Samstag, 23. März 2013

Glückophile einsperren!




Es ist unstrittig, dass der Wunsch, einen Lamborghini zu besitzen, legitim ist. Deshalb ist aber noch lange nicht legal, einem Lamborghinibesitzer aufzulauern, ihn zu töten, und seinen Wagen zu nehmen. Es ist wünschenswert, reich zu sein, und das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Der Wunsch gebietet jedoch keineswegs, Tausende Menschen in Elend zu stürzen, damit es einem Einzigen gut geht.

Kein Wunsch, keine Neigung ist illegitim. Wünsche sind niemals unmoralisch, vielmehr amoralisch. Moralisch relevant ist allein der Wille, der, anders als der Wunsch, dem Alltagsverstand als etwas Abstraktes erscheint, weshalb der Letztere Wille sagt, wenn er Wunsch meint. Ich wünsche mir eine Welt mit einer Bevölkerung von höchstens 100 Millionen, in der 95% der Erdoberfläche Naturparks sind. Ich will aber mitnichten 6,5 Milliarden Menschen umbringen.

Bei Luxuswagenliebhabern führt der Wunsch nicht zwangsläufig zum Willen, einen Lamborghini unrechtmäßig zu erwerben. Ein demiurgischer Ästhetiker, der eine schönere, sauberere, menschenleerere Welt wünscht, ist kein Gigamörder. Nur den lieben Jungs und Mädchen, die immer schon wussten, warum ein attraktives Gesicht auf dem Foto durch verkindlichende Bildbearbeitung noch attraktiver wird, warum schon das Anschauen eines Kindes das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, warum Babys respektive deren Mütter mit deren Müttern respektive deren Babys je nach dem Grad der Ausprägung des Kindchenschemas im Gesicht anders umgehen, wird eine Willensdetermination durch den Wunsch unterstellt. Kindlichere Kinder werden geliebt, weniger kindliche versorgt. Hübsche Erwachsene sieht ein Baby gern, männliche oder unzartere Gesichter ungern. Schon ein Neugeborenes ist also ein Triebtäter. Und so falsch ist das nicht: der Luxuswagen und die wohltemperierte Welt sind nicht unmittelbar das, was glücklich macht, sie sind nur Bedingungen für mögliches Glück. Der junge und schöne Mensch ist aber das Maß aller Dinge. Wer würde diese - ästhetisch gesehen - Dreckswelt gegen eine perfekte Welt eintauschen, wenn diese ausschließlich mit älteren Menschen, die sich gut gehalten haben, bewohnt wäre? Keine Not, kein Elend, keine Krankheiten, keine Kriege, jedem eine Luxusvilla am Strand - und keine Menschen unter 20. Nein, dann lieber ein Straßenköterdasein in der Nähe der Spielplätze.

Der äußerste Akt des Egoismus ist, ein Wunschkind zu machen. Es ist völlig legitim, sich ein Kind zu wünschen; erst wenn ein Kind in suboptimale Verhältnisse gezeugt wird, weil es den Erzeuger glücklich machen muss, wird der Akt teuflisch. Um Pädophilie in ihrem Wesen zu verstehen, muss man sie weiter fassen, und darf sie keineswegs auf einige hormongestörte Spinner beschränken. Die Grenze zwischen Zärtlichkeit und Sex ist umso fließender, je schöner das Kind. Die Lust, ein niedliches süßes Kleines zu beschützen, zu verwöhnen, zu beherrschen, ist ganz und gar sinnlich, und des Menschen höchstes Glück. Alle sind schuldig, glücklich sein zu wollen. Was Menschen zu Gewalttätern macht - zu sadistischen oder heimlichlüsternen Eltern, zu Pflückern fremder Blumen, zu helfersyndromselbsttherapeutischen Profiteuren von Kinderleid, ist allein ihr freier Wille. Jeder wünscht sich ein süßes Kind als sein elterliches Eigentum, jeder will ein niedliches Mädchen, das  von einem Genießer der Macht über diese zarten Wesen in Gestalt eines Lehrers eine Fünf bekam, in den Arm nehmen und trösten. So muss man alle ohne Ausnahme einsperren, sobald man den von einer Determinierung durch den Wunsch freien Willen anzweifelt.