Mittwoch, 19. August 2020

Die weibliche Affirmation

 

 

 

Es soll weder eine logo- euro- und phallozentrische Zuschreibung noch ein patriarchaler Zwang stattfinden: das Wesen des Weiblichen kann auch aus der Empirie erschlossen werden. Die Frau ist grundsätzlich lebensbejahend und hedonistisch (sinnlichkeitsbejahend), passiv idealistisch (liebbar) und aktiv sensualistisch (verführerisch). Die erste weibliche Affirmation ist somit die Affirmation der Sinnlichkeit.

Sinnlicher Genuss und Selbstgenuss korreliert mit der natürlichen Neigung zur Körperpflege und sinnlicher Verzärtelung. Es muss angenehm sein, eine Frau zu berühren, so wie die Frau sich selbst gern mit Genuss berühren will. Das männlich-idealistische Ideal des Schönen wird aufgeweicht durch die weibliche Neigung zum Angenehmen; nicht der Zwang zum sterilen Idealismus, sondern ein Kompromiss zwischen Logos und Eros macht das Weibliche aus: Die Frau ist schön angenehm und angenehm schön.

Das Angenehme für sich selbst und andere beschränkt sich nicht auf die Sinnlichkeit: die Frau muss auch angenehm handeln; es muss angenehm sein, sich in ihrer Nähe zu befinden. Die meisten Männer empfinden heute genau das nicht: die Frauen sind unangenehm anstatt soft, schwierig anstatt nice, anastatt zärtlich antagonistic, anstatt zart rude. Viele Frauen rauchen, saufen, sind tätowiert, groß und übergewichtig; nicht alles davon ist gleichermaßen selbstverschuldet, aber es bedingt sich gegenseitig.

Die zweite weibliche Affirmation ist die Affirmation der Weiblichkeit: „Ich bin eine Frau“. Das bedeutet eben nicht, weibliche Privilegien zu fordern, ohne die Weiblichkeit zu leben. Ein Mädchen verprügelt man nicht, weil ein Mädchen keinen verprügelt. Prügelnde Mädchen zu schlagen ist keine Schande, sich gegen sie nicht zu wehren, macht einen Jungen zur Pussy.

Was ist Weiblichkeit? Ein positives Selbstverhältnis ist vor allem ein positives Verhältnis zur Schwäche. So bedeutet Weiblichkeit Zartheit: die Selbstaffirmation als schwach und verletzlich. Daraus folgt die Zärtlichkeit, die kostbare Fähigkeit, andere als verletzlich wahrzunehmen, und ihre Schwächen bejahend, nicht angreifend anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass echte Frauen schwache Männer mögen. Aber jeder Mensch ist (nicht ausschließlich, aber auch bzw. einschließlich) schwach, denn jeder war Kind, und wer nicht innerlich tot ist, hat kindliche Anteile in seiner Persönlichkeit, und es sind gerade diese Persönlichkeitsanteile, die den Vitalitätsfluss vom Es zum Ich generieren.

Das Mütterliche gehört zum Weiblichen dazu, aber ist nicht das Ideal des Weiblichen; den anderen anzunehmen, wie er ist (in seiner Kindlichkeit und Schwäche), ist nicht bloß mütterlich, sondern genauso mädchenhaft (an der Person des anderen interessiert, zärtlich-verspielt, kindlich-empfänglich); die dritte Affirmation ist die Affirmation der Empfänglichkeit. Dies bedeutet neben der Annahme des anderen auch sich lieben und beschützen zu lassen (die Emanze schreit: „I´m a strong and independent woman!“), sich ansehen und schönfinden zu lassen (die Feministin brüllt: „That´s male gaze!“); schließlich ist die Frau für den Mann attraktiv, weil sie gerade nicht männlich ist. Nun kann man das Weibliche philosophisch-idealistisch als leer definieren (wie Otto Weininger: Mann ist Sein, Weib ist Nichts), oder aber das Weibliche empirisch ergründen, was auf ein bestimmtes Frauenideal hinauskommt, welches eben nicht sozial konstruiert und beliebig ist.

Sonntag, 16. August 2020

Nazivergleicher sind Nazis

 

 

Der Kontext, in dem heutige Nazivergleiche stattfinden, müsste jedem klar sein, der kein sogenannter Holocaustleugner ist: das Naziregime verschuldete einen Krieg mit 55 Millionen Toten, über die Hälfte davon Zivilisten. Über 10 Millionen Menschen wurden gezielt ermordet, weil sie Homosexuelle, Behinderte, Zigeuner, Slawen oder Juden waren. Wenn heute Linke gegen Rechte den Nazivergleich als Totschlagargument benutzen, dann behaupten sie, ihre Gegner würden den Nazi-Unmenschen im Dritten Reich gleichen.

Rechte und Konservative gleichen in Wirklichkeit eher den Rassisten der US-amerikanischen Gesellschaft der 1950-Jahre. Amerika unter Eisenhower war ein zutiefst rassistisches Land, das 100 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei immer noch eine Bürgerrechtsbewegung nötig hatte. Was waren aber die schrecklichsten Greueltaten dieser Gesellschaft? Gab es eine Massenvernichtung der schwarzen Bevölkerung? Es gab einzelne Lynchmorde. Wurde während des Krieges gegen Japan die japanische Bevölkerung der USA massakriert? Sie wurde interniert, was man damals schon kritisch betrachtet hatte. Zur gleichen Zeit gab es in der BRD Adenauer und Filbinger. Da von Nazis und Rassisten gehasste Minderheiten schon während des Krieges vertrieben oder ermordet wurden, gab es sie in Deutschland nicht. Der Nazi-Wahn und Rassenhass flossen harmonisch in die Propaganda des Kalten Krieges mit ein. Viele Naziverbrecher blieben in Deutschland an der Macht.

Die Neue Rechte, die Alt Right und all die antiislamischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Bewegungen im heutigen Westen sind weit entfert von dem Zivilisationsbruch der Nazi-Unmenschen. Sie sind vielfälitig, keine Einheit. Einige sind friedlich, andere nicht. Viele haben ein diskriminierendes Menschenbild, beruhen auf Rassismus und Intoleranz. Aber wo ist die rechte Bewegung, die nur einen Bruchteil der Nazi-Greueltaten zu tun beabsichtigt?

Es ist klug, den Anfängen zu wehren. Deshalb muss man sich ehrlich fragen, ob es heute noch Menschen mit dem Nazi-Mindset gibt, und wo sie zu finden sind. Ein amerikanischer Rassist oder ein französischer Nationalist sind keine Nazis. Sie denken diskriminierend, aber nicht eliminatorisch. Welche Gruppe behandelt aber ihre Gegner als etwas, was es nicht geben darf? Das ist der linksgrüne Mainstream unserer Zeit. Seit der Kulturrevolution der 1960-er Jahre hatte der totalitäre Ungeist allmählich die Flagge gewechselt: der Vater war in der NSDAP, der Sohn, ganz der Vater, kam bei den Grünen unter. Nur Schwäche, Feigheit und Hedonismus hindern die Kinder- und Enkelgeneration daran, ihre Gegner nicht nur mit Shitstorms und Boykotten, sondern auch physisch zu vernichten.

Dass der Faschismus, wenn er wiederkommt, sich Antifaschismus nennen wird, ist ein geläufiger Aphorismus. Lippenbekenntnissen sollte nicht geglaubt werden, man sollte besser prüfen, wes Geistes Kind die besten Deutschen aller Zeiten im besten Deutschland, das es je gab, wirklich sind. Damals wollten die Nazis ihre politischen Konkurrenten mit der Bolschewismus-Keule mundtot machen. Heute macht der linksliberale Ungeist, der weder links noch liberal ist, alle Andersdenkenden pauschal zu Nazis. Eine Ungeheuerlichkeit angesichts der Ungeheuerlichkeiten, die von historischen Nazis begangen wurden! Und im Kampf gegen ursprüngliche, „rechte“ Nazis, ein kontraproduktiver Zug, der gerade den Nazis im rechten Spektrum ein sicheres Versteck in der Masse all derer verschafft, die pauschal als Nazis diffamiert werden. So, als ob der Antifaschist gerade den „wahren Nazis“ heimlich helfen wollte, vielleicht weil der Sohn die Niederlage des Vaters rächen will?