Donnerstag, 29. November 2018
Gott beschneidet nicht
Folgendes steht nicht zur Diskussion, sondern ist von jedem, der für die Beschneidung ist, mit gesenktem Haupte als wahr anzuerkennen:
1. Es gibt keine jüdischen, muslimischen, christlichen, scientologischen, buddhistischen, atheistischen, faschistischen oder satanistischen Kinder: es gibt nur Kinder, deren Religionsfreiheit bis zur Religionsmündigkeit darin besteht, keinen Schaden durch die Religionsausübung ihrer Eltern erleiden zu müssen.
2. Gott beschneidet nicht. Gott stienigt nicht. Gott zündet keine Scheiterhaufen an. Jeder religiöse Brauch ist ein Produkt menschlicher Kultur, nicht göttlicher Eingebung. Jedem steht es frei, seine Seele dem Gott seiner Wahl zu schenken; Handlungen, die er gegenüber seinen Mitmenschen vollzieht, sind niemals mit Bezug auf Gott zu rechtfertigen. Kein Mensch darf im Namen Gottes handeln, - jeder handelt vor Gottes Angesicht für sich allein.
3. Wer die Menschenrechte anderer Personen nicht respektiert, begeht eine kriminelle Gewalttat, unabhängig davon, ob er sich auf seine schlechte Kindheit, seinen Glauben oder den ihm erscheinenden Teufel beruft. Die Goldene Regel bietet Schlüpflöcher für Verbrechen mit subjektivistischer Rechtfertigung, und ist daher falsch (wer aus Glaubensgründen darüber froh ist, im Namen der Religion als Kind misshandelt worden zu sein, wird es für gut befinden, andere Personen aus religiösen Gründen zu misshandeln); sie ist durch die Radiumregel zu ersetzen - deine Freiheit hört auf, wo die Freiheit des anderen anfängt - , präzisiert: Jeder hat das Recht auf seine Person mit Leib und Seele.
Dies eingesehen, kann es kein Pro und Contra mehr geben, denn etwas, was aus einem absoluten Prinzip verboten ist (dem Menschenrecht des Kindes auf Unversehrtheit), ist nicht mehr verhandelbar. Es gibt Abertausende gute Gründe, verhaltensauffällige Jugendliche präemptiv zu töten, damit aus ihnen keine Schwerverbrecher werden, aber diese Gründe sind alle nichtig angesichts des nicht relativierbaren Menschenrechts auf Leben.
Spaßeshalber schauen wir uns die "Argumente" der Beschneidungsbefürworter an:
i. Das steht in den heiligen Büchern. - Damit dies ein Argument sein kann, muss bewiesen werden, dass das jeweils als heilig befundene Buch von Gott ist. Wer anderen etwas antun will, und sich dabei auf etwas beruft, steht in der Beweispflicht, und muss die Wahrheit seiner Entscheidungsgrundlage objektiv beweisen. Ich glaube an Gott, bin aber gegen rituelle Körperverletzung im Namen Gottes, da mein Glaube nur erlaubt, mein Recht auf meine Person meinem Gott zu unterwerfen; um mit meinem Glauben die Legitimität einer Handlung gegenüber anderen Menschen begründen zu können, muss ich logisch zwingend beweisen, dass es (meinen) Gott gibt.
ii. Das ist Tradition. - Kinderficken ist (oder war) in vielen Kulturen Tradition. Ist traditionelles Kinderficken gut, und Freestyle-Kinderficken böse?
iii. Weil es politisch inkorrekt ist, für die Beschneidung zu sein! - Richtig, diese wehleidigen Kleinkinder, die sollen sich nicht so anstellen! In Afrika verhungern Kinder, was ist da schon eine Beschneidung? So denkst du, oder ähnlich? Erstens hast du es nicht zu entscheiden, was einem Kind zumutbar ist, denn subjektive Beliebigkeit führt dazu, dass alles erlaubt ist: wenn ich es für zumutbar halte, dich zu erschießen, weil du zu viel Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst, dann sei bitte nicht so wehleidig! Politisch inkorrekt? Die neue Mode, fein. Politisch inkorrekt wäre aber auch, auf deine heiligen Bücher zu urinieren, deine Mutter zu enthaupten, deinen Vater in den Arsch zu ficken, sämtliche Genozid-Gedenkstätten zu Denkmälern für die mutigen politisch inkorrekten Täter umzubilden.