Montag, 29. Juni 2020

Achtung, Anerkennung, Respekt und Wert





Was für Kant das menschlich Normale war, wollen wir hier als edel betrachten: die Fähigkeit, durch Taten anderer Menschen zur Achtung gezwungen zu werden. Wessen Achtung nicht erzwungen werden kann, denn muss man noch nicht einen Unmenschen nennen, aber man kann schon sagen, dass es sich um keinen edlen Menschen handelt.

Ist Achtung für einen anderen Menschen das Eingeständnis dessen Erhabenheit über einen selbst, so ist Anerkennung ein teilweises Eingeständnis des Besserseins eines anderen. Anerkennung muss nicht der ganzen Person gelten, sondern ist in der Regel an bestimmte Leistungen gebunden. Wer nicht der Anerkennung fähig ist, ist noch kein Unmensch, aber asozial ist er schon.

Respekt ist die Haltung gegenüber einem anderen Menschen, die seine Gleichwertigkeit mit einem selbst zum Ausdruck bringt. Grundsätzliche Unfähigkeit dazu ist nun in der Tat subhuman.

In einer ultradekadenten Gesellschaft ist Achtung undenkbar: kein ontologischer Parasit wäre jemals in der Lage, das uneingeschränkte Bessersein eines anderen zuzugeben. Auch Anerkennung ist einer ultradekadenten Verbrechernatur nicht abzuringen: es wird entweder relativierend psychologisiert oder der Subpassionarier bestreitet die evidente überragende Leistung des Mitmenschen. Der Letzte Mensch kennt nur Angst anstelle des Respekts und gleicht somit dem Tier.

Nicht nur die Anzahl der Achtung, Anerkennung und Respekt verdienenden Menschen verringert sich mit dem Verfall einer Gesellschaft, auch die Fähigkeit, jemanden zu achten oder auch bloß zu respektieren kommt der Masse abhanden. Und so spült sich eine ultradekadente Gesellschaft eine Abwärtsspirale herunter, zuerst die kulturelle und zwingend darauf folgend die zivlisatorische Kloake.