Seit
der neoliberalen Revolution von 1979 häufen sich Pogrome gegen die
Mittelschicht: in den 80-ern Lateinamerika, in den 90-ern der Ostblock
und das weiße Südafrika, in den 00-ern Nordamerika und Westeuropa.
Politik als Mittel der Reichen und Superreichen, den alten Abstand
zwischen den Klassen wiederherzustellen, damit aus
Wohlstandsunterschiedenen weiterhin Machtunterschiede werden.
Die systematische Zerstörung der Mittelschicht scheint in der
Corona-Pandemie weltweit ihre Vollendung gefunden zu haben, der
wirtschaftliche Ruin des demokratischen Kerns der Völker scheint
gewollt. Die Eliten wollen prekär lebende und politisch unmündige
Massen. Deshalb wurde natürlich das Coronavirus in die Welt gesetzt!
Was haben wir Glück, dass es nicht die Pest ist! Mit
naturwissenschaftlichem Analphabetismus und verschwörungstheoretischer
Überrationalisierung zufälliger oder systemintern notwendiger Vorgänge
hätten wir längst unser Grab geschaufelt, zumindest die Gräber von 2 bis
4 Milliarden Erdbewohnern. Nein, das Coronavirus ist keine Erfindung
irdendwelcher Verschwörer, und ja, natürlich nutzen die Mächtigen
opportunistisch jede Möglichkeit, ihre Macht zu verteidigen und zu
konsolidieren.
Der Kapitalismus hat eine systeminterne Logik, die keine Politik
machende und in wirtschaftlicher Sicherheit lebende Mittelschicht
zulässt. Es muss ständiger Lohndruck bestehen, zu gut lebende Millionen
bedeuten die Abkehr der Gesellschaft vom Diktat des Geldes und damit
eine Herausforderung des kapitalistischen Systems. Wirtschaftskrisen,
inszeniert oder tatsächlich systembedingt entstanden und von den
Mächtigsten ausgenutzt, sind so alt wie das kapitalistische System.
Die derzeitige Krise kann von Staat und Gesellschaft zusammen gegen die
Wirtschaft gelöst werden, anstatt wie üblich von Staat und Wirtschaft
gegen die Gesellschaft (oder beim Zerfall der UdSSR von Wirtschaft gegen
Staat und Gesellschaft). Dafür muss der Staat das Primat der Politik
erklären und scheinbare wirtschaftliche Notwendigkeiten durch freie
demokratische Entscheidungen ersetzen. Wo der Staat sich vom Diktat der
Finanzmacht befreit, gibt es eine friedliche Zukunft, wo der Staat zu
schwach ist, folgt der Bürgerkrieg.
Die globale Wirtschaft muss zusammenbrechen, ansonsten droht der
Weltbürgerkrieg. Es sind keine Lösungen der Krise auf Kosten der
Gesellschaft mehr möglich, der neoliberale Möglichkeitsraum ist
ausgereizt. Die globale Ungleichheit, auch länderintern, hat ein Ausmaß
erreicht, bei dem der Großteil der Bevölkerung nichts mehr zu verlieren
hat. Die Staaten haben nun die Entscheidung, ob sie die Wirtschaft oder
die Gesellschaft retten wollen. Die Rettung der Wirtschaft führt
zwangsläufig zu Krieg zwischen den Staaten, die Rettung der Gesellschaft
zur multipolaren Welt anstatt der Neuen Weltordnung und zu Autarkie und
Protektionismus.