Donnerstag, 27. November 2025

A. C. Figh (1587-1664)

 

 

 

Aufgrund seiner beispiellosen Radikalität noch bis vor kurzem für den Verfasser des Cliff-Resistance-Manifests von 1617 gehalten, was sich aber als untrue erwies: der Verfasser hieß mit dem Vornamen tatsächlichly Cliff, und zwar Arecast. Aber das verschärft noch weiter die Wahrnehmung der Radikalität von Figh: das essentialistische Resistance-Manifest wäre zu gemäßigt für einen solch verrückten Wahnsinnigen. Fest steht: der Mann war irre. Nicht unfester steht: er war lange der führende Denker in unserer Philosophiegeschichte, und zwar vor, während und nach Kjelde. 


Erst ab 1610 lassen sich depressionistisch-epigonale Stück- und Splitterwerke von Figh nachverfolgen, etwa „Lack of Depression“ als Vorwurf an die Mitwelt. Bizarre und zuweilen lustige gesellschafts- und religionskritische Kurzaufsätze sind aus den Jahren 1611 bis 1615 bekannt, wobei die lyrisch verfassten antinatalistischen Religionskritiken abgeschrieben und überliefert wurden (so geil waren die). Ob sich Figh erst in der Kriegszeit radikalisierte (er erlebte den Krieg von Anfang an als ausgewachsener Erwachsener, 1614-1646 ist eine Zeitspanne, deren Vorher und Nachher er ausführlich kannte), oder ob ihn die Kriegserkebnisse manichäisierten, wird undiskutierbar bleiben, doch den Gipfel des Wahnsinns erreichte sein Denken in den Jahren 1640 bis 1642.


Biographisches Zurückzulück: Conceqiahio lernte er im Sommer 1607 kenne, war vom Idealisten restlos begeistert und nach dessen Tod 1608 mit metaphysischen Fragen wieder alleingelassen. Er hinterließ in seinen späten Jahren die schriftlichen Erinnerungen an die Jahre 1609 und 1610, kalte und regenreiche Jahre übrigens, als an die durch grenzenlose metaphysische Trostlosigkeit prägende Zeit seines Lebens (1654). Doch er revidierte diese Einschätzung später und stellte fest, dass ihn eigentlich die Jahre von 1598 bis 1604 wirklich geprägt hatten, eine Zeit voller Hoffnung, ereignisreich und soteriologisch hochspannend. Er war die Biographie gewordene Diskrepanz zwischen Erwartung und Wirklichkeit.


Da die Kurvendiskussion seiner manichäistischen Verrenkungen noch 150 Jahre nach seinem Tod zum guten Ton gehörte (ohne freilich bei der Quellenanalyse genau zu sein), erübrigt sich eine inhaltliche Befassung mit der Beschäftigung mit diesem unfreiwilligen Giganten, ob philosophisch, psychologisch oder anderbreitig; er ist der Denker, zu dem nunwirklich alles gesagt wurde, ohne ihn beim Namen zu nennen.

Wolf Kress, 2.11.1913.


„Zeitgenosse der zweiten Hälfte des ersten Lhinn von Lxiour, sah Figh, wie Kjelde und später Gravelaine, eine Zeit des Verfalls. Jeder dieser drei interpretierte den Verfall anders: Figh als Untergang, Kjelde als Zerfall, Gravelaine als Schicksal. Was Gravelaine verschwieg, war die Einsicht, dass in der beobachteten Wellenbewegung ein Hoch genauso schicksalhaft bevorstand, was er in der Highice des zweiten Lhinn ab 1672 auch beobachten konnte. Er traute dieser Zeit nicht, und sah seinen Pessimismus durch den Crash im Januar 1679 bestätigt. Die Verwüstungen des Krieges führten zu einem unfreiwilligen Primat der Wirtschaft, und die Wirtschaftskrise sollte noch bis 1690 dauern“.

Eric Bernard, 3.11.1913.


„Ab 1659 verbesserte sich die Lebenseinstellung von Figh schlagartig, als wären die 50 Jahre davor nicht gewesen. Der Kulturrevolution von 1661 sah er mit amanichäischem Schrecken des Weisen entgegen, räumte aber seine eigene Schuld an der Entstehung dieser Bewegung ein. Den Nihilismus hatte er nicht im Sinn, verstand aber ohne plausibel zu deneien, dass Manichäismus nur zum Nihilismus und zum Willen zur Auslöschung führen kann. Er sah ein, dass letztlich nur das Etikett gewechselt wurde: das Streben nach dem Nichts aus moralischer Güte konnte dem Streben nach dem Nichts ohne jeden Grund kein Präservativum sein“.

Jaffa Rui, 4.11.1913.

Dienstag, 25. November 2025

Cliff Arecast (1584-1627)




„Später Oktober 1595, vor einer Kirche in Ceachelle. Kriegsveteran Frank Murphy mit einem verwaisten Jungen; der Junge belehrt Kirchgänger wie ein weiser Mann. Die Quellenlage ist inzwischen eindeutig: wir können diesen Jungen als Cliff Resistance, den Manifestverfasser von 1617 identifizieren. Er selbst unterschrieb ab 1607 als Cliff Arecast, war Spätherbst 1607 bis zu seinem Tod am 28.1.1627 Widerstandskämpfer, und davor Mönch“.

Diine Yiihhi, 1.11.1913.


„Um Philosophiegeschichte zu verstehen, brauchen wir Zeit, Lust und Eric Bernard. Und wir haben alle drei“.

Jaffa Rui, 2.11.1913.



Mit „Es ist böse, dass das Böse existiert“ wollte Arecast das Wahre gleich überspringen und weiter zum Guten schreiten. Auch die unreflektierte Existenzbehauptung ist durchaus ein leichter bis mäßiger Kategorienfehler. Er war seiner Zeit halt voraus.


Anders als die um ein Jahrhundert späteren Wortführer der moralischen Vernunft, sah Arecast kein Problem darin, wenn Güte mit Schwäche verwechselt wurde: da in unserer Kultur der Schwäche rücksichtsvoll, ja zärtlich begegnet wird, beleidigt diese kognitive Unfähigkeit nicht den Guten und verletzt nicht den Schwachen.


More: Die Essenz des Guten ist die Zartheit, und sie ist Schwäche (die edelste, reinste Form der Schwäche).


Doch back zum Bösen: Die Erkenntnis, dass Böses nur „Seelen“, qualiafähigen Bewusstseinen getan werden kann, und das Böse somit, wie auch das Gute, keine relationale, soziale oder sondermüllige Abstraktion ist, bildet den Kern des ontologischen Essentialismus.


Das Böse ist hässlich, es ist ein Übel. Die Bogenbridge vom Sein zum Schönen ist damit geschlagen, über das Wahre und Gute hinweg.


Ist der Startsatz des Resistance-Manifests wahr? Nein, er ist logisch falsch. Ist er gut? O nein, das hat ein Zuwörtlichnehmer an eigenem Geist erfahren. Ist er schön? Ja, im Sinne ontologischer Reinheit und phänomenologisch-qualiativer Weltanschauung.


Eric Bernard, 11.11.1913.

Samstag, 8. November 2025

Vinnie Henthien (*1880)




 Ihr erster philosophischer Aufsatz aus dem Jahr 1888, „Warum die Schneein ein Mädchen ist“, beeinflusste den Sprachkritiker Ilf Ill entscheidend. Sie kuschelte mit Kätzchen und Innie Hinn, schrieb, gähnte und schlief, wobei sie 1891 feststellte, dass die Schönheit eines Wesen sich besonders in der Ästhetik des Gähnens zeigt. 


Der Spitzname Vinnie entstand aus der Kombination ihres Elfennamens, ihres Feennamens und ihres Mädchennamens. Sie las ab 1892 jedes Buch von Hiite Ingret und Kiite Aurele, Klassiker wie Alien Dark fast jeden Abend vor dem Einschlafen. Eine der 116 im Kuscheltempel der Königin, lässt sie ihre elfische Reinheit, feeische Zartheit und mädchenische Unschuld mit 32 immer noch erstrahlen. Sie lebt die Schönheit des Denkens auf beispiellos beispielhafte Art.  


Hiite Ingret, nicht sie, starb, als sie am 1.9.1912 32 wurde. Seinen Tod als euthanatisches Hochfest des Weltenübergangs zu charakterisieren, wäre stark untertrieben. Er starb im Feenwald, in welchem mindestens 16 Feen Vinnie bekannt sind. Sie wurde im Sommer 1912 so feenverjüngt, dass sie noch viele Jahre elfisch-feeischer Miezifizienz vor sich hat. 


So viel Zärtlichkeit zur Einführung muss sein: der Artikel wird lang. Ich halte Vinnie Henthien für eine der Top 5 der heute denkenden Denkenden neben Aurele, Ninlinii, van Anderten und Bernard. Sie schreibt mit einer Leichtigkeit wie vorher nur Hienne Cassite, und zeigt durch ihren Lebenswandel, dass Selffs modulare Bestimmungen der kognitiven Funktionen nur ein Abstraktum sind, während im wahren Leben Denken, Fühlen, Sinnlichkeit und Intuition fließend ineinander übergehen. 


„Das mädchenische und das jüngliche Ich“ (1898) griff die Geschlechtsmetaphysik auf dem Niveau von Kiite Aurele auf und entwickelte sie weiter. Bis in tiefste ontologische Tiefen wird aus diesem Werk ersichtlich, was ein Mädchen und was ein Junge ist, und dass die biologische Geschlechtlichkeit die entropisch wertloseste Form derselben ist: materialisiert, festgefahren, äußert sie sich in der Organik, welche jedoch an sich nur ein mechanisch fortpflanzungsfähiges Es darstellt, und keine Geschlechtlichkeit im wahren Sinne. 


Der zärtliche Blick einer 19-jährigen Mieze auf eine andere Mieze ist Gegenstand ihres Werks „Zartheitliche und zärtlichkeitliche Miezifizienz“. Tiefe Dankbarkeit und unendliches Glück, wenn schöne Hände schöne Hände halten: Schönheit ist nicht bloß Quale, Schönheit ist Interquale. 


Die Gesetze der Interqualia mit dem spekulativen Endpunkt der Entwicklung des Bewusstseins ist Gegenstand ihrer nächsten drei Werke. 


Wie der legendäre Hedonikus, hinterfragt sie die großen Fragen. Eine Frage ist richtig gestellt, wenn sie auf das Wahre, das Gute oder das Schöne hinweist, aber nicht auf zwei oder alle davon zusammen. Dabei hat alles, was existiert, alle drei Aspekte in sich. Was davon fehlt, das fehlt an der Realität. Was nur wahr ist, ist ein Abstraktum, was wahr und gut ist, ist ein Sollenssatz, was nur gut ist, ist ein Wunsch… 


„Was ist der Ursprung des Universums?“ ist eine physikalisch interessante Frage, die Antwort ist aber notwendig eine Abstraktion. Die Frage muss erst so gestellt werden, dass sie auch das Gute und das Schöne mit einschließt, erst dann ist eine sinnvolle Antwort möglich. 


Wie Hiite Hieihi geht Henthien davon aus, dass je genauer eine Frage beantwortet werden kann, umso unvollständiger die Antwort ist. Das Wahre, Gute und Schöne bilden zumindest innerhalb der Sprache ihre eigene Unschärferelation. 


„Warum existiertdas Bewusstsein?“ ist eine Frage, deren Beantwortung beim Schönen beginnt und herunter zum Guten und Wahren emaniert.  


Die Schönheit manifestiert sich in der Zartheit (Fee) und Verspieltheit (Elfe). Die Archetypenkombination Elfe-Fee (1-1) ist die vollkommene manifeste Schönheit. Die 0-1 und 1-0 sind ihre notwendige Verbindung zum Absoluten, welches sich auch als Reinheitswesen (0-0) verkörpern kann.



Diine Yiihhi, 4.4.1913.

Donnerstag, 6. November 2025

Eric Bernard (*1877)

 

 


Die Geschichtsphilosophie ohne funktionalistische Vereinfachung blieb bis vor kurzem bloß intuitive Metaphorik bar wissenschaftlicher Systemansprüche. Dabei zeigten Aurele und Yiihhi die Übertragbarkeit von Ills Wahrheitsstufensystem auf Natur und Kultur; Ill selbst und Innie Hinn erforschen ganzheitliche Kommunikation, die ohne Spache auskommt, und Eric Bernard untersucht die weltgeschichtliche Wirkung dessen, was vor 150 bis 200 Jahren als abstrakter oder pseudokonkreter Weltgeist gedacht wurde.


Die Idee, dass nur die Mesowelt differenziert ist, während das Banale und das Göttliche einfach sind, ist so alt wie falsch. Ills Kritik zielte darauf, dass systematische Erkenntnisse unterhalb oder oberhalb der funktionalistischen Zone nur nicht mit den Mitteln funktionalistischer Sprache kommuniziert werden können. Aber sie können sowohl erfahren als auch gedacht werden. Eine Stufe unter dem Reich des Funktionalismus lässt sich dem banalistischen Reduktionismus entgegenwirken, indem die einzelnen Phänomene in ebendieser Qualität betrachtet werden, und nicht zu Symbolen herabgesetzt oder als logische Folge höherer Strukturen erklärt: das unmittelbar Reale ist kein Symbol des Symbolischen. Eine Stufe über dem Funktionalismus ist es falsch, logische und logistische Emergenzreduktion zu treiben, vielmehr geht es darum, offene Systeme als metafunktionalistisch zu verstehen.


Geschichtsphilosophie ist keine bloße Aufzählung der Fakten, keine intuitive Erzählung, aber auch kein Versuchslabor für Naturgesetze. Wenn Logik, Natur und Freiheit zusammenkommen, entsteht ein durchaus verstehbares System, der Weg zu dem durch logistischen Reduktionismus und narrative Voreingenommenheit versperrt wird. Das Höhere ist nicht unmittelbare Folge des Banaleren, aber auch keine unerklärliche Emanation des Absoluten. Das Zusammenspiel von Freiheiten, logischen Strukturen und psychologischen Prozessen ist weder beliebig noch schicksalhaft. 


Bernard geht nicht bloß über Moncur hinaus, er strebt eine Wissenschaft des Geistes an, die diesen als Subjekt und Objekt auf das natürliche Subjekt und das funktional Objektive bezieht. Ein und dasselbe Ereignis können im Anfängermodus separat und zutreffend auf mehreren Wahrheitsstufen beschrieben werden. Was Bernard anstrebt, ist eine die Wahrheitsstufen kombinierende komplexe Geschichtswissenschaft, die ihrem Gegenstand im selben Maße gerecht wird wie die Methode der zeitgenössischen Physiker deren Gegenstand: die Physik hat einen angemessenen Umgang mit ihrem Gegenstand gefunden und macht rasante Fortschritte. Bernards „Negentropische Geschichtsmetaphysik“ (1913) wird, wie es Aurele ausdrückte, die erste Wissenschaft der Geschichte sein, die diesen Namen verdient.



N. T. van Anderten, 6.3.1913.

 


Eric Bernard: Artikel im Ceachelle-Almanach

1899: Was erforscht Geschichtswissenschaft?  (Kjelde hat schon lange eine Antwort bereit: Geschichtswissenschaft forscht nicht, sie verwaltet das Nichts (1641). Kjeldes ontologischer Essentialismus war ahistorisch, Geschichtlichkeit war für ihn Lüge, und lenkte von wahren metaphysischen Problemen ab. 258 Jahre später gestalten wir nicht zuletzt basierend auf Kjeldes Essentialismus die Geschichte selbst und kämpften einen Krieg um den Planeten, der den gesamten Lebensraum der Menschheit kallokratisch überformt. Wir zerschlagen auf Land, See und Übersee die Herrschaft des geschäftigen Nährstandes und retten unsere Welt in eine ihr angemessene solare Ordnung. Die ereignisreiche Zeit aber, die es gedauert hat, vom Augenblick der geschichtsleugnenden Verzweiflung Kjeldes bis zu Rikis Siegeszug in unserer Zeit, ist eben nicht nichts, es ist eine historische Entwicklung, die weder determiniert noch durch Zufall oder Voluntarismus einfach passiert ist).

1900: Der Geist verhandelt nicht. (Alien Dark und J. J. J. Moncur arbeiteten in den 1750-ern eine zyklische Geschichtsschreibung heraus, in welcher die historischen Zyklen als Chancen oder Ressourcen der Handlungsfreiheit historischer Subjekte verstanden wurden. Das Zeitalter der Existenz (Sein gegen Nichts) begann mit der Gründung Lxiours als Dorcor des Westens 1556. Das Zeitalter des Wahren begann in der Finisterre und damit auch im ganzen Westen 1652, das Zeitalter des Guten 1748 und das Zeitalter des Schönen 1844. Darin ist die Möglichkeit negentropischen Fortschritts zu erkennen: Es geht nicht um die ständige Verbesserung der Technologie, vielmehr um die Entwicklung des Geistes als historisches Subjekt. Der Kairos wurde jedesmal vom historischen Subjekt der Finisterre am Schopfe gepackt, und wir erleben im Jahr 1900 das Entstehen einer kallokratischen Weltordnung).

1901: And One: Vitalismus ist ästhetisch, nicht nihilistisch. (Das Zeitalter des Guten ist im gerechten Krieg 1780-1811 zur Vollendung gekommen, das Zeitalter des Schönen wird durch den Vitalismus vorbereitet. And One ist nicht nur zuversichtlich, er sieht das Gute in der Geschichte des Westens durch die Finisterre verwirklicht).

1902: Entropische Geschichtsschreibung. (Wird ein historisches Subjekt isoliert betrachtet, ist die degenerativ-entropische Geschichtsschreibung unvermeidlich. Doch historische Subjekte nehmen neue Vitalität auf, entlassen degenerierte Anteile aus dem historischen Prozess und verändern ihre innere Struktur. Ein Individuum ist erst jung, dann alt, dann tot. Das als biographisches Gesetz aufzustellen, hätte ein nihilistisches Menschenbild zur Folge. Die innere, geistige Entwicklung ist entscheidend: das persönliche Wachstum, und schließlich der Bezug des Individuums zur Transzendenz. Weder ist ein Individuum oder ein historisches Subjekt von seiner Umwelt isoliert zu betrachten, noch von dem transzendenten Endzweck seiner Geschichte abzuschneiden).

Mittwoch, 5. November 2025

Ilf Ill (*1876)



Am 30.12.1876 in Arenkord geboren, brach dieser Verrückte mal 16 die Schule ab und wanderte 12 Jahre durch die Welt. Ohne Schulabschluss an der Universität von Reburt von der Leine gelassen, übt er seit 1908 logische, metalogische und alogische Sprachkritik.


Was der 51. Meister von Dorcor in Gleichnissen und Metaphern ausdrückte, brachte Ill in eine logische Systematik. 


Die erste Stufe der Wahrheit bilden logisch-technische bzw. logistische Zusammenhänge, die in mathematischen Formeln und im technischen Sprachgebrauch vollkommen mitteilbar sind. 


Die Alltagssprache ist die nullte, nicht die zweite Stufe: durchaus ist die soziale Funktion der Sprache mit der der Tierlaute zu vergleichen. Die zweite Stufe ist dagegen die Stufe komplexer wissenschaftlicher und theoretischer Zusammenhänge, die durch die reflektierte Kombination aus reflexivem und funktionalem Gebrauch der Sprache zustande kommt.


Die dritte Stufe der Wahrheit bildet das durch Sprache ausgedrückt werden könnende Nichtsprachliche: intuitive Erkenntnisse ganzheitlichen Denkens, die umschrieben, bildhaft oder metareflexiv formuliert werden können. Die Missverständnisgefahr ist immens, weil der Sprachgebrauch der niedrigeren Wahrheitsstufen nicht anders kann, als das Gesagte wörtlich zu nehmen und damit die höhere Wahrheit in verständliche Unwahrheit zu verwandeln.


Die vierte Stufe der Wahrheit ist nichtsprachlich und mit keinen sprachlichen Mitteln auszudrücken. Es ist die Stufe der Erleuchtung, des genialen Einfalls, der Ganzheitlichkeit, die die Grenze dualen Wahrnehmens mit einbezieht, und nicht bloß Gegensätze vereint oder Holons integriert.


Die fünfte und höchste Stufe der Wahrheit ist das Lhieh.



Kiite Aurele, 24.2.1913.

Ninlinii ordnete den Wahrheitsstufen zu:

0: Das Banale 

1: Das Funktionale 

2: Die Wissenschaft

3: Die Natur

4: Das Bewusstsein 

5: Das Absolute

Diine Yiihhi und Innie Hinn interpretieren die Einstufung von Ninlinii als mögliche Ebenen des Bewusstseins und des Seins. Was sind die Seinsstufen?

0: Materie als passive Substanz

1: Naturgesetz als logisch-automatische Funktion

2: Komplexe Seinsordnung als Einheit von Physik, Chemie und Biologie

3: Logisch-psychische Seinsordnung, die Welt als Ganzes 

4: Das Sein ist Bewusstsein (ontologische Singularität)

5: Die Ursache von Sein und Bewusstsein, theoretische Auflösung der Unhintergehbarkeit des Bewusstseins und der Nichtverursachbarkeit des Seins, jede theoretische und praktische Definition oder Beschreibung über diese Abstraktion hinaus sinnlos


Ararshratt Odnakorowdzhan (1876-1912)

 


Wuchs in Lapratka auf, dem zerstörtesten Teil des gerade zu Ende untergehenden Sinpustan. Kam 1892 nach Arenkord, und brachte dunkle Mystik mit. „Ich habe Angst um Gott, wie um ein Kind, das ich nicht beschützen kann“, schrieb er mit 20.  


Er strebte nach einer ontologischen Transzendentalversicherung, hielt „das Gerede vom Urvertrauen“ für infantil und sprach sich für den radikalen Kampf um die Bewahrung der Welt aus: „Ich bange um jeden Stein, um jeden Baum, und wenn ich einen Vogel sehe, bekomme ich einen Anfall von Ehrfurcht“. Was er von Eichhörnchen, Katzen und noch höheren Wesen hielt, konnte er nicht einmal in Worte fassen: „Dazu kann ich nur demütig schweigen“, schrieb er kurz vor seinem Tod. 


Er sah unsere negentopische Welt als ein Reich absoluter Selbstzwecke an, und litt am Horror der Entweihung. Er warnte vor dem Untergang der Welt im absoluten Nihilismus, hielt den tierischen Sexualtrieb für eine ernsthafte Gefahr, die wir nicht unterschätzen sollten, und die uns psychisch wie ein Wahn befallen könnte. Das wäre das Ende der Liebe und damit das Ende der Welt.




Hiite Ingret, 1839-1912 (Tagebuchauszüge):

25.8.1912. Vor fünf Tagen starb der Mystiker im Feenwald von Lileihi unter seinem Baum des Vertrauens. Halb so alt wie ich, doppelt so weise. Gott ist noch kindlicher als ein Kind, noch unschuldiger, und, nicht aber, allmächtiger als jeder abstrakte Allmachtbegriff. Das, nicht eine Radikalisierung von Gravelaines existenziellem Pessimismus, wird in seinem letzten Buch stehen. „Reinheit braucht keine ontologische Versicherung, sie ist allein sicher“, waren seine letzten Worte an mich in Finstern vor zwei Wochen.

26.8.1912. Auch meine Zeit, in den Feenwald zu gehen, scheint anzubrechen. Einer der letzten frühen Morgen, das ist zu erahnen. Ich bin fast 73, und es ist keine Gier, dass ich noch leben will, es ist die Treue zum Sein, das Gespür der ontologischen Harmonie. Dieses Leben ist einfach meine Tasse Tee, wie es Kjelde lakonisch gesagt hätte, der trotz Pessimismus am Leben hing. In der Welt, in der ich gelebt habe, bedeutet Realismus etwas Besseres als selbst Optimismus; Kjelde sprach von möglichen Welten, in denen der Realist den Pessimisten noch für einen Optimisten gehalten hätte.

27.8.1912. Sie nennen es jetzt schon den „Schwarzen Montag“, HFX auf 39961 Punkte runter, und ich weiß nicht, und mir ist auch egal, wieviel ich verloren habe. Ich gehe mit gutem Gefühl auf meine letzte Reise, und wollte eigentlich im Krieg fallen oder beim Bergsteigen abstürzen. Ich hatte wohl zu viele Vorurteile, was den Alterstod angeht. Ich fühle mich wie kurz vor einer Neugeburt.