Was
für Kant das menschlich Normale war, wollen wir hier als edel
betrachten: die Fähigkeit, durch Taten anderer Menschen zur Achtung
gezwungen zu werden. Wessen Achtung nicht erzwungen werden kann, denn
muss man noch nicht einen Unmenschen nennen, aber man kann schon
sagen, dass es sich um keinen edlen Menschen handelt.
Ist
Achtung für einen anderen Menschen das Eingeständnis dessen
Erhabenheit über einen selbst, so ist Anerkennung ein teilweises
Eingeständnis des Besserseins eines anderen. Anerkennung muss nicht
der ganzen Person gelten, sondern ist in der Regel an bestimmte
Leistungen gebunden. Wer nicht der Anerkennung fähig ist, ist noch
kein Unmensch, aber asozial ist er schon.
Respekt
ist die Haltung gegenüber einem anderen Menschen, die seine
Gleichwertigkeit mit einem selbst zum Ausdruck bringt. Grundsätzliche
Unfähigkeit dazu ist nun in der Tat subhuman.
In
einer ultradekadenten Gesellschaft ist Achtung undenkbar: kein
ontologischer Parasit wäre jemals in der Lage, das uneingeschränkte
Bessersein eines anderen zuzugeben. Auch Anerkennung ist einer
ultradekadenten Verbrechernatur nicht abzuringen: es wird entweder
relativierend psychologisiert oder der Subpassionarier bestreitet die
evidente überragende Leistung des Mitmenschen. Der Letzte Mensch
kennt nur Angst anstelle des Respekts und gleicht somit dem Tier.
Nicht
nur die Anzahl der Achtung, Anerkennung und Respekt verdienenden
Menschen verringert sich mit dem Verfall einer Gesellschaft, auch die
Fähigkeit, jemanden zu achten oder auch bloß zu respektieren kommt
der Masse abhanden. Und so spült sich eine ultradekadente
Gesellschaft eine Abwärtsspirale herunter, zuerst die kulturelle und
zwingend darauf folgend die zivlisatorische Kloake.