Dienstag, 10. Juli 2018

Töten und Entmenschlichung





Entmenschlichung, sagt man heute, sei notwendig, um einen Feind oder Gegner töten zu können. Es ist nicht überliefert, was Leute, sie sich zu solchen Aussagen hinreißen lassen, für gewöhnlich im Fernsehen gucken, jedoch bestimmt nicht die großartige Serie "Spartacus: Blood and Sand". Nochmal dasselbe ohne Spaß gesagt: die totale Bevormundung durch die Ideologie der political correctness verdammt ohne jedes Argument alles, was diskriminierend, gesundheitsschädlich oder tödlich ist. So ist es kein Wunder, dass Hündchen der Rasse homo sapiens sapiens, die heutzutage dressiert werden, lernen, der Krieg und das Töten sei das Böse schlechthin.

Der Krieg ist gewiss ein Übel, aber eine unverzichtbare Konstante der Menschheitsgeschichte, und, wie Heraklit sagte, der Vater aller Dinge. Eine noch festere Konstante ist der Kampf, der meist als Konkurrenzkampf um Ehre, Besitz und Sexualpartner in Erscheinung tritt. Eine Welt ohne Krieg wäre eine Welt im Dauerbürgerkrieg der Einzelkämpfer gegeneinander; je länger die Phase andauert, in der nicht "wir" gegen "die" kämpfen, umso brutaler wird der Kampf jeder gegen jeden geführt, wenn auch nicht mit den Waffen des Krieges. Eine Welt ohne Krieg wäre immer noch eine Welt, in der jeder andere zu erniedrigen strebte, um sich selbst zu erhöhen, versuchte, auf Kosten anderer reich zu werden, und Familien und Kindheiten zerstörte, um zu ficken. Die Grünen waren in ihrer Gründungsphase eine radikale Friedenspartei, und viele in ihren Reihen forderten eine Legalisierung schweren sexuellen Kindesmissbrauchs.

Die Abwesenheit von Krieg macht noch keinen Frieden, und kein Krieg zwischen größeren Gruppen bedeutet noch kein friedliches Zusammenleben von kleinen Gruppen und einzelnen Personen untereinander.

Das bisher Gesagte ist banal, jetzt geht es zur Sache. Natürlich wurde der Feind in der Kriegsgeschichte öfter als es meiner Argumentation nützen würde entmenschlicht, aber es war schon eher wie in der Serie "Spartacus: Blood and Sand", als in den phantasielos politisch korrekten Phantasien gewisser Phantasten: Kriegsparteien begegneten einander mit Respekt, und Gladiatoren achteten ihre Gegner, und empfanden es als große Ehre, einen berühmten Gladiator in der Arena zu besiegen und zu töten. Es ist in der Regel so, dass Menschen sich dessen voll bewusst sind, dass sie Menschen töten, wenn sie Menschen töten.

Ein Rachemord wäre sinnlos, wenn der Rächer die ins Jenseits zu befördernde Person vorher entmenschlichen würde, denn die Rache gilt ja gerade der Person, die sich schuldig gemacht hat, und nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn sie nicht als menschliche Person betrachtet wird. Im Krieg wird das Töten durch die Lebensgefahr und das Zusammengehörigkeitsgefühl erleichtert, und nicht so sehr durch Entmenschlichung des Feindes. Für die Kriegsverbrechen der Nazis, insbesondere für die Konzentrationslager, war ein großes Maß an Entmenschlichung unentbehrlich, aber nicht, weil Menschen zu anderen Menschen nicht von Natur aus grausam sein können. Menschen haben immer Menschen getötet, und es hat nicht selten einfach Spaß gemacht: hat etwa Julius Cäsar, der damit prahlte, eine Million Gallier abgeschlachtet zu haben, seine Feinde entmenschlicht? Nein, denn damit hätte er nur seinen eigenen Ruhm gemindert. Hatten Dschingis Khan und Timur Lenk eine entmenschlichende Meinkampflektüre nötig, um mit großer Freude Millionen Menschen abzuschlachten?  

Unsere Kultur sieht auf das Töten mit einem sehr christlichen Tunnelblick: die Entmenschlichung des Feindes wurde erst nötig, nachdem jedes Töten zur Sünde erklärt wurde. Man wollte töten, aber man durfte keine Menschen töten. Also tötete man Unmenschen. Ganze Völker wurden zu Nichtmenschen erklärt. Die Freude am Kampf gegen einen geachteten Gegner wurde durch sadistisches Vergnügen am Foltern angeblicher Satansanbeter ersetzt. Ein weiterer geistig-moralischer Tiefpunkt der abendländisch-christlichen Zivilisation. Dagegen ist ein ritterlich geführtes Gemetzel, ein ehrenvoller Gladiatorenkampf oder ein Duell zweier Adliger ganz schön menschlich.