Der Sinn des Lebens ist solar.
Die Lust am Leben ist lunar.
Das gute fremdbestimmte Leben ist tellurisch.
Das schlechte fremdbestimmte Leben ist chthonisch.
"Frau, Leben, Freiheit!" ist der Wahlspruch der Kurden. In umgekehrter Reihenfolge wäre das ein solarer Spruch; weil die Freiheit darin vorkommt, und offensichtlich nicht als ultradekadente Freiheit-von (die letztlich auf eine Freiheit von der Freiheit hinausläuft) gemeint ist, ist der Spruch zumindest tellurisch. Weil das Leben in der Mitte steht, könnte er auch lunar gemeint sein. Wie auch immer: der kurdische Wahlspruch ist heiter und lebensbejahend. Darum ist er sympathisch. Im Gegensatz zum de facto Wahlspruch der chthonischen europäischen Ultradekadenz: "Frau!"
Die Frau als nur Frau, als selbstzeugende Mutter, als Hera der Hölle, die Monster zeugt. Die Frau als männerhassende Höllenschlampe, als narzisstische Mutter, die ihre missratenen Kinder in zugekackten Club-Toiletten zeugt, und das Kind umso mehr liebt, je missratener es wird. Die chthonische Kybele, die verwesende Weiblichkeit, das Gesicht strahlend vor Jugend und sexueller Attraktivität, der Hinterkopf halb aufgelöst im Schleim der Verwesung; der oral eingeführte Phallus würde bereits auf halbem Wege auf Kot und Gewürm stoßen; aus dem Magen stoßen Reste unverdauter Kinder, Frauen, Männer, alter Menschen auf, erbrochen und wieder aufgeleckt.
Die devouring mother, die erdrückende, auffressende Mutter (die Nähe von mother und smother im Englischen lässt tief blicken): das ist die alte Kybele, bei der es sich ausgefickt hat. Nun wird gefressen. Ja, die fickende Kybele ist der weibliche Libertin schlechthin, eine ultradekadente amoralische Figur. Aber dafür ist die fressende Kybele, die alte Mutter, antimoralisch: sie ist zwar durch und durch moralisch, aber mit umgekehrtem Vorzeichen. Das Böse ist für sie moralisch gut, das Gute böse. Leid soll sein, Lust nicht; leben macht schuldig, sterben ist nicht erlaubt; du gehörst wie ein Sklave ganz der Mutter, doch bist für alle deine Taten immer selbst verantwortlich (du tust, was sie dir sagt, und bezahlst dafür, als wäre es deine Schuld).
Die Unmutter will das Lebendige
quälen, fressen, verdauen, wieder auskotzen, es für immer an sich
fesseln. Ihre Welt ist die der sich um den Globus schlängelnden
Nabelschnüre, an deren Enden alle Lebeswesen ihr sklavisches Dasein
fristen. Sie ist die chthonische Gottheit der dunklen Hölle der Materie.