Montag, 29. September 2025

Lin Eleine (1855-1886)

 



883 Meter über dem Meer in Lxiour geboren, bewohnte er statt des geerbten Hauses das Einbaumbaumhaus drei Meter über dem Gartenboden. Beim nächtlichen Betrachten der Weiten herunterklippwärts aus dem Baumhaus ahnte er voraus, dass 1886 sein Todesjahr wird.


Eleine unterschied das Kindische (Infantilität) und das Kindliche (Kitinität). Je höher ontologisch ein manifestiertes Wesen, umso höhere Kitinität weist es auf. Götter sind jugendlich, Gottheiten kindlich. 


Der Sinn des Lebens lag für ihn im Kuscheln mit Miezen. Er hielt dies nicht für seine Entdeckung, vielmehr für eine so selbstevidente Wahrheit, dass sie unausgesprochen bleibt.


Er starb auf einer Reise zu den nordwestlichen Inseln im Herbst 1886, kurz zuvor veröffentlichte er eine Geschichte der westlichen Philosophie vor Kjelde.

Vincent Delivereaux (1854-1897)

 



Als neunjähriger adliger Jungjüngling in die 18-jährige Hienne Cassite verknallt, wurde er zu ihrem ersten Schüler. Er entwickelte den embodimentalen Aspekt ihrer Bewusstensphilosophie und stellte fest, dass in einer echten Welt der Wert (und somit die Feinheit, die Zartheit) eines Wesens dessen Schönheit entspricht. Wäre zum hypothetischen und idiotischen Beispiel die Seele einer Fee in einem bauernfräulichen Körper geboren, würde sie aus embodimentaler Unverträglichkeit schnell sterben.


Als seine Verknalltgeitsgeliebte entschlief, begann er, in Träumen nach ihr zu suchen, und fand sie seinen Traumberichten von 1896 zufolge auf transzendenten Weltinseln eine Welt höher in ihrem Seelenalter von 22 verkörpert. Die Echtheit dieser Erfahrung bezweifelte der Wissenschaftler, der er auch halt eben halt nunmal halt war, bis zum Schluss, welcher ihn in einem Schneesturm ereilte. Es war nicht sein erster Mehrgrämmer, aber es war für ihn halt Zeit, und so endete sein Leben in einem extatischen Höhepunkt.


Kiite Aurele berichtete 1900 von einem Traum, in dem die Fee und ihr bester Schüler (in seinem Seelenalter von 13) auf einer Weltinsel eine Welt höher verkuschelt philosophierten. Kiite wiederholte diese Erfahrung so systematisch, dass er im Gegensatz zu Vincent nie an ihrer Echtheit zweifelte. Also schrieb er die Traumdialoge systematisch auf, fand auf jenen Weltinseln seine große Liebe (Seelenalter 15, wie er selbst), und veröffentlichte die philosophischen Gespräche 1902. 

Hienne Cassite (1845-1877)

 



Im Tempel von Lesbia aufgewachsen, hielt sie in ihren wunderschönen und unbeschreiblich zarten Händen schon früh das ontologische Hauptwerk von Alien Dark, und setzte sich ab 1863 an jedem Septembertag an den 1102-Meter-Höhenstein an der Basis der Transzendenten Stadt von Lxiour. 


Die Klippenstadt besteht bekanntlich aus drei Ebenen: der Tellurischen Volksebene, der Lunaren ab 365 Metern, der Solaren ab 775 Metern und der Transzendenten mit dem Tempel von Lesbia, wobei die Existenz der Ebenen dem Tag der Stadtgründung und die Neubenennung der Ontologie von Alien Dark urspringt. Immer verzärtelt, verwöhnt und verkuschelt, begeisterte sich die junge Denkerin über das wachsende wissenschaftliche Weltwissen, doch postulierte letztlich (was heißt letztlich: schon mit 22) das Primat des Bewusstseins.


Sie lebte in einem Beziehungscluster verkuschelter Miezen und Mädchen, wobei diese Elfen und Feen eine Paramonade (eine ontologische Beziehungsmonade mit wechselnden Kitinitäten) zartifizierten. Sie experimentierte mit Nichtkuscheln, schlief sogar einmal allein, schrieb einen erschütternden Erfahrungsbericht darüber und tat es nie wieder. Sie ermittelte eine maximale Nichtkuschelzeit von 5 Stunden im herzseeliologischen Defaultzustand und weniger als eine Stunde im Verknalltsein.


Das Bewusstsein eines ontologisch echten Wesens kann nur in der Schönheit existieren. Die ontologisch niedrigen Mängelwesen gleichen mehr oder weniger Automaten, Algorithmen, wobei es durchaus Welten geben kann, die selbst nicht ontologisch echt sind, und in denen männliche Seelen zwecks Prüfung inkarniert sein können.


In inniger Umkuschelung entschlief sie natürlichen Feenentschlafs im Feenhöchstalter von 32.

Samstag, 27. September 2025

Wachtang Kamikadze-Dschihadschihaschvili (1841-1900)

 



Ob es „Der Tod verhandelt nicht (Kiite Aurele, 1900)“ heißt, oder anders, der Tod hat nicht mit diesem gelehrten Messerstecher verhandelt: der Mann wurde im Hafen von Karakaraddgj abgestochen.


Der mingreleske Absnenkrinier war Soldat und wurde von den Vengern 1860 gefangen genommen. Nach dem Medizinstudium in Szabesz und dem Arztpraktikum in Psax (gesprochen: „Psäck“) bekam der Gefangene die vengrische Staatsbürgerschaft und siedelte schließlich nach Arenkord über, um im Stadtstaat junge Militärärzte auszubilden.


Der Mann trank und war gewalttätig, das kann man nicht verschweigen, aber er rettete viele Leben. Als er nach Ceachelle kam, 1872, ging es ihm darum, mit einer Expeditionsflotte die Welt zu bereisen. Er dachte nicht, dass eine Weltumrundung ihn zum Philosophen machen würde. 


Zurück in Arenkord, entwickelte er ab 1874 eine tiefenpsychologische und -philosophische Theorie der weiblichen Archetypen; zu den männlichen versprach er immer wieder, zurückzukommen, doch hielt sein Versprechen nie ein.


Er arbeitete in den 1880-ern mit Kiite Aurele zusammen, ließ es in den 1890-ern schneien, und ging schließlich 1898 auf seine zweite Weltumrundung, die er nicht überlebte. Er war sowohl ein tiefenpsychologisierender Philosoph als auch ein Zivilisationshistoriker, wie auch, warum auch nicht, ein Religionsmystiker.

Hiite Ingret (*1839)

 



Um tiefenpsychologische Erkenntnisse angereichert, hiech er Darks ontologischer Trias 1873/74 neues Leben ein. Ab 1881 ging er den Weg des Hochadlers bzw. seinen eigenen Weg als psychologischer Philosoph.


Radikale Erkenntnisse, nicht radikale Lehrmeinungen zeichnen diesen Philosophen aus; 1892 folgte sein weltenontologisches Werk, und damit der erste triassystemische Beitrag über Dark hinaus. Zwar zog er sich immer weiter in verschneite Berge zurück, doch kehrte im Mai 1903 als Philosoph zurück.


Aniaines Subjektphilosophie radikalisiert um das einzige wirkliche Problem der Philosophie, das Problem des Bewusstseins (nicht: „Warum ist etwas und nicht nichts?“, sondern „Was und warum ist Bewusstsein?“), charakterisieren sein Alterswerk. Ingret lebt in Lxiour und lehrt in Magny Court (seit 1903) und Arenkord (seit 1905). Das Erste Symposeum von Reburt (14-18.10.1911) fand unter seiner Leitung statt.



Nhieh Aniaine (1816-1876)

 



Der scharfe und scharf urteilende Denker fragte früh, ob kognitive Funktionen Fähigkeiten oder Substanzen in der Form von Subjekten seien. Selff wies ihn auf den Prozesscharakter des Selbst selbst hin, sodass sich diese Frage scheinbar erübrigte.


Doch aus einem klar definierten Wie wird nicht automatisch ein Was: Selffs extravertierte Intuition ist kein President of the United Self, und sein „inneres Kind“ ist kein wirkliches Kind. „Bist du dir sicher?“ fragte ein Epigone Selffs den Kritiker nach seinem ersten Vortrag in Ceachelle bedeutungsschwer.


„Wie funktioniere ich?“ ist kein „Was bin ich?“, wurde Aniaine nicht müde. Aber Selffs Schüler argumentierten mit der Überkomplexität der Psyche und der realen Unauffindbarkeit der formalen Ich-Identität.

J. X. Selff (1803-1869)

 



Der Paradigmenwechsler. Bereits in den 1830-ein verwissenschaftlichte er die archetypische Fiktionsanalyse, doch im Frühjahr 1853, kurz vor seinem 50-sten, bei der Beschäftigung mit der narrativen Kraft fiktiver Postapokalyptik, ging ihm eine Finsternis auf, und zwar tiefenpsychologischer Art.


Im Spätherbst 1854 formulierte er eine erste tiefenpsychologische Systematik, deren „geniale Idee“ darin bestand, Funktionen als Substanzen (und später Subjekte) zu beschreiben. Er zeigte sich mit dem Funktionieren seines tiefenpsychologischen Modells der Persönlichkeit so zufrieden, dass er auf substanz- und subjektontologische Einwände nicht mehr reagierte, zumal seine Anhängerschaft in Ceachelle von Jahr zu Jahr wuchs, und er zum Abschluss seiner Lehrtätigkeit 1864-1867 zum absoluten Diskursherrscher wurde.


Rücksehend ist leicht zu begreifen, warum die Vierte, oder zweite Negative Phase der Geschichte der Finisterre am Anfang zu Historismus und ab ihrem Spätsommer zu Psychologismus neigte: Es lag an der systemischen Dynamik der Kultur. Und so waren die kognitiven Karten und psychophysischen Urteilskräfte nicht gerade fair gemischt. Erst ab 1873 konnte die Hegemonie der Tiefenpsychologen gebrochen werden, doch die zwanzig Jahre der lichtdurchfluteten Finsternis waren eine wichtige dialektische Korrektur einer philosophischen Tradition, die sich in der Verabsolutierung erst des Wahren und dann des Guten ihren Transzendenzhorizont mit gedanklichen Wolkenkratzern zustellte.

Crouse Lawrie (1794-1860)

 



Logik um ihrer selbst Willen und Systemphilosophik bis zum Abwinken: Die unmittelbare Zeit vor der Psychologischen Wende (1853-1856) sah in diesem Langweiler ihren Abschluss. Er verkündete nicht ohne nickende Unterstützung, die Arbeit der Philosophie sei getan und nun müsste man nur noch handeln. 


Lawrie legte selbst mit die Grundlage für die Zeit der Psychologisierung, indem er Darks ontologische Trias vor allem geschlechtsphilosophisch auslegte: fast wahnhaft benannte er neutrale Dinge, Eigenschaften und Sachverhalte als männlich oder weiblich, und jagte dem Gedank der Substanzphilosophie in funktionalen Begriffen nach.


Dieser furchtbare Gedank verstärkte sich noch durch die unerschütterliche Perfektion von Darks ontologischer Systematik: In Ceachelle suchte man in alter Seefahrertradition neue Wege aus dem erschöpften System, in Irigayenne blühte bereits die erste psychologische Pflanze mit der phänomenologischen Psychologie des Weiblichen und dem Postulat des handelnden, aber leeren Subjekts als das Männliche.

Rayes Ur Bumm (1790-1844)

 



Der Vollepigone des Systemischen Historismus stammte aus dem nordostfernen Owenkiya und war ein Dieb. Nach dem Fall von Ikona (1806) und Aimikona (1809) floh er von den Besatzern durch ebenihr Land nach Westen. Als er ankam, hatte er Diebesgut im Wert eines prächtigen Landhauses dabei.


In seinen Zwanzigern mäanderte er zwischen dem Seeknast von Ceachelle und dem Vollzugsbauernhof in Houdaillebergen. Er nahm nichts ernst und gewann gerade damit die Sympathie vieler ausgebrannter Kriegsveteranen.


In seinen Dreißigern wurde er auf Schiffsexpeditionen mitgenommenen, wobei er in jedem der fremdländischen Häfen mindestens einmal Diebstahl beging. Er tat es zum Spaß oder als Wette.


Auf hoher See wurde er aus Langeweile zum Historiker. Auf dem Land wurde er dann Geschichtsphilosoph. Seine Hauptidee war das Volk als Organismus, wobei er das Individuum nicht unter einius Volontarius Generalius subsumierte, sondern diesem Bock in unterschiedlichen Levels zuerkannte: Am Anfang der Vitalphase haben über 90% der Individuen Bock, also findet die Gesellschaft statt. Immer mehr ziehen sich nach Wohlstands- und Statussaturation zurück und lassen die Gesellschaft verfallen.


Nichts Neues unter den Monden, urteilte Frightfear, aber philosophieliterarisch las er den Dieb, der alles andere als ein Plagiator war, am liebsten.

Wolfram Frightfear (1782-1845)

 


Kshatriyaromantischer Edelbrahmane, befasste er sich verbissenst mit männlichen Hierarchien. Die soziologische Anwendung von Darks Hauptsatz der Standesromantik ursprang ihm.


Der Priester phantasiert vom Kriegerdasein, dieser vom Schafehüten. Romantik ist Vereinfachung, Regression. Und so sah er kein Problem darin, dass das Land der Solaristen nach einem dreißigjährigen verheerenden Krieg wieder männerverlustreich kämpfen konnte: all der überzahlreiche ontologische Lehrstand träumte doch nur davon, in den Krieg zu ziehen. Der äußere Dschihad ist nunmal leichter als der innere.


Keren Drenthe (1779-1858)

 


Natürlich Epigone Darks, aber ist das nicht eher ein Lob? Legte die Trias des zeitlosen Philosophieweltmeisters erst soziologisch, dann mystisch aus. Endete im Horror.


Die Unterste Stufe faszinierte ihn: das Solare ist klar, das Lunare verständlich, aber was hat es mit dem Tellurischen auf sich? Kann ein Mensch etwa wie ein einfacher Bär einfach so existieren? Kann ein seiner Selbst bewusstes Wesen im Kreatürlichen voll aufgehen?


Furthermore, was wäre die dritte Ableitung des Logos? Dark sprach vom hypothetischen automatischen Subjekt ohne Bewusstsein seiner Selbst, dem Logem. Das Ding als Lebendiges zu denken, war Drenthes Ausflug ins Reich der Finsternis.


N. N. Denn (1772-1848)

 



Ende 1772 geboren, ziemlich genau zu der Gründungszeit der Akademie von Ceachelle, begründete der theoretische Radikalskeptiker als praktischer Positivitätspositivist den Negativen Nihilismus.


Schon mit 18, Hochende 1790, postulierte Denn den Praktischen Hauptsatz des Nihilismus: willst du beweisen, dass du wirklich Nihilist bist, dann musst du den Freitod wählen.


Wer trotz angeblichen Nihilismusses noch lebt, glaubt an etwas. Denn betonte, dass anders als in möglichen schlechten Welten kein furchterregender Türsteher vor der Schwelle zum Tod steht, und das Sterben selbst wie ein gemütliches letztes Einschlafen ist. Darum kann selbst der ängstliche Nihilist den Nichtsuizud nicht mit Todesangst rechtfertigen.


Die Nihilisten sollten sich in ihr geliebtes Nichts zurückziehen und die Welt denen überlassen, die sie nicht negieren, so Denn.

Ender N. And One (1768-1830)

 



Der vitalistische Historismus ab 1824 hatte mit einem gedoppelten Nihilismus zu kämpfen, der kontingenten Freiheit und dem entropischen Determinismus. Der Hohepriester der Vitalspannung sah den Ausweg in der individuellen Verinnerlichung sozialer Prozesse.


Ein dynamisches Volk mit hohem Vitalwert, wie die Colochmeten im 12. Jahrhundert, besiegt stärkere und besser bewaffnete Gegner, doch wird unvermeidlich dekadent und geht letztlich unter, wobei der Untergang umso spektakulärer ausfällt, je höher der Vitalwert beim entscheidenden inneren Konflikt noch ist. Darin sahen die historischen Nihilisten eine unabweisbare naturgesetzliche Entropik. Das plötzliche Auftauchen eines neuen Volkes erschien als kontingente Emergenz.


And Ones Lösung bestand darin, die historischen Prozesse als Tendenzen zu deuten: er lehnte deterministische Notwendigkeit ab mit Verweis auf persönliche Freiheit. Diese rettete er vor der kontingenten Beliebigkeit, indem er das freie individuelle Handeln in einen vielschichtigen Bezugsrahmen einbettete.




Linn Crouch, 1827:

Moncur bleibt bei Verstand und Vernunft, aber mit offenem Transzendenzhorizont, also nicht mechanisch oder deterministisch. And One aber ist ein Geschichtsphilosoph des Willens. 

Moncur setzt auf den Logos, und vermeidet die Weltimmanenz. And One setzt auf den Willen, und macht klar, dass der Wille nicht im Vakuum handeln kann.

Linn Crouch (1761-1828)

 



Der Dualist der Nachkriegszeit ist der Entwederöderer schlechthin: Crouch weitete die Spanne von Gut und Böse von der Moralität auf die Ästhetik und sogar die Logik aus, und nannte die Lüge das logisch Böse und das Ekelhafte das ästhetisch Böse. Ihm nachempfunden ist die folgende Passage:


Der Hass auf das Böse dirimiert sich in die Verachtung des moralisch Bösen und den Ekel vor dem ästhetisch Bösen, wobei sich die Verachtung des moralisch Bösen in die Feindschaft gegen den bösen (oder bereits den nicht-guten) Willen und die Verachtung der Lüge dirimiert, - die Lüge ist die Sünde gegen das Wahre, der böse Wille gegen das Gute, das Ekelhafte gegen das Schöne.

Wer das Böse nicht hasst, kann entweder schlecht oder böse sein, jedoch niemals gut. Es kann keinen guten Willen geben, der gegenüber dem Bösen gleichgültig wäre; ein guter Wille verabscheut einen bösen Willen zutiefst und schätzt einen nicht-guten Willen verachtungsvoll gering. Ein guter Charakter begegnet der Lüge mit Empörung und Zorn, denn das Wahre ist das Fundament des Lebens des Geistes. Der gute Charakter schaut die Idee des Schönen in äußerster Klarheit, und ist ästhetisch hochsensibel.

Wer sich bis zum Lebensüberdruss ekelt sowie die Lüge und den bösen Willen verachtet, ist noch nicht gut, solange er nicht das Schöne mehr liebt als er das Ekelhafte hasst, solange er nicht das Gute mehr liebt als er das Böse hasst, solange er nicht die Wahrheit mehr liebt als er die Lüge hasst. Guter Hass ist das unvermeidliche Komplement der Liebe, und besteht nicht ohne sie. Hass ohne Liebe jedoch ist nichts als eine niedrige Gemütsregung.

Xician Loken (1752-1816)

 



Die seit dem Herbst 1753 grassierende Legende von einem Haus, in dem sich die Weltenachse befindet, die wie ein Treppenhaus aussieht, arbeitete Loken 1795 aus. Er warnte aber davor, den Weltenaufstieg als eine bloße technische Angelegenheit zu betrachten, und den Abstieg als ein für Horrorgeschichten typisches Kontingenzszenario.


Philosophisch wurde seine Theorie der Weltenachse jedoch wenig rezipiert: die Kriegszeit verlangte nach Mystik. Nach dem Krieg setzte er im Stadtrat von Ceachelle durch, auf dem Klippenkloster einen permanenten Platz für Achsenkundige aus Dorcor zu schaffen. 

Aniki Ane (1731-1804)

 


Der junge Mystiker ist auch ein alter Mystiker geworden: 1744-46 war seine erste mystische Zeit und, wie er selbst später sagte, die Zeit seines Lebens. Als hochbegabter Junge dachte mit 13-15 alles bereits voraus, was die spätere Grundlage seiner existenziellen Mystik bilden würde.


Die Welt sah er grundlegend als einen mystischen Ort an: die Logik sei nur funktional, doch Erleben sei grundsätzlich mystisch. Die Welt sei voller Orte, an denen das Mystische unmittelbar offenbart wird. Er lachte über angebliches Geheimwissen bezüglich der weltenübergreifenden Portale, da er keinen Mangel an Möglichkeiten sah, andere Welten zu betreten.


Im Krieg von 1780-1811, der den Krieg von 1614-1645 sowohl in der Zerstörerischizität als auch im Siegreichtum übertraf, wurde der junge Mystiker zum alten Krieger und interpretierte Moral vermehrt als Kampfmoral und Philosophie als Spielphilosophie im taktischen Kriegsspiel.



Xerx Wexel (1728-1789)

 



In den durchausharten 1760-ern nach dem erschöpfenden Iniischen Krieg rangen die moralischen Revolutionäre der Moralischen Revolution nach verbindlicher Begründung für die Gültigkeit der Moralität überhaupt. Diesmal war nicht der übliche Nihilismus, sondern das harte Leben der Gegner.


Wexel war der strengste Formalist unter den Moralbegründern; sein Wirken gipfelte in der zähen und fruchtlosen Kopfballsaison 1772/73. Ab 1774 war dann abzusehen, dass das Zeitalter der idealistischen Philosophie vorbei war, und sich eine neue, diesmal sehr lange und existenziell ernste mystische Nacht anbahnte.


Wexel vereinsamte als Sichselbstianer im Idealismus der Vernunft so sehr, dass er sich von der Lehr- und Lerntätigkeit in sein Gartenhaus zurückzog, wo er die Realität hinter sich ließ und sich nur noch mit Fiktion beschäftigte.

Freitag, 26. September 2025

J. J. J. Moncur (1724-1773)

 

 



 Das 1750 erschienene Hauptwerk des Geschichtsphilosophen ließe sich, wenn überhaupt, dann so idiosynkratisch wie „Wann kommt Ronald de Boer?“ übersetzen. Es beherrschte in jenem Jahr nicht nur den historischen Diskurs. Vor allem die Umkippthese (1613) wurde heiß diskutiert.

Naturhistorische, politische und soziale Phasen waren nie zuvor derart wissenschaftlich anspruchsvoll ausgearbeitet, und natürlich trug der Rückenwind der Moralischen Revolution zu einer Prädestinationsstimmung bei.

Der Geschichtsphilosoph sollte, was die Zukunft betraf, recht behalten. Der große Krieg (1780-1811) und das konservative 19. Jahrhundert wurden nicht nur vorausgesagt, sie wurden als historische Notwendigkeit auch erklärt, wobei die Kontingenzen sich, wie von ihm erwartet, aufhoben. 

Nichtkontingenz wurde immer wieder mit Determinismus verwechselt, wogegen sein Vorwurf auf die Verwechslung von Freiheit und Kontingenz zielte. Er gewann sowohl rhetorisch als auch faktisch-historisch.

Juni Jungkind (1721-1754)

 

 

 

In den 1740-ern blühte der Nihilismus so wie nur selten, wie so oft. Eine positive Metaphysik des Nichts konzipierte der aus dem Waldgebiet zwischen Reburt und Arenkord stammende junge Genialphilosoph Jungkind. Er war kein metaphysisch ernster Denker, mehr ein verspielter Geist, der spielerisch mit Konzepten spielte. Hier sein wohl strengster metaphysischer Gedankengang ins Karge übersetzt:



Das Nihilium des Nichts


Das Gebot

Am Anfang war das Nichts, und es ist nirgendwohin verschwunden. Um es zu finden, gehe nirgendwohin oder nach Nirgendwo. Am Ende wird das Nichts sein, oder nichts wird sein, und es ist weder zu vernichten noch vor seiner Vernichtung zu bewahren. Das Nichts fordert nichts von dir, und diese Forderung soll dein einziges Gebot sein.


Die Ursache

Das Nichts ist nicht verursacht und nicht selbst Ursache. Was aus dem Nichts entsteht, entsteht und vergeht in Freiheit. Was verursacht ist, ist vor dem Angesicht des Nichts nichtig. Was Ursache sein will, unterschlägt die Endnichtigkeit der Wirkung. Was unmittelbar nichtig ist, vermittelt Vernichtung. Es gibt kein sinnvolles Handeln, das auf einer Ursache gründet. Was im Endzweck nichtig ist, ist dasselbe, denn der Zweck ist ebenso eine Ursache. Handle nicht wie ein Automat nach Ursachen und Zwecken, handle in Freiheit aus dem Nichts.


Die Negation

Alles, was sich dem Nichts entgegenstellt, in dem es sich selbst als absolut behauptet, bekommt sein Recht in deiner Negation. Alles Kontingente ist dem Nichts eine Möglichkeit, ob verwirklicht oder unverwirklicht. Du kannst nur feststellen, dass es genauso anders oder überhaupt nicht sein könnte. Alles Sein behauptet sich selbst als ein Sollen, um sich zu erhalten. Es gibt jedoch keine gesetzgebende Realität, es gibt nur ein unmittelbares So. Das Vorgefundene ist der Negation des Vorfindenden ausgeliefert, - schreckt er vor der Negation zurück, äußert er seinen Willen, das Vorgefundene in seiner Soheit zu erhalten. Die Gesamtheit der liebgewonnenen Soheiten ist der Grad der Selbstnegation; alles, was du selbst nicht bist, zu erhalten, führt deine Existenz in einen Zustand der Schuld.


Die Schuld

Indem du deinen Willen daran hängst, der Vernichtung Ausgeliefertes zu erhalten, kreditierst du kontingentes Seiendes. Da es dein Wille ist, dieses Seiende in seinem Sosein zu erhalten, bist zu zugleich Gläubiger und Schuldner. Im Falle der Vernichtung, der vollzogenen Negation eines Seienden durch ein anderes Seiendes, oder der Veränderung des Soseins des zu erhaltenden Seienden, verfällt der Gegenstand deines Glaubens, aber die Schuld bleibt dir als Schuldigkeit, dasselbe Seiende in seinem Sosein wiederherzustellen, erhalten. Die Gesamtheit dessen, woran du glaubst, ohne es evident vor dir zu haben, stellt deine Existenzschuld dar.


Der Glaube

"Ich glaube an Gott" bedeutet also nur "Ich habe einen Gott auf Kredit". Der geglaubte Gott ist ein Tempel, auf Spekulationssand gebaut, eine Seifenblase, ein vom Willen umhülltes Nichts. Jedes Nichts, das du vereinzelst, dem ewigen Nichts entreißt, erhöht deine Existenzschuld. Bald erscheint dir die Hölle, der Ort der sogenannten Gottesferne, oder des besser zu nennenden Willensbankrotts. Die Hölle ist, nicht loslassen zu können, aber sich vom auf bloßen Glauben hin Angenommenen nicht trennen zu wollen. Das Eigentliche ist dein Eigentum: was ohne dein zutun da ist, gehört dir, was du aber durch deinen Glauben in Besitz nimmst, ist Eigentum des Nichts, welches du ebenjenem schuldest.

Alien Dark (1718-1800)

 

 

 Der Philosoph der Moralischen Revolution von 1747/48 ist der klassische Staatsphilosoph der Finisterre, dessen Leben und Werk in jeder Generation neu reflektiert wird. Die Verwirklichung seiner Ideen und Ideale bedeuteten einen stetigen Zuwachs an Macht und Bedeutung für das Land seit dem Sommer 1748. 

Absolut geltende ontologische Hierarchien sind das Grundgerüst seines Lebenswerks; abgesehen vom legendären Archiv in Lxiour haben auch Schulen in Reburt und Arenkord beträchtliche Nacharbeit hinterlassen.

Ontologisch ist die Lehre der archetypischen Weltenhierarchie bei ihm schon angelegt, die Ausarbeitung bedurfte jedoch tiefenpsychologischer Forschungen, deren Zeit erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam.