Mittwoch, 22. November 2017

Partystimmung





Warum haben viele auf einer Party eine seltsam niedergeschlagene Stimmung, welche nicht so seltsam wäre, wenn man sie auf einer Trauerfeier hätte? Trauerparties fühlen sich oft gerade wegen der gebotenen Fassade der Niedergeschlagenheit viel fröhlicher an als Feierparties. Die Fete an sich scheint ein auf tragische Weise komisches Phänomen zu sein.

Holen wir erstmal aus: wann spricht man von einem Doublebind? Wenn zum Beispiel Eltern einem Kind zwei sich widersprechende Gebote auferlegen: erfüllt das Kind das erste, verletzt es automatisch das zweite, und kann somit alles nur falsch machen. Tun Eltern dies unabsichtlich, sind sie schlechte Eltern; tun sie das absichtlich, sind sie böse Eltern. Nicht von schlechten Eltern ist jedoch das böse Doublebind-Paradigma, mit dem wir jetzt auf eine Party gehen.

Auf einer typschen Party findet man äußerst sexuell bedürftige junge Menschen, die sich auf dem hormonellen Höhepunkt ihrer biologischen Passivtätigkeit befinden. Alle sind geil, aber es sind nicht alle geil. Alle jungen Männer wollen was nur von den bestimmten zwei-drei jungen Frauen, und alle jungen Frauen sind nur auf dieselben zwei-drei junge Männer scharf. Alle anderen sind Statisten. Die weniger attraktiven Frauen haben dennoch grundsätzlich eine Chance, denn für eine einzige zu nichts verpflichtende Feuchttat sind sie für die meisten Männer attraktiv genug. Hinterher aber gelten Frauen, die sich darauf einlassen, als Schlampen, also lassen sich viele gar nicht drauf ein, und träumen weiter von einer festen Beziehung. Warum gehen sie nicht gleich nach Hause, ja warum gehen sie überhaupt hin? Dazustehen und neidisch auf die Titten der attraktiveren Geschlechtsgenossinen zu starren ist ja keine wirkliche Partystimmung.

Männer gehen hin, weil Frauen da sein werden. Bis auf zwei-drei Männer mit sozialem Top-Status haben alle anderen so gut wie gar keine Chance, beim anderen Geschlecht einen Erfolg zu erzielen.
Eine Party mit drei Alphamännchen und dreißig Weibchen wäre ja noch nicht ganz absurd, aber, wie ein Kollege über eine Diskothek einmal sagte: "Nur Schwänze!" - also ein Männeranteil von über 70%. Testosteron macht aktiver als Östrogen, weil es aktive aktionistische Aktivitäten aktiviert. Keiner hat eine echte Chance, aber alle gehen hin, weil Aktion und Aktionismus in der Biologie des Mannes liegt. Ein Hund sieht seinem Herrchen beim Essen zu. Der Hund kann nicht einfach nach dem Steak greifen, weil er dafür Stockhiebe bekommt, er kann aber auch nicht einfach weggehen, weil er scharf auf das Stück Fleisch ist. Der Hund bleibt einfach da und beginnt, sich am Ohr zu kratzen. Mit dieser einfachen Parabel lässt sich die Partystimmung des sexuell bedürftigen Menschen im Grunde erschöpfend beschreiben.

Manchmal beschreibt diese Parabel auch das Verhältnis eines Menschen zur Religion: einerseits will er in den Himmel kommen und der Hölle fernbleiben, sprich Lust empfinden und Übel vermeiden, - andererseits kann er nie wissen, ob das allmächtige Wesen, das diesbezüglich die Entscheidungsgewalt hat, und darum Gott genannt wird, wirklich existiert. Er kann sich nicht klar zum Atheismus bekennen, weil es Gott vielleicht doch geben könnte, und er kann sich nicht vollkommen in den Dienst Gottes stellen, weil alle Mühe, tugendhaft zu bleiben, und dafür auf jede Menge Lust zu verzichten, womöglich doch nicht lohnt, - wenn nach dem Tod nämlich einfach gar nichts kommt. Also sitzt er da und kratzt sich am Ohr, oder geht auf eine Party, was sowohl von der Art der Tätigkeit - hyperaktives, krampfhaftes und mühevolles Nichtstun - als auch vom Ergebnis her dasselbe ist.

Montag, 20. November 2017

Kleine Sünden





Gott vergibt große Sünden lieber als kleine, sagt Meister Eckhart. Augustinus muss es wissen - wahrscheinlich sind ihm alle seine Sünden noch zu Lebzeiten vergeben worden, da unter ihnen keine einzige kleine Sünde war. Was sind große Sünden? Die sieben Todsünden, natürlich. Aber zu abstrakt. Mord, Ehebruch, Verbrechen gegen sexuelle Selbstbestimmung, Versklavung, Folter, Umweltzerstörung, Herbeiführung künstlicher Hungersnöte - das sind, wird wohl jeder zustimmen, große Sünden.

Was sind kleine Sünden? Verbrechen gegen den eigenen BMI sind damit nicht gemeint. Nicht Schokolade oder ähnliches. Zu den kleinen Sündern gehört Lästern, Mobbing, Bossing, Beleidigung, methodisches Beleidigtsein, bürokratische oder busfahrerische Willkür. Sind doch Kleinigkeiten! Warum sind sie Gott zuwiderer als Betrug in der Liebe oder brutale Gewalt? Vielleicht ist Gott auch nur ein Mensch, denn für einen normalen Menschen sind große Sünden ebenfalls leichter zu vergeben als kleine.

Große Sünden passieren in der Regel aus großer Verzweiflung. Seltener ist es die pure - naturhafte (triebgesteuerte) oder willentliche (etwas tun, weil es so böse ist) - Bosheit, die einen Menschen zu großen Sünden ermutigt. Kleine Sünden passieren im Alltag, in dem ein Mensch unbehölligt sein kreatürliches Dasein fristet, wo ihm keiner mit dem Tode droht oder die Lebensgrundlage entzieht. Große Sünden haben in der Regel eine äußere Ursache, kleine Sünden eine innere.

Maximalen Schaden mit minimalem Aufwand anrichten um des Schadens willen - das ist pure Bosheit, die als bürokratische Willkür, Bösgläubigkeit in einer Talkshow, als Nichttat oder Kleinsttat ohne Risiko für den Täter und mit größtmöglichem Schaden für das Opfer auftritt. Wer eine kleine Sünde begeht, riskiert nichts, fürchtet um nichts, verteidigt sich nicht, sondern tut es aus purer Lust an der Bosheit, aus Schadenfreude. Geschützt durch Toleranzzwang und Gesetzeslücken machen kleine Sünden das menschliche Miteinander zur Hölle. Einen Menschen muss dies allein schon zutiefst anwidern, aber Gott hat noch andere Gründe, kleine Sünden mehr zu hassen als große.

Wer groß sündigt, weiß unmittelbar um die Schwere seiner Schuld. Eine große Sünde wird unter Qualen dem Gewissen abgerungen und bleibt immer im Bewusstsein. Eine kleine Sünde ist nach fünf Minuten vergessen, ein gesagtes oder nicht gesagtes Wort, eine geöffnete oder verschlossene Tür, eine falsche oder zurückgehaltene Information - was ist schon dabei? Dabei ist nichts weniger als der seelische Offenbarungseid, das Eingeständnis, nicht im Frieden leben zu wollen, Neid und Missgunst als permanenter Zustand, feiges Kriechertum und krankhafte Schadensucht.

Nicht dass etwas missverstanden wird: schlecht gelaunt sein, Unhöflichkeit, Sarkasmus, Nichtübereinstimmung mit der Meinung eines Gutmenschen zählen nicht zu diesen hässlichen kleinen Sünden, sie sind dem Soundnichtanderssein des menschlichen Miteinanders geschuldet. Wenn du jemanden z.B. einen Rassisten nennst, vergiss es, zwei oder ein oder ein halbes Vaterunser zu beten, belästige Gott nicht damit, - wenn du dies aber allein um der Provokation willen tust, weil du dir ausgerechnet hast, dass in der gegebenen Situation der Ausraster deines Kontrahenten sein Leben ruinieren würde, so kannst du dich schon mal auf Hitze, Trockenheit und Schwefel einstellen.

Freitag, 17. November 2017

Die feigen Verbrechen - Verzicht auf Notwehr und Verweigerung der Nothilfe





Jeder hat vom Hinhalten der anderen Wange etwas gehört, aber die wenigsten etwas verstanden. Beim Verneinen des Auge-um-Auge-Prinzips geht es um einen Racheverzicht, wenn man es sehr größzügig auslegen will, aber eigentlich nur darum, den Geist nicht dem Buchstaben unterzuordnen, sprich in jedem und jedem weiteren und nochmal anderen Fall nach seinem Gewissen zu entscheiden; es geht christlicherweise darum, Gerechtigkeit bewusst zu leben, denn maschinell gelebte Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Nächstenliebe ist des Menschen wie Gott ihn schuf unwürdig.

Wie verbrecherisch fahrlässig geht eigentlich der hinterhältige Hinhälter seiner Wange - und Zuhälter der Wange des zu beschützenden Schwächeren - mit dem Leben um, dass in der langen jüdisch-christlichen Tradition stets als heilig verstanden wurde? Was ist nachts an einem U-Bahnhof zu tun? Der Angreifer mag betrunken sein, eine schlechte Kindheit gehabt haben, einen der unglücklicheren Migrationshintergründe haben, oder einfach psychisch krank sein, - aber wieso muss ich mein Ich ihm opfern und mich an seine Stelle versetzen, an sein Leben, an seine Familie, an seine Zukunft denken? Was ist mit meinem Leben, mit meiner Familie, mit meiner Zukunft?

Ich habe großen Respekt vor Selbstmördern, die tot sind, und empfinde tiefe Verachtung für Selbstmörder, die noch leben. Die gescheiterten Selbstmordversucher sind nicht gemeint - gemeint sind die weltfremden Eskapisten, die geistlos über ihrem Leben, besser, ihrer Dahinvegetation schweben, die sich emotional von ihren Mitmenschen tragen, ihr Leben von sogenannten Umständen bestimmen und sich bereitwillig misshandeln lassen. Diese Charakterparasiten wähnen sich moralisch überlegen und charakterlich unverwundbar, dabei ist es nur das Nichts, das sie sind, das nicht verletzt werden kann. Sie leben nicht, sie werden gelebt; sie sterben nicht, sie sind schon immer tot gewesen.

Welchen Sinn hat es, ein gutes Leben zu führen, wenn man bereit ist, es einem Mörder vor die Füße zu werfen? Diese Opferhaltung ist ganz und gar nicht christlich, sie ist gottlos und nihilistisch. Wer sich nicht verteidigen kann, weil der Angreifer zu stark oder der Angreifer zu viele sind, ergreife die Flucht, werde listig, tu, was man tun kann, aber verfalle nur nicht in die Opferhaltung, denn diese zeigt dem Angreifer, dass man geschlagen werden will, und eben nicht die moralische Überlegenheit dieser falsch verstandenen Friedfertigkeit.

Wer als Erwachsener aus Feigheit keinen Mut zur Zivilcourage zeigt, ist ein erbärmliches Wesen, wer aber die Hilfeleistung aus der Kenntnis der Gesetzeslage oder aus rationaler Sorge um das eigene Leben unterlässt, handelt klug und pragmatisch, wenn auch kalt und gar brutal. Resultiert die Nichteinmischung in eine gefährliche Situation aus eigener gewissenhafter Abwägung, so ist sie zu respektieren, - und wer die Neutralität des Mitmenschen nicht respektieren will, breche zuerst die eigene.

Darf man einen Mörder töten? Man muss, wenn man den Mord ernst nimmt, und nicht als seelisch Toter über dem eigenen Leben, das selbstverschuldeterweise keines ist, Ehrenrunden schwebt. Darf man sich wehren? Natürlich. Streng genommen, hat man sogar die Pflicht dazu, sobald man auch nur den leisesten Zeigefinger in Richtung eines Selbstmörders hebt. Haltet die andere Wange hin - gebt zu, dass ihr Sünder seid, fehlerhaft, unaufrichtig, - werdet nicht hochmütig und wehrt Kritik nicht ab, bewahrt euch selbst vor moralischem Eigendünkel. Das ist es, was mit der anderen Wange gemeint ist. Verzicht auf Notwehr und Verweigerung der Nothilfe mit dem Feigenblatt der moralischen Skrupel zu rechtfertigen, ist nicht bloß beschämende Feigheit, sondern auch höchst perverse und in Anbetracht ihrer Konsequenzen sogar gemeingefährliche Feigheit.

Donnerstag, 16. November 2017

Mädchenerziehung und Massenmord





Man ekelt sich nicht nur vor der auf der Straße liegenden Hundescheiße, sondern - wenn nicht noch mehr - vor dem, der aus welchen Gründen auch immer sich auf der Straße hinkniet und sich die Hundescheiße in den Mund steckt. So scheiden Neid und Frust als Motivationen des Autors aus, das hier zu schreiben, denn es existiert nichts auf dieser Welt, worum der Autor einen anderen beneiden könnte, und Frust erzeugt höchstens die Tatsache, in dieser Zeit und auf dieser Welt geboren zu sein.

Liberalerweise legt man viel Wert darauf, dass die Frauen sich ihre Lebenspartner selbst aussuchen. In der Realität sieht die Damenwahl so aus, als würde man ein Kleinkind in einem Raum mit vielen großen roten Knöpfen aussetzen, auf denen steht: "Atombombe auf New York werfen" oder "In Brüssel Napalm regnen lassen" oder "Ebolavirus in Tokio aussetzen" usw. Die kleineren weißen und grauen Knöpfe bemerkt das Kind nicht, und die Konsequenzen der großen roten Knöpfe kann es nicht abschätzen, da es in der Regel nicht einmal lesen kann. Dadurch, dass die abscheulichsten Männer bevorzugt werden, tragen Frauen mit ihrer Partnerwahl den entscheidenen Teil zur Zerstörung dieser Welt bei, denn eine demoralisierte, moralisch indifferent gewordene Welt ist der ideale Nährboden für Charaktere wie Eichmann, Hitler oder sogenannte Amokläufer wie Breivik.

Viele werden sich angesprochen fühlen, wenige sind gemeint. Natürlich geht es um die schönen Frauen, sprich um jede 50-ste wenn nicht 100-ste Frau im Alter von 15 bis 30. Zu dieser Kategorie dürfen eher 8-jährige Mädchen als Hollywood-Sexbomben hinzugezählt werden, denn kein Mann  wird durch sexuelle Frustration gebrochen, es muss schon (enttäuschte) Liebe sein. Die klassische Mädchenerziehung war früher darauf angelegt, dass sich der Backfisch bei der Partnerwahl nicht vergreift; wenn die wohlerzogene junge Frau mit einer ehernen Selbstverständlichkeit lieber alte Jungfer bleibt, als dass sie männermäßig Hundescheiße frisst, hat die gute Erziehung ihr Werk vollbracht, - eine erfreuliche Nebensache, wenn die Dame nebenbei zwei-drei Sprachen gelernt hat und Klavier spielen kann.

Die wirklich verwahrlosten Kinder sind heute die bürgerlichen Mädchen. Wenn man sieht, welche weiblichen Promis deren Vorbilder sind, und für welche berühmten Männer sie schwärmen, muss man schwarz sehen. Den Jungs wird keine freiheitlich-demokratische Erziehung helfen (ob man ein Jahr Gymnasium streicht oder ein zusätzliches beifügt), angesichts solcher Mädchen nicht in den tiefsten Nihilismus zu verfallen, - und bei allen alibimäßigen Ausrufen wie "Nie wieder Auschwitz!" ziehen die Kinder und Enkel der Weltkriegsgeneration die Massenmörder von Morgen heran.

Verzweiflung ist angesichts solcher Befunde dennoch verfrüht. Noch gibt es die Möglichkeit, eine lesbische Elite auszubilden, die den Eltern ihre schönen Mädchen (das sind nur 1 bis 2%) wegnimmt, und in transhumanistischen Klöstern zu edlen Miezen erzieht. Diese könnten später die Schlüsselpositionen in Film und Fernsehen, Kunst und Kultur übernehmen, und wie Göttinnen über die Welt der Sterblichen schweben, ohne jemals den Boden zu berühren. Im Bewusstsein, dass die Schönheit nicht entweiht wird, wird erstmals ein tiefgreifender Weltfrieden möglich sein, denn die allererste Voraussetzung dafür ist der Wille zum Weltfrieden, der in einem Klima des Ekels, der Verachtung, der moralischen Indifferenz niemals entstehen könnte.

Montag, 13. November 2017

Was geschieht mit dem Bösen in der Hölle?





Nein, wer pubertiert und masturbiert, kommt sicherlich nicht dafür in die Hölle. Das moralisch-voyeuristische Interesse der Erwachsenen an der jugendlichen Sexualität - damit die Kindlein ja nicht sündigen - ist nur eine weitere Form des Kindesmissbrauchs. Mit ethischer Erziehung hat die Vergewaltigung des Gewissens nicht zu tun, auch nichts mit Religion, und noch weniger mit Aufklärung, - dass fahrlässige Schwangerschaft eine Sünde ist, macht das sexuelle Begehren und die Selbstbefriedigung noch nicht zu Kapitalverbrechen.

Woher weiß ich denn, dass man fürs Surfen im Internet mit offener Hose nicht in die Hölle kommt? Glauben ist, so Kant, ein subjektives Fürwahrhalten mit objektiv unzureichenden Gründen. Da Gott, das Absolute, unergründlich ist, kann ich nicht von ihm wissen, sondern nur an ihn glauben. Wissen kann ich nur, was Gott nicht ist: ein anthropomorpher Willkürherrscher, ein perverser Despot, ein grausamer Tyrann. Es gibt Religionen, die sich so einen Gott halten. Es sind allesamt Barbareien, die Kinder, welche in ihre Kulturkreise hinein geboren werden, psychisch (und nicht nur) misshandeln. Beim gegenwärtigen Stand der menschlichen Entwicklung gehören solche als Tradition getarnten Barbareien nicht toleriert, sondern kriminalisiert - weltweit, denn auch die abendländische Medizin heilt weltweit, und auch vor den Produkten westlicher Computertechnologie holt man sich weltweit einen runter.

Zur Hölle also mit den faschistoiden pädokriminellen Kulten, Religionen und Traditionen, - nun aber zur Hölle selbst. Kann man denn bei Trost behaupten, ein sadistischer Mörder, ein Kriegsverbrecher oder ein Menschenvernichtungsmanager etwa von Auschwitz verdiente die ewige Qual in der Hölle? Jedes Verbrechen, sei es noch so abscheulich, ist eine endliche Tat. Ist eine ewige Vergeltung nicht zu grausam, um gerecht zu sein? Gute Frage. Ist dann aber auch das ewige Himmelreich nicht zu viel des Guten? Keiner ist so gut, dass er auf ewig Glückseligkeit verdient hätte. Wieso klingt dies nun absurd, während der Einwand gegen die ewigen Höllenqualen so logisch ist?

Was wird vor, durch und von Gott gerichtet? Die endliche Tat? Diese soll, soweit es die zivilisatorische Entwicklung auf Erden erlaubt, zu Lebzeiten vergolten und gesühnt werden. Gott, der Unendliche, hat nichts mit der endlichen Tat zu tun; die endliche Tat geht ihn nichts an. Was Gott interessiert, ist der unendliche Wille.

Der sadistische Mörder tut seinem Opfer soviel an, wie physisch und phantasietechnisch möglich ist. Stellen wir uns vor, es wäre möglich, eine Höllenmaschine zu bauen, und Menschen damit ewig zu quälen - indem man etwa die erlebte Zeit ins Unendliche dehnen würde - , - wer will nur einen Cent darauf verwetten, dass eine solche Maschine nicht in kürzester Zeit zum Einsatz käme? Haben die Menschenvernichter von Auschwitz nicht mit dem Gedanken gelebt, sie würden die Vergasten direkt in die Hölle schicken? Wir sehen: beim endlichen Menschen scheitert es nur daran, dass sein menschliches Opfer sterblich ist, - sonst würde weder Gewissen noch Vernunft ihn dabei aufhalten, ewige Höllen für seine Mitmenschen zu errichten.

Die Hölle für das Böse ist verdient: nicht für die endliche Tat, sondern für den unendlichen Willen. Damit ist ausgeschlossen, dass für eine grausame Tat, der nichts als Verzweiflung zugrunde lag, die Tore der Hölle einem einmal aufgetan und für immer hinter einem geschlossen werden. Der böse Wille will aber kein erlittenes Böses rächen, sondern er will grundsätzlich das Böse tun, - nein, nicht immer, und auch nicht immer öfter, sondern nur sich alle Optionen offen halten, seinen Egoismus absolut setzen, und das Absolute relativieren.

Was geschieht mit dem Bösen in der Hölle? Wird er gegrillt, gepeitscht, wird ihm Sex vorenthalten, wird er gedemütigt, erniedrigt und beschämt? Nichts dergleichen. In der Hölle zieht nur alles Gute sich vom Bösen zurück, und lässt das Böse - und somit den Bösen, den bösen Willen, - mit sich selbst allein. Die Hölle ist der Ort, an dem das Böse ganz bei sich selbst ist. Alles Gute, alles Positive, alles, was negiert werden könnte, ist fort, das Böse kann nur noch sich selbst negieren. Somit ist auch der Widerspruch vom gequälten und quälenden Teufel gelöst: der Teufel kann nicht der Bademeister im Lavasee sein, und der zum Schwimmen Eingeladene zugleich, aber das muss er auch nicht, denn sein Wesen ist das Verbrennen, und da es in der Hölle nichts außer dem Bösen gibt, verbrennt das Verbrennen, negiert das Negieren sich selbst.

Ist die Hölle ewig? Ja, wenn der böse Wille ewig auf sich selbst beharrt. Er ist das Negierdende und das Negierte zugleich, und macht sich selbst somit die Hölle heiß. Gibt der Böse seinen Willen auf, so ist er nur noch das Negierte, aber nicht mehr das Negierende, - er wird vernichtet und erlöst. Wenn der transzendente Träger des Willens, die berüchtigte Seele, auch ontologisch seiend ist, erweist sich die Hölle im Nachhinein als das Purgatorium, und die gereinigte Seele lebt weiter und kann wieder in die positive Existenz treten.

Mittwoch, 8. November 2017

Egal ist nicht gleich





Nihilismus ist eine durchaus gesunde Lebenseinstellung. Nihilismus, zu dem man sich nicht bekennt (wie etwa im atheistisch-sozialistischen Gutmenschentum) ist eine Krankheit, aber nicht im medizinischen, sondern im diskurs(theor)ethischen Sinn: ihr seid ja krank!

Im Nihilismus gilt der Grundsatz, dass im Grunde alles egal ist. Viele (aufrichtige wie verlogene) Nihilisten verstehen dieses Prinzip falsch, nämlich als ein Dogma der absoluten Gleichheit aller Menschen, Dinge und Taten. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass aufrichtige Nihilisten weniger zu dieser totalen (und politisch totalitären) Gleichmacherei neigen, - allein schon deshalb, weil sie ihren Nihilismus nicht hinter einer aberwitzigen Maske der Marke "Weltverbesserer" verstecken, sondern sich offen dazu bekennen, dass das Leben als Ganzes sinnlos ist.

Nun ist unbestritten, dass es leckerere und eher fade schmeckende Früchte und Pralinen gibt, schönere und hässlichere Menschen, edle und verachtungswürdige Taten (die auch nach dem Wegfall der Moral ästhetisch das bleiben was sie sind), Siege und Niederlagen, Glück und Unglück. Der nihilistische Standpunkt ist nicht, dass ein Sieg und eine Niederlage dasselbe sind, sondern dass es letztlich egal ist, ob man gewinnt oder verliert. Der Nihilismus sagt nicht, dass ein Lügner und ein ehrlicher Mensch moralisch gleichwertig sind, sondern dass es am Ende egal ist, ob man ein guter oder ein schlechter Mensch ist.

Ob alles erlaubt ist, wenn es Gott (einen höheren, verbindlichen, absoluten Sinn des Weltganzen) nicht gibt, ist für den aufrichtigen Nihilisten eine unsinnige Frage, denn wo alles egal ist, ist nichts geboten, und darum kann weder etwas erlaubt noch etwas verboten sein. Die atheistisch-sozialistische Gutmenschenbewegung (ein faschistoider Humanismus) lässt keinen noch so privaten Lebensbereich von der Schikane der Gebote und Verbote aus. Nichts ist ihnen egal, aber alles ist ihnen gleich. Während der aufrichtige Nihilismus ("alles ist egal") also eine vertretbare und respektable Weltanschauung ist, ist der verlogene Nihilismus ("alles ist gleich") eine perfide Ideologie, und der Atheismus des verlogenen Nihilisten eine monotheistische (oder monohumanistische) dogmatische Religion ohne transzendenten Gott und mit nach Lust und Laune austauschbaren heiligen Schriften.

Montag, 6. November 2017

Suizid entspannt betrachtet





Man stelle sich Folgendes und noch Folgenderes vor: es ist menschlich eng und zwischenmenschlich schwül, die Stimmung ist gereizt, wie an Weihnachten, und die Familie ist kurz davor, am Hass, der sie all die Jahre zusammengehalten hat, zu zerbrechen. Da kommt auf einmal einer, egal wer, aus dem Badezimmer angerannt, und berichtet, dass einer, egal wer, tot in der Badewanne liegt, und neben ihm eine Rasierklinge. Endlich dürfen all die aufgestauten Gefühle raus, die, wenn sie ohne Anlass mitgeteilt worden wären, für großen Ärger gesorgt hätten; nun aber darf all die Wut aufeinander, all die Enttäuschung, Frust, Trauer, alles ans Licht, und keiner sagt jetzt, du sollst dich nicht so anstellen, im Gegenteil, man wird verstanden und getröstet, denn man hat soeben einen Angehörigen an den Suizid verloren.

Ach ja, der Suizid. Meist werden die Leute bei dem Thema sehr emotional: da meldet sich das limbische System, der tierische Teil des Hirns. Der menschliche Teil des Hirns wird ausgeschaltet, wo gerade bei diesem Thema Menschlichkeit doch angebracht wäre.

Mag sein, dass der Suizid ein Weglaufen vor Problemen ist, aber das wahre Problem so vieler Menschen ist, dass sie vor dem Suizid weglaufen. Sie tun einfach irgendwas, einfach um sich nicht umzubringen: einfache Menschen, die es sich zu einfach machen.

Nirgendwo sind Mut und Feigheit so nah beieinander wie im Suizid: zu feige, sich als z. B. homosexuell oder z. zweiten B. als Missbrauchsopfer zu outen, fasst man den Mut zum Freitod. Ja, Freitod, nicht Selbstmord: der Suizid ist ein Fest der Freiheit. Der Verzweifelte, dessen Selbstwertgefühl bodenlos versunken ist, hat im Moment des Entschlusses zum Suizid die Macht über Leben und Tod; der von Situationen, Beziehungen und Problemen Versklavte ist ein stolzer freier Mensch, der selbst entscheidet, all dem, was ihm das Leben zur Hölle macht, vorauseilenden Gehorsam zu leisten, und sich umzubringen.

Die wenigsten Menschen werden so edel sein, sich ohne äußeren Grund das Leben zu nehmen, - etwa aus der Einsicht, genug gelebt zu haben, und aus der Willenskraft, das eigene Leben wirklich frei und selbstbestimmt abzuschließen. Wer sich umbringen will, befindet sich in der Regel in einer subjektiv (und allzuoft auch objektiv) ausweglosen Situation, und es ist aufgrund der natürlichen Neigung aller Lebewesen, sich am Leben zu erhalten, sowie der angeborenen Frucht vor dem Tod und der Angst vor dem Sterbeprozess davon auszugehen, dass der angehende Selbstmörder alle alternativen zum Suizid erschöpft, bevor es sich entschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Die Befindlichkeiten Hinterbliebener nach einem Suizid lassen sich in den Vorwurf "Warum hast du uns das angetan?" zusammenfassen. Der egoistischen Ansicht von Eltern, Lebenspartnern, Kindern oder Freunden nach hat der sogenannte Selbstmörder nicht sein eigenes Recht auf Leben (welches ein Recht auf einen selbstbestimmten Tod beinhaltet) wahrgenommen, sondern eine ihnen nahestehende Person ermordet: ihr Kind, ihren Lebenspartner, ihren Verwandten oder Freund. Dass solche Besitzansprüche auf einen Menschen dem Zeitalter des Sklaverei angehören und gegen das Recht auf Leben verstoßen, ist leicht einzusehen, aber von der nihilistischen Annahme der objektiven Nichtigkeit aller Rechte und der Relativität aller ethischen Urteile ausgehend, darf nur eine Kritik der Befindlichkeit der Hinterbliebenen geführt werden.

Der Sohn, der Lebenspartner, die Mutter eines an Suizid Gestorbenen ist untröstlich traurig, was ihm als Folge seiner Tat vorgeworfen wird. Wie traurig muss aber ein Mensch sein, der sich selbst das Leben nimmt? Jedenfalls viel trauriger als die Hinterbliebenen, deren Trauer sich im Weinen und Gedenken leicht erschöpft, - und täte es sie nicht, wäre ihr Leben so unerträglich geworden, dass sie ihm ins Grab gefolgt wären. Wer als Angehöriger eines sogenannten Selbstmörders diesem seine Gefühle zum Vorwurf macht, beleidigt die Gefühle des Unglücklichen, indem er ihm einen emotional nicht hinreichenden Grund für den Freitod vorwirft: wer es sich psychisch leisten kann, an seine Angehörigen zu denken, ist in der Tiefe seiner Trauer noch nicht so weit, sich umbringen zu können. Wenn sich jemand aber selbst getötet hat, so ist davon auszugehen, dass seine Verzweiflung tiefer war als die Trauer seiner Hinterbliebenen nach seinem Tod jemals sein könnte.