaltigungswaffe, die eine Frau gegen eine andere einsetzt (oder gegen ein Kind). Aber das Weib will ja, nach Weininger, das Männchen (male), nicht den Mann (man). Die unzüchtige Bitch gewiss. Die ultradekadente Nutte (Drecksnutte wäre ein Pleonasmus).

Der phallische Mann ist die niedrigste Stufe der Männlichkeit. Danach kommt der Affe. Laut Julius Evola sind Affen durch diese Art der Devolution entstanden: indem sich die Menschen mit immer tierischeren Anteilen ihrer Selbst identifizierten. Der chthonisch-phallische Mann ist der Abschaum der Menschheit, das Endprodukt der Ultradekadenz.

Phallische Männer sind nur Schwänze, weiter nichts. NPCs in Killerspielen und Actionfilmen. Keine Persönlichkeit, nur Schwanz. Der wichtigste Teil des phallischen Mannes ist das Spermium. Letztlich dient er dem Fortbestand des Kanonenfutters: das ist seine Mission in der Weltgeschichte.

Der tellurisch-phallische Mann ist aber kein Untermensch. Er ist der ehrliche Unterbau, die Basis, die Verkörperung des 3. Standes. Bildungsferner Arbeiter, unbedarfter Bauer; der Hirte ist bereits an der Schwelle des Dionysischen. Der Ziegenficker wiederum nicht. Fuckboys als Sextoys aus armen Ländern für ultradekadente westliche Frauen können durchaus die Tragödie des tellurisch-phallischen Mannes verkörpern, der durch sexuellen Missbrauch (der nur für den Betrachter von oben feststellbar ist) zum chthonisch-phallischen Mann degeneriert.

Der Penis ist sein bestes Stück. Seine Weltanschauung ist scheinbar phallozentrisch, in Wirklichkeit dreht sich alles um die Vagina. Der phallische Mann ist Sklave von Natur. Sklave der Frau, Sklave im klassisch-antiken Sinn, geistig kastrierte Drohne in der Massengesellschaft. Mitläufer und Mitmörder. Feigling, tollkühn in der Herde. Ohne Gewissen, ohne Prinzipien. Sein Stolz ist somatisch basiert. Nichts verletzt ihn so sehr wie Bodyshaming, seine Minderwertigkeitskomplexe drehen sich um sein bestes Stück.

Ist der Penis zu kurz, muss ein Penisersatz her. Ferrari, Lamborghini, Maserati. Die meisten müssen mit einem BMW oder Audi Vorlieb nehmen. Er definiert seine Männlichkeit dadurch, wie viele Frauen er gefickt hat. Sein Frauengeschmack ist gräßlich: er hält die Karikatur für das Schönheitsideal. Sein Sex ist pornographisch.

Der tellurisch-phallische Mann hat seine Würde durch Dienst und Subordination. Er muss dem höheren Mann dienen, nicht der Frau. Er veredelt sich durch sexuelle Enthaltsamkeit und gewissenhafte Pflichterfüllung. Das Chthonisch-Phallische projiziert er auf fremdenfeindliche, rassistische Weise auf andere phallische Männer, auf andere Männergruppen gleicher Höhe: die Ausländer nehmen dem fleißigen Arbeiter die Arbeitsplätze weg usw.

In der geistigen Verelendung einer ultradekadenten Gesellschaft nehmen sexuell verwahrloste Frauen den phallischen Mann als das Ideal der Männlichkeit wahr. Folglich streben auch junge Männer dieses Ideal an: der Geist ist peinlich, die Seele ist schwul/schwach/weiblich, der Schwanz ist alles. Und das Silbertablett für den Penis ist der im Fitness-Studio trainierte, nicht im Kampf gestählte, muskulöse Body.

Die Hierarchie der Männer

 

 

 

Der niedrigste, phallische Mann, ist chthonisch oder tellurisch.

Es folgt der dionysische Mann. Dieser ist lunar.

Der heroische Mann macht den Anfang im Solaren. Es folgt der asketische Mann. Der göttliche, apollinische Mann, ist der höchste.

 

 

 

Gott

 

apollinischer Mann

asketischer Mann

heroischer Mann

 

dionysischer Mann

 

phallischer Mann 


Tier

 

Mittwoch, 1. Juni 2022

Die 6 Werte und das Leben

 

 

 

Folgende Werte sind lebensbejahend:

Reinheit

Freiheit


Diese Werte sind ausschließlich konformitätsorientiert und in ihrer Lebenseinstellung neutral:

Loyalität

Autorität

Das sind die lebensverneinenden Werte:

Gerechtigkeit

Fürsorge


Warum? Reinheit und Freiheit setzen Selbstzwecke, das sind männliche Werte (Reinheit apollinisch, Freiheit dionysisch). Loyalität und Autorität bestimmten das Verhältnis von Individuum und Gruppe und drücken keine Lebenseinstellung aus. Gerechtigkeit und Fürsorge verhalten sich negativ zu Selbstzwecken; sie sind erhaltend und ausgleichend (weiblich), aber nicht schöpferisch.

Im Plus. Reinheit und Freiheit backen den Kuchen. Autorität und Loyalität verteilen ihn. Gerechtigkeit sieht zu, dass keiner leer ausgeht, und Fürsorge sorgt dafür, dass keiner verhungert.

Im Minus. Leben ist Leiden. Wer gerecht sein will, will unnötiges Leid von anderen abwenden. Das mündet in letzter Konsequenz im Antinatalismus. Fürsorge will jedes Leid abwenden, auch das selbstverschuldete. Auch hier wieder ist der Antinatalismus die ehrliche letzte Konsequenz: niemand leidet erst dann, wenn keiner existiert.

Im Schein. Es scheint so, als wäre gerade die Fürsorge der lebensbejahendste Wert. Doch diese setzt Leid voraus: eine Verletzung des Lebens oder einen Mangel an Leben. Wer nicht krank oder arm ist, bedarf nicht der Fürsorge. Die Gerechtigkeit fördert das Leben nicht, wie es scheint, sondern sie beschneidet es. Sie raubt den Starken Entwicklungspotenzial, damit die Schwachen ihre Grundbedürfnisse erfüllt bekommen. Doch die Beförderung des Banalen und Nichtigen auf Kosten des Großen und Einzigartigen ist ein Verbrechen gegen das Leben: Gerechtigkeit ist eine Beschneidung des Lebens, ein Reduzieren des Lebens auf seine einfachste und niedrigste Form, die bloße Existenz.

Die 6 moralischen Werte

 

 

 Das sind die 6 moralischen Werte nach Jonathan Haidt:

Reinheit

Freiheit

Fairness

Loyalität

Autorität

Fürsorge


Aufgezählt sind die Werte nach meiner persönlichen Hierarchie. Im moralischen Grundlagentest bekomme ich Freiheit als höchsten Wert heraus, weil Fragen, die Reinheit/Heiligkeit betreffen, bezüglich falscher Religionen gestellt werden (vom Christentum halte ich nicht mehr als Karlheinz Deschner, vom Islam nicht mehr als Geert Wilders). Wer unsicher ist, welchen Wert er für sich selbst am höchsten hält, kann aber durch einen solchen Test seinen inneren moralischen Kompass durchaus besser verstehen.

Politisch sagt die Hierarchie dieser Werte aus, ob man liberal oder konservativ, libertär oder sozialistisch ist. Aber auch der Rang in der soziosexuellen Hierarchie lässt sich damit bestimmen (ich bin ein Sigma; wäre ich ein Alpha, würde bei mir Autorität höher stehen, wäre ich ein Beta, dann Loyalität). In der anthropologischen Trias bedeuten die Werte Reinheit und Freiheit, wenn sie die höchsten sind, einen solaren Menschenschlag, Fürsorge und Loyalität einen chthonisch-tellurischen, und Unentschiedenheit bzw. wechselnde Werthierarchien einen lunaren.

 

Freitag, 1. April 2022

Große Katharsis oder große Verblendung?

 

 

 

Europa steht vor einer Wahl. Es kann sich als das Imperium der Lügen erweisen, als welches Putin es (zusammen mit den USA) in seiner Angriffsrede bezeichnet hat. Dafür muss nur weiter die Propaganda von der Alleinschuld Putins am Krieg Russlands gegen die Ukraine wiederholt werden. Es kann aber auch in einem Erdbeben der Wahrhaftigkeit sich von einem Imperium der Lügen lossagen, dessen Vassall es (schon 30 Jahre zu lange) immer noch ist: den USA.

Die USA gaben damals Saddam Hussein das Signal, sie würden nicht eingreifen, wenn er sein Nachbarland Kuwait angreift. Er griff an, die US-Medien begannen einen Imformationskrieg mit Gräuelpropaganda, und das US-Militär griff den Irak an. Fool me once, shame on you; fool me twice, shame on me. Sollte man meinen. Aber Hussein ist gleich zweimal hintereinander betrogen worden: erst wurde er dazu verführt, den Iran anzugreifen (erster Golfkrieg), und dann den Kuwait (zweiter Golfkrieg), und beides wurde für ihn zur Katastrophe (und für die USA großes Geschäft bzw. glänzender militärischer Sieg, beginn der Neuen Weltordnung). Und er ist sogar zum dritten Mal betrogen worden: er öffnete sein Land den UN-Inspektoren, um zu beweisen, dass er keine Massenvernichtungswaffen hat. Mit der Sicherheit, dass es nicht gefährlich sein würde, den Irak anzugreifen, griffen die USA an (dritter Golfkrieg).

Die USA sind das Zentrum des kapitalistischen Weltsystems. Das erklärt die unzähligen Machenschaften, die dieses Land zum Geißel der Menschheit machen. Doch die Tyrannen an der Semiperipherie: Hussein, Milosevic, und nun Putin, spricht das nicht von ihrer Schuld an ihren Angriffskriegen frei. Die USA haben Gorbatschow reingelegt, und trotz dokumentierter Zusicherungen, die NATO nicht bis an Russlands Grenzen zu erweitern, die NATO bis an Russlands Grenzen erweitert. Die USA haben Putin signalisiert: Die Sicherheitsgespräche werden zu keinem Ergebnis führen, und wir nehmen sogar in Kauf, dass du die Ukraine militärisch angreifst. In der Propaganda klang das so: Wir wissen, dass Putin einen Angriff auf die Ukraine plant.

Den Haag sollte nun seine Tore für die Verbrecher der Angriffskriege gegen Jugoslawien (1999), Afghanistan (2001) den Irak (2003) und Libyen (2011) öffnen. Diese Kriege hatten verschiedene Hintergründe, aber jeder von ihnen überschritt die Schwelle zum völkerrechtwidrigen Angriffskrieg (ob nun mit UNO-Mandat oder ohne). Auch Putin sollte in den Haag nicht vor verschlossenen Toren stehen bleiben, das Kriegsverbrechertribunal sollte ihn herzlich willkommen heißen.

Europa ist im Krieg. Wie von den USA geplant, wird es seine Wirtschaftsbeziehungen zu Russland kappen, und dadurch großen Schaden nehmen. Die USA befinden sich in der schwersten Krise ihrer Geschichte, und werden versuchen, diese Krise auf Kosten Europas zu lösen. Deshalb muss in Europa eine Politik der Wahrheit beginnen. Europa darf sich nicht weiter hinter Narrativen und Kriegslügen verstecken, sondern muss in die Realität zurückfinden. Europa hat keine Feinde, es hat aber skrupellose (USA, Russland) und problematische Partner (China, Indien). Europa muss einerseits zwischen USA und China bzw. USA und Russland vermitteln, andererseits seinen eigenen Platz in der Welt als unabhängiger politischer Akteur und Konkurrent dieser Mächte finden.

Russisch-Mordor und Lügenimperium USA sind temporäre Escheinungen, diese Supermächte werden sich transformieren, und zwar zu bloßen Großmächten, weniger stark und weniger böse als bisher. Der totalitäre chinesische Überwachungsstaat und die Wundertüte Indien, die ihre dunkle Seite noch nicht gezeigt hat, weil noch nicht mächtig genug, sind nicht besser als die USA und Russland. Doch das sind nunmal die Machtblöcke auf diesem Planeten, willkommen in der Geopolitik. Europa kann den Anstoß dazu geben, die Regeln der Geopolitik fairer, humaner, win-win-artiger zu gestalten. Die USA und Russland spielen, wie schon im Kalten Krieg, ein Nullsummenspiel. Im Zeitalter der Nuklearwaffen hat ein Nullsummenspiel die Neigung, bei Eskalation zu einer Lose-Lose-Situation zu werden.

Sonntag, 16. Januar 2022

Klärendes Impfpflichtlicht

 

 

 

Die rechtsphilosophische Severologie der Corona-Maßnahmen dirimiert sich wie folgt:

1. Ein Lockdown ist eine defensive und temporäre Einschränkung der Grundrechte. Der Bürger wird nicht seiner Freizügigkeit beraubt, sondern nur daran gehindert, bestimmte Orte (potenzielle Infektionsherde) aufzusuchen. Der Zwang dieser Maßnahme ist indirekt (deshalb ist sie defensiv).

2. Eine Maskenpflicht ist eine defensive und theoretisch zeitlich unbegrenzte Maßnahme. Der Bürger verliert einen geringen Teil der Lebensqualität für das größere Gut der Erhaltung des öffentlichen Raums in einer Pandemie. Die Gefahr für die Grundrechte besteht darin, dass eine Maskenpflicht nicht mehr abgeschafft wird oder präemptiv wieder eingeführt werden kann.

3. Eine Quarantäne ist eine offensive und temporäre Einschränkung der Grundrechte: dem Bürger wird die Bewegungsfreiheit für einen bestimmten Zeitraum entzogen. Er darf sich nicht mehr frei bewegen mit der Ausnahme der Unzugänglichkeit bestimmter Orte wie in einem Lockdown, sondern befindet sich unter Hausarrest bzw. in Haft.

4. Eine Impfpflicht ist eine offensive und zeitlich unbegrenzte Einschränkung der Grundrechte. Eine Impfung kann nicht rückgängig gemacht werden; was in den Körper gesprizt wird, entfaltet seine Haupt- und Nebenwirkungen. Selbst wenn die Nebenwirkungen nach Ansicht qualifizierter Experten gering sind, wird im Prinzip das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt. In einem Rechtsstaat, in dem die Todesstrafe nicht mehr praktiziert wird, darf dieses Recht nur gegenüber sich gegen ihre Verhaftung wehrenden Verbrechern außer Kraft gesetzt werden.

Nach dem tatsächlichen Schaden kann ein Lockdown durchaus die Maßnahme mit der höchsten Severität werden (Vernichtung wirtschaftlicher Lebensgrundlagen). Das dauerhafte Tragen einer Maske ist ungesund. Eine Quarantäne ist emotional anstrengend, weil das psychologische Bedüfnis nach Freizügigkeit durchaus groß ist. Eine Impfpflicht mit zwei bis vier obligatorischen Impfungen könnte die mildeste Maßnahme sein. Doch das sind keine rechtsstaatlichen Prinzipien; ein Staat, der spekulativ-utilitaristisch entscheidet, behandelt seine Bürger nicht wie Rechtssubjekte, sondern wie Objekte.