Weil Männer heute vaterlos
aufwachsen, gibt es die sogenannte Manosphere, in welcher junge Männer
das lernen, was ihre nicht vorhandenen oder unmännlichen Väter ihnen
nicht mehr beibringen. Natürlich ist die Information fast immer
schablonenhaft und auf Idioten-Niveau: das und das musst du tun, um eine
Schampe zu ficken, das und dies musst du aber tun, um mit einer
vernünftigen Frau eine Familie zu gründen. Die Frauen sind angeblich
alle gleich: "All women are whores", aber manche vögeln halt mehr rum,
manche weniger, und die noch nicht ganz Verbrauchten eigenen sich später
als Lebenspartnerinnen und Mütter gemeinsamer Kinder.
Zunächst einmal sind nicht alle Frauen gleich. Die meisten Frauen sind aber Schlampen? In einer ultradekadenten Gesellschaft werden tellurische Frauen in der Tat zunehmend zu chthonischen, aber von der Natur ist es eigentlich so vorgesehen, dass die meisten Frauen tellurisch sind, d. h. vom Mutter-Typ nach Weininger. Und es zeugt von fehlender Lebensefahrung und ist eben eine Folge der Vaterlosigkeit, dass die meisten Männer nicht einmal mehr Mütter und Schlampen voneinander unterscheiden können. Wirklich schwer zu unterscheiden sind chthonische und lunare Frauen, weil sich die billige Schlampe ästhetisch an der hochnäsigen Dirne orientiert. Aber von der Mutter unterscheidet sich deutlich sowohl die dreckige und grobe Schlampe als auch die feine und verwöhnte Dirne.
Der Mutter geht es nicht um den Mann, sondern um das Kind. Der Schlampe geht es auch nicht um den Mann, sondern um das Männchen bzw. um den Phallus. Der Dirne geht es um den Mann. Sie will sich erotisch am Mann hochziehen. Weder die verbrecherische Schlampe noch die gattungs-überlegene Mutter wollen zu einem Mann aufschauen. Die Schlampe will entweder ihren Meister im Bösen finden: einen Mann, der noch amoralischer ist als sie selbst, oder einen manipulierbaren dummen Ochsen, und will seine Zuhälterin sein (nicht der Prostitution, sondern des Verbrechens). Die Mutter will ihren Arbeitsochsen, der vitale Gene spendet und die Kinder versorgt. Die Dirne aber will einen besonderen Mann.
Die Mutter hat insofern kein Ich,
als dass sie die Gattung repräsentiert. Hierzu sind die Ausführungen in
Weiningers "Geschlecht und Charakter" weitgehend korrekt. Sie hat aber
im Gegensatz zur Schlampe auch kein aufgeblasenes Ego. Korreliert die
Schlampe in mancherlei Hinsicht mit der Dirne, so auch die Mutter mit
der Heiligen, der asketischen Frau. Ein sehr junger Philosoph wie
Weininger bleibt auch dann ein Genie, wenn er die Schlampe und die Dirne
resp. die Mutter und die Heilige in jeweils eine Kategorie
zusammenfasst. Dass er die Existenz der Jungfrau schlichtweg negierte,
ist biographisch zu sehen: ein höherer Mann wird in einer dekadenten,
und erst recht in einer ultradekadenten Gesellschaft von toxischer
Weiblichkeit oftmals bis zur Verbitterung verletzt.